Die Bahn führt im Kreuzungsbereich Arlberg-/Benzstraße Sondierungsbohrungen nach Fliegerbomben durch. Foto: Mathias Kuhn Foto:  

Die Bahn sondiert in den Herbstferien den Untergrund am Karl-Benz-Platz in Stuttgart nach eventuellen Fliegerbomben. Es werden Verkehrsbehinderungen erwartet.

Untertürkheim - Untertürkheim bekommt in den Herbstferien eine weitere Baustelle: Die DB Projektgesellschaft Stuttgart–Ulm sondiert am Karl-Benz-Platz den Untergrund. Mit 830 Probebohrungen sucht sie nach Fliegerbomben, die von den Luftangriffen auf das Daimler-Werk während des Zweiten Weltkriegs noch in bis zu sechs Meter Tiefe liegen könnten. Schließlich will die Bahn die zwei Tunnelröhren unter dem Karl-Benz-Platz hindurch zum künftigen Wartungsbahnhof weiter vorantreiben. Andreas Dörfel, der Teamleiter unter anderem für den Bau des Tunnelabschnitts, der vom Hauptbahnhof nach Untertürkheim führt, brachte am Dienstagabend die Bezirksbeiräte und Zuschauer auf den aktuellen Stand. „Wir haben vom Zwischenangriff in der Ulmer Straße je zwei Tunnelröhren unter dem Neckar hindurch in Richtung Obertürkheim und in Richtung Benzstraße vorangetrieben.“ Die beiden Tunnelröhren der Untertürkheimer Kurve, die auf Höhe des Güterbahnhofs wieder ans Tageslicht kommen, haben bereits das Stadtbad unterquert. „Wir befinden uns nun unter dem Gelände des Mercedes-Benz-Werks“, so Dörfel.

Entgegen den ursprünglichen Planungen der Bahn werden beide Tunnelröhren ausschließlich von Wangen aus gegraben. Die letzte Phase vor Erreichen der Oberfläche beginnt. Sie soll bis Frühjahr 2019 abgeschlossen sein. Das führt nun allerdings dazu, dass die Bahn bereits jetzt – und für die Bezirksbeiräte etwas überraschend – den Bereich am Karl-Benz-Platz auf im Boden schlummernde Blindgänger prüfen muss. Auf Luftaufnahmen aus dem Jahr 1945 sind etliche Bombenkrater rund ums Daimler-Stammwerk zu sehen. Überreste von Fliegerbomben könnten in bis zu sechs Meter Tiefe liegen.

Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg

Der Tunnelbau für die Untertürkheimer Kurve steigt nun kontinuierlich an und nähert sich dem Bahngelände. „Um weiterhin sicher bauen zu können, muss der Untergrund der Benzstraße zuvor auf Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg untersucht werden“, erklärt Dörfel. Die Bahn will dazu den verkehrsschwächeren Zeitraum während der Herbstferien von Samstag, 27. Oktober, bis einschließlich Sonntag, 4. November, nutzen. Um die 830 notwendigen Bohrungen innerhalb der Ferienwoche bewältigen zu können, werde rund um die Uhr gearbeitet. Bagger mit Bohrgestänge bohren rund 15 Zentimeter große Löcher. Mit einer Sonde werde dann der Untergrund auf Anomalien geprüft, anschließend die Bohrlöcher wieder verfüllt und mit Asphalt geschlossen – provisorisch. An Ostern 2019 erhält der Bereich dann einen neuen Belag. „Für zehn Gebäude im Bereich der Benz-/Duttenhöfer- und Gaggenauer Straße übersteigt die Lärmbelastung den zulässigen Grenzwert. Ihnen werden wir Hotelübernachtungen anbieten“, so Dörfel.

Umleitungen ausgeschildert

Die Bohrungen wirken sich auch auf den Verkehr aus. Das Untersuchungsgebiet befindet sich im Kreuzungsbereich Arlbergdurchlass/Benzstraße. Die Bahn hat zwei Bauphasen geplant. Werktags – ausgenommen sind die Hauptverkehrszeiten von 6 bis 9 Uhr und von 15.30 bis 18.30 Uhr – wird die Abbiegespur vom Arlbergdurchlass in Richtung Benzstraße gesperrt. Die Geradeausbeziehung von der Benzstraße zur Inselstraße/Bruckwiesenweg sowie die Linksabbiegemöglichkeit aus dem Arlbergdurchlass bleiben erhalten. Nachts von 20 bis 6 Uhr und an den Sonn- und Feiertagen wird die Linksabbiegemöglichkeit von der Arlbergstraße in Richtung Karl-Benz-Platz sowie von der Benzstraße in Richtung Arlbergdurchlass gesperrt. „Wir werden Umleitungsstrecken ausschildern“ , sagt Dörfel. Verkehrsgutachter Jürgen Karajan rechnet vor allem in der Arlbergstraße mit Staus. Er hofft, dass sie wegen der Ferien aber nicht so gravierend ausfallen.

Und was ist, wenn ein Blindgänger gefunden wird?, wollten die Bezirksbeiräte wissen. Zunächst müsse die Sondierung ausgewertet werden, so Dörfel. Auch bei den bereits durchgeführten Sondierungen im Bahndamm seien vier Anomalien festgestellt worden. Diese Verdachtsflächen seien dann freigelegt worden. Dabei seien aber nur Metallstücke vom Dammbau gefunden worden. Die Wahrscheinlichkeit eine Bombe zu finden, scheint also gering. In Verdachtsfällen werde die Bahn aber eng mit dem Kampfmittelbeseitigungsdienst zusammenarbeiten.