Die Hauptversammlung von RWE erregt die Gemüter. Foto: dpa

Das Management von Deutschlands zweitgrößtem Energieversorger stellt sich heute seinen Anteilseignern. Das wird ungemütlich. Eine Dividende gibt es nicht. Die Fehler der Vergangenheit wiegen schwer, meint Wirtschaftsredakteur Walther Rosenberger.

Essen - Gemütlich wird es nicht, auf der Hauptversammlung von Deutschlands zweitgrößtem Energieversorgung RWE am heutigen Mittwoch. So viel ist klar. Die Aktionäre, das haben sie im Vorfeld angekündigt, werden ihrem Ärger über die Versäumnisse im Management von Europas dreckigstem Versorger Luft machen.

Wie wohl kein zweites Unternehmen kämpft der Essener Energieriese mit dem radikalen Wandel, den der Boom erneuerbarer Energien ausgelöst hat. Kein anderer Energiekonzern auf dem Kontinent stößt im Jahr 16 der deutschen Energiewende mit seinen Kraftwerken mehr Kohlendioxid aus, als das Essener Konglomerat. Seit der letzten Hauptversammlung im Jahr 2015 hat die RWE-Aktie rund die Hälfte an Wert verloren. Und das Rating, das über den Zugang des Unternehmens zu frischem Kapital entscheidet, ist mies. Genau das aber hat RWE nötiger denn je. Um beim Trend zu erneuerbaren Energien, den die Essener Kohle- und Atomstromer jahrelang verschlafen haben, wieder aufzuholen, muss investiert werden.

Etwas Freiraum hat sich RWE immerhin verschafft. Eine Dividende wird es fürs vergangene Jahr nicht geben. Das erste Mal seit 60 Jahren übrigens. Eine Entscheidung, die einem Epochenwandel gleichkommt und die der Vorstand gegen erhebliche Widerstände durchgedrückt hat, die aber letztlich auch von den wichtigen kommunalen Eignern mitgetragen wird.

Ob genügend frisches Geld hereinkommt, ist aber fraglich

Außerdem setzt der Konzern, ebenso wie der Rivale Eon, auf eine Aufspaltung des Geschäfts. In einer neuen Gesellschaft – New-Co – sollen Zukunftstechnologien wie Wind- und Solarenergieerzeugung gebündelt werden. So soll „die neue RWE“ attraktiver für Investoren werden und im Öko-Geschäft mitmischen. Analysten – und auch viele Aktionäre – halten das für den richtigen Weg. Ob genügend frisches Geld hereinkommt, ist aber fraglich.

Keine Frage: RWE steht „mit dem Rücken zur Wand“, wie es auch von einflussreichen Aktionärsvertretern heißt. Die Handlungsspielräume werden auch nach der beschlossenen Umstrukturierung nicht größer. Niedrige Zinsen auf den Kapitalmärkten lassen den Vorsorgeaufwand des Konzerns für seine milliardenschweren Betriebsrentenverpflichtungen ebenso ansteigen wie für die gewaltigen Summen, wie RWE für den Atomausstieg in der Hinterhand haben muss.

Angesichts dieser Lage kann es der Vorstand um Konzern-Chef Peter Terium schon mal als Erfolg werten, was der Geschäftsführer des einflussreichen Verbandes der RWE-Kommunalaktionäre, Ernst Gerlach, am Mittwochmorgen im WDR Hörfunk sagte: „Wir werden keinen Krawall machen.“