Siegfried Kappus (links) und Michael Widmaier kümmern sich mit ihrem Tankfahrzeug um die Bäume in Rutesheim. Foto: Simon Granville

Beim ersten Rutesheimer Klimatag präsentiert die Stadt die zahlreichen Möglichkeiten, dem Klimawandel entegen zu wirken.

Der Klimawandel ist allgegenwärtig. Rutesheim betreibt Aufklärungsarbeit, was die Stadt und jeder bei sich zuhause tun kann, um die Umwelt zu schützen. Die Gemeinde hatte zum Klimatag eingeladen und zahlreiche Gruppen, Initiativen, Vereine und die Stadtverwaltung selbst präsentierten sich am Dienstagabend auf dem Rathausvorplatz.

 

Über die vielen Aspekte rund um den Klimaschutz, von Biodiversität, Energie und Wasser über Forst und Natur bis hin zu Mobilität und Nachhaltigkeit, konnten sich Interessierte informieren, austauschen und auch vernetzen. Denn der Tag soll laut der Bürgermeisterin Susanne Widmaier auch dazu dienen, neue Projekte anzustoßen, mit denen jeder einen Beitrag leisten könne.

Für viele Akteure eine Möglichkeit, ihre Arbeit zu präsentieren

Die Stadt, die seit zwei Jahren einen Klimabeirat hat und den Klimaschutzpakt des Landes Baden-Württemberg unterstützt, arbeitet beim Klimatag wie schon bei der Stadtentwicklungsplanung mit dem Institut für Stadtplanung und Sozialforschung Weeber und Partner zusammen. Jana Ebeling listet die vielen Akteure des Tages auf, etwa die Kreisjägervereinigung und der Förster, die Nabu-Gruppe Leonberg, wo Roland Krebs besondere Nistkästen für ein Steinkauz-Schutzprojekt im Landkreis Böblingen erklärt, das Stadtjugendreferat, wo Kinder Insektenhotels bemalen und die Ehrenamtlichen vom Repair-Café in der Stadtbücherei. Eine besondere Rolle beim Klimaschutz spielen naturgemäß Energie und Wasser. Die Stadtwerke informieren zum Wärmenetz und zur Heizzentrale, die Energieagentur Kreis Böblingen präsentiert sich als Ansprechpartnerin für alle Fragen rund um Energienutzung.

Es gibt Infostände rund um Wasser, Forst, Energie und Ernährung . Foto: Simon Granville

Wasser sparen ist ebenfalls ein Thema, nicht zuletzt beim städtischen Bauhof, dessen Mitarbeiter mit einem Wagen mit großem Wasserbehälter vor Ort sind. Schließlich machen Hitze und Trockenheit auch dem städtischen Grün zu schaffen, wie der Bauhofleiter Siegfried Kappus sagt. Über 20 Bäume seien dieses Jahr an verschiedenen Standorten vertrocknet. „Wir pflanzen jetzt nur noch klimaverträgliche Bäume wie Linde und Ahorn. Bei denen hat es bisher keine Ausfälle gegeben“, ergänzt Michael Widmaier, stellvertretender Bauhofleiter und selbst Gärtner. Eine Ausnahme bildeten die Säulenbuchen entlang der Leonberger Straße, die mitten durch die Stadt verläuft. Sie seien teilweise trotz Bewässerung kaputtgegangen, würden aber wieder durch Buchen ersetzt, um den Allee-Charakter zu erhalten. Auf eine Neuerung sind die Bauhofmitarbeiter besonders gespannt: An einigen Bäumen sollen spezielle Sensoren den Wasserfluss im Stamm messen. Wenn dieser nachlässt oder stoppt, senden die Sensoren ein Signal. „Wir wollen damit feststellen, ob man mit einer gezielteren Bewässerung Kosten und Arbeitszeit reduzieren kann“, erklärt Michael Widmaier das Ziel dieses Projekts.

Mit diesem Gefährt werden die Bäume der Stadt bewässert. Foto: Simon Granville

Mehr Wasser zur Verfügung hat seit Kurzem die Solawi Heckengäu, die ihren Infostand direkt neben dem örtlichen Obst- und Gartenbauverein hat. Die solidarische Landwirtschaft kann nun auf ihren Flächen in Perouse mehr Gemüse, etwa Spinat, in besserer Qualität anbauen, wie Linda Lörcher erklärt. „Für mich persönlich bedeutet die direkte Wasserleitung deutlich weniger Stress und wir sind ein Stück weit unabhängiger vom Wetter“, fügt die angestellte Gärtnerin hinzu. Früher musste das für den Gemüseanbau benötigte Nass mit Tankwagen angefahren oder per Hilfsleitung vom benachbarten CVJM-Gelände bezogen werden. Die Solawi versorgt derzeit rund 160 Haushalte mit Gemüse und hat nach eigenem Bekunden noch Potenzial für weitere. Die Wasserleitung für die im Außenbereich betriebene Landwirtschaft war zunächst in der Stadt umstritten.

Nicht umstritten ist das Radfahren in Rutesheim – im Gegenteil. „Rutesheim ist ein Leuchtturm der Radmobilität“, sagt Peter Grotz, der Vorsitzende des ADFC-Kreisverbands. Beim alle zwei Jahre stattfindenden Fahrradklima-Test sei Rutesheim kreisweit an der Spitze und belege auch bundesweit bei Kommunen vergleichbarer Größe vordere Plätze. „Die Sache steht und fällt damit, ob die Entscheidungsträger vor Ort das unterstützen“, so der Sprecher der organisierten Radfahrer.

Wer aber doch einmal motorisiert unterwegs sein will oder muss, für den gibt es in der Stadt nun zusätzlich zu den drei bereits vorhandenen Carsharing-Autos ein viertes, das Platz für bis zu acht Personen bietet, ideal also für große Familien oder Gruppen, wie Jörg Epple erklärt, dessen Autohaus die Pkw in Kooperation mit der Stadt zur Verfügung stellt.