Die Ryanair-Piloten wollen von Mittwoch an erneut 24 Stunden lang streiken (Archivbild). Foto: dpa

Ryanair hat mit seinen Piloten in Irland und Italien Tarifverträge abgeschlossen. Der deutschen Vereinigung Cockpit sind die dort erzielten Ergebnisse aber nicht genug. Neue Streiks drohen.

Frankfurt/ Main - Passagiere des Billigfliegers Ryanair müssen sich wieder auf Piloten-Streiks einrichten. Die Vereinigung Cockpit hat die rund 400 in Deutschland stationierten Kapitäne und Co-Piloten für diesen Mittwoch (12. September, 3.01 Uhr) zu einem erneuten 24-Stunden-Streik aufgerufen. Wie beim ersten Arbeitskampf Mitte August geht es erneut um die Gehälter und Arbeitsbedingungen der bislang ohne Tarifvertrag fliegenden Piloten des größten Billigfliegers in Europa.

Zwischenzeitlich hat das Unternehmen mit den nationalen Pilotengewerkschaften in Italien und Irland separate Abschlüsse getroffen, die aber der deutschen VC offenkundig nicht ausreichen. Die Einigungen könnten nicht als Blaupause für eine Lösung in Deutschland dienen, erklärte die VC am Montagabend in Frankfurt. In Irland sei noch keine Vereinbarung über Vergütung und allgemeine Arbeitsbedingungen geschlossen worden. Selbst neue Streiks seien dort nicht ausgeschlossen. In Italien seien strukturelle Fragen bei Arbeitszeit und Vergütung „unzureichend geregelt“.

Schon Mitte August hat Ryanair 400 Verbindungen abgesagt

Die Parteien konnten sich auch nicht auf einen Schlichter einigen, wie es Ryanair zur Konfliktlösung vorgeschlagen hatte. Laut VC beharrte das Management auf einem Mediator aus Irland, der nicht über die für Deutschland notwendigen Rechtskenntnisse verfüge. Umgekehrt habe Ryanair mehrere von der VC vorgeschlagene Schlichter abgelehnt. „Ryanair will mit ihrem Vorschlag offenbar ein Tarifdiktat durch die Hintertür erreichen. Das ist mit uns nicht zu machen“, erklärte VC-Tarifvorstand Ingolf Schumacher in einer Mitteilung.

Am 10. August hatten die deutschen Piloten gemeinsam mit Kollegen aus den Niederlanden, Belgien und Schweden die Arbeit niedergelegt. Die Airline hatte in der Folge rund 400 Verbindungen abgesagt, rund ein Sechstel des für diesen Tag geplanten Europa-Programms. Betroffen waren rund 55 000 Passagiere. Ein Drittel der Flüge in Deutschland konnte damals stattfinden, weil die Maschinen aus dem nicht bestreikten europäischen Ausland gekommen waren. Auch die österreichische Laudamotion musste damals eine Reihe von Flügen absagen, da sie auf Leihmaschinen der Ryanair angewiesen ist.

Auch Flugbegleiter verlangen höhere Gehälter und bessere Arbeitsbedingungen

Gewerkschaften und Ryanair beschuldigen sich bislang gegenseitig, die seit dem Winter laufenden Verhandlungen zu blockieren. Die VC will bei der Airline erstmals ein System aus Vergütungs- und Manteltarifvertrag etablieren und zieht zum Vergleich Konkurrenten wie beispielsweise die Tuifly heran. Ryanair verweist auf günstige Arbeitszeitraster und hohe Endgehälter ihrer Kapitäne und Copiloten, die über dem Niveau von Eurowings oder Norwegian lägen. Das Unternehmen will nach eigenen Angaben keine Vereinbarungen treffen, die das Niedrigkostenkonzept in Frage stellen.

Neben den Piloten verlangen auch die Flugbegleiter in verschiedenen europäischen Ländern höhere Gehälter und bessere Arbeitsbedingungen. Einige Gewerkschaften etwa in Spanien und Portugal haben ebenfalls schon gestreikt. In Deutschland mit rund 1000 Flugbegleitern verhandelt die Gewerkschaft Verdi mit der Billigairline, die zudem auch mit Konkurrenzgewerkschaft Ufo spricht. Verdi will auch gegen Befristungen, Leiharbeit und kurzfristige Versetzungen angehen.