So sehen die Stuttgart-21-Pläne für Bad Cannstatt aus. Foto: Deutsche Bahn

Im Frühsommer wird die Fußgängerbrücke, die über die B 10 führt, abgerissen. Sie fällt dem Bau des Rosensteintunnels zum Opfer. 2015 muss auch der Neckarsteg weichen. Die Holzbrücke ist der S 21-Neckarbrücke im Weg.

Bad Cannstatt - Es ist eine beliebte Joggingstrecke. Spaziergänger, die im Rosensteinpark unterwegs sind und einen Abstecher zum Stadtstrand machen, nutzen diesen Weg; genau wie Bad Cannstatter, die in die Wilhelma wollen. Gerade im Sommer herrscht auf den Fußgängerbrücken zwischen Bad Cannstatt und dem Rosensteinpark Hochbetrieb. Doch damit ist bald Schluss. Im Frühsommer wird der Elefantensteg abgebrochen. Laut Auskunft der Stadt beginnt der Abriss im Mai. Die Fußgängerbrücke, die über die B 10 führt, liegt im Eingangsbereich des neuen Rosensteintunnels. 2015 muss auch der Neckarsteg weichen. Die Holzbrücke, auf der Fußgänger seit 1977 den Neckar überqueren können, ist der S 21-Neckarbrücke im Weg. Einen exakten Termin für den Abriss gebe es noch nicht. Zuerst müssten alle Aufträge in diesem Abschnitt vergeben sein, sagt ein Sprecher des S 21-Kommunikationsbüros.

Der geplante Brückenabriss löst bei den Bewohnern des Bezirks zum Teil Bestürzung aus. „Sehr schade, dass die Brücken abgerissen werden“, kommentiert ein Bürger auf der Facebook-Seite unserer Redaktion. „War immer der kürzeste Weg zur Wilhelma“, schreibt ein andere Nutzer und eine weitere Userin merkt ironisch an: „Die Stadtstrand-Besucher können ja schwimmen.“ Doch wenn es bei der derzeitigen Planung bleibt, werden sich die Bad Cannstatter gedulden müssen. Erst wenn die neue Neckarbrücke fertig ist, wird es wieder eine direkte Fußgängerverbindung zwischen Bad Cannstatt und dem Rosensteinpark geben. Unter der Eisenbahnbrücke soll ein Steg für Fußgänger und Radfahrer angehängt werden. „Die Bauzeit ist mit vier Jahren veranschlagt“, sagt der Sprecher des Kommunikationsbüros.

Unter der Brücke soll ein Steg für Fußgänger angehängt werden

Solange sollen Jogger, Spaziergänger und Besucher des Naturkundemuseums im Schloss Rosenstein auf die König-Karls-Brücke ausweichen. Für Peter Mielert, den Sprecher der Grünen-Bezirksbeiratsfraktion, ein nicht hinnehmbarer Zustand. Mielert gibt unter anderem zu bedenken, dass Kindergartengruppen aus dem ganzen Land am Cannstatter Bahnhof ankommen, um von dort in die Wilhelma oder das Schloss Rosenstein zu laufen. Sowohl die Kreuzung Mercedes-/König-Karl-Straße als auch der mögliche Weg über die Rosensteinbrücke, sei für Kinder „sehr gefährlich“. Die Bahn betont allerdings, dass die „Wegeführung über die Straßenüberführung der König-Karl-Straße von Bahn und Stadt Stuttgart als vertretbar bewertet“ worden sei. Einige Facebook-Nutzer sehen das ähnlich: „Klar nutzt man die marode Holzbrücke, doch so lange dort gebaut wird, will ich eh dort nicht mehr lang. Wir weichen aus und nehmen die König-Karls-Brücke oder die Rosensteinbrücke“, schreibt eine Userin.

Die Bezirksbeiräte von SPD, SÖS/Linke und Grünen haben die Verwaltung hingegen im Juli 2013 aufgefordert, zu prüfen, ob an der südlichen Seite der heutigen Eisenbahnbrücke ein Interimssteg für Fußgänger denkbar wäre. „Wir haben bis heute keine Antwort“, sagt Mielert. Unlängst hat sich auch die Grünen-Gemeinderatsfraktion eingeschaltet. Sie schlägt vor, schon heute eine neue Fußgängerbrücke zu bauen. Sie soll ein Stück weiter nördlich über den Fluss führen, damit sie dem Bahnprojekt nicht im Weg ist. Um die neue Brücke zu finanzieren, regen die Grünen an, auf den unter der Neckarbrücke vorgesehenen Fußgänger-Steg zu verzichten. Eine Idee, die im Sozialen Netzwerk auf Zustimmung stößt. „Finde ich gut, weg mit dem Altholz und her mit einer Brücke, die auch Radfahrer nutzen können, ohne Brücke geht’s natürlich gar nicht“, schreibt ein Facebook-Nutzer. Ein Sprecher der Stadt erklärt hierzu allerdings, dass die Planung und der Bau einer solchen Fußgängerbrücke mindestens zweieinhalb Jahre dauern würde. „Die Kosten für einen neuen Steg werden deutlich höher liegen als die Kosten für den untergehängten Steg an der Bahnbrücke“, sagt der Sprecher weiter. Die Haushaltsmittel für die Mehrkosten, die in diesem Fall von der Stadt zu tragen wären, könnten erst für den Haushalt 2016/2017 angemeldet werden. Den Neckar könnten Fußgänger und Radfahrer somit frühestens 2017 über diesen Steg überqueren.

Für die CDU ist der Vorschlag der Grünen keine Option

Für die CDU Bad Cannstatt ist der Vorschlag der Grünen ohnehin keine Option. „Das Neckarknie in Bad Cannstatt hat eine hohe landschaftsprägende Bedeutung, die nicht durch eine zusätzliche ... Brücke ... beeinträchtigt werden darf“, heißt es in einer Stellungnahme. Die vorgesehene Kombination aus Eisenbahn- und Fußgängerbrücke sei die beste Lösung. Trotzdem solle geprüft werden, ob nicht während der Bauzeit eine Verbesserung für Fußgänger erreicht werden kann; etwa indem der bisherige Holzsteg ganz oder in Teilen möglichst lange erhalten bleibt. Daraus dürfte allerdings nichts werden. Erklärt doch der Sprecher des Kommunikationsbüros, dass der Holzsteg zuerst abgerissen werden muss, damit der Bau der neuen Brücke überhaupt beginnen kann.