Kostenloses Trinkwasser gibt es jetzt auf dem Rutesheimer Marktplatz. Bürgermeisterin Susanne Widmaier schenkt sich ein Glas ein – ausreichend zu trinken ist nicht nur bei den derzeitigen Temperaturen derzeit wichtig. Foto: Simon Granville

Bei der derzeitigen Hitze gut zu wissen: Am Rutesheimer Marktplatz gibt es jetzt einen Spender mit jederzeit verfügbarem Gratis-Trinkwasser. In der kälteren Jahreszeit wird er abgebaut.

Die Sommer werden heißer, die jüngsten Hitzetage belegen dies eindrucksvoll. Kühlendes Nass – von außen und von innen – ist dann besonders gefragt. Da ist es gut, dass jetzt in vielen Orten Trinkwasserbrunnen wie die sprichwörtlichen Pilze aus dem Boden schießen. Erst vor kurzem wurden solche Wasserspender etwa in Hemmingen und Renningen vorgestellt. Jetzt nahm die Stadtverwaltung die erste öffentliche Einrichtung dieser Art in Rutesheim in Betrieb.

In anderen Ländern längst üblich, sind Brunnen mit Trinkwasserqualität hierzulande bisher eher Mangelware. „Wenn ich in Barcelona bin, kann ich überall an den vielen öffentlichen Brunnen meine Wasserflasche auffüllen“, schildert die Bürgermeisterin Susanne Widmaier ihre Erfahrungen. Nun hat die kleine, zwischen Hecken- und Strohgäu gelegene Stadt mit der Millionenstadt am Mittelmeer nicht viel gemeinsam, aber an manchen Sommertagen erinnern die Temperaturen auch hier an das sonnenverwöhnte Spanien. Leicht erreichbares Trinkwasser hilft dann auch hier gegen Hitzestress in der Stadt.

Doch nicht von Anfang an standen alle hinter der Idee, nun auch in Rutesheim einen Trinkwasserbrunnen einzurichten, wie Susanne Widmaier berichtet. Im Gemeinderat habe es durchaus kontroverse Diskussionen gegeben. Offensichtlich hielten nicht alle ein solches Gerät im öffentlichen Raum für nötig. Der Technische Ausschuss habe schließlich mit acht Ja- und drei Nein-Stimmen dafür votiert, wofür sie sehr dankbar sei. „Das ist mir eine Herzensangelegenheit“, betont die Bürgermeisterin. Sie hoffe, dass der Brunnen angenommen wird und die Stadt eventuell später noch einen zweiten oder dritten aufstellen kann. Damit entspricht die Kommune auch einer Forderung des 2023 geänderten Wasserhaushaltsgesetzes nach solchen Trinkwasserbrunnen. Eine öffentliche Förderung durch den Bund gebe es dafür aber nicht, kritisierte Susanne Widmaier.

21 000 Euro in die Hand genommen

Dagegen hat die Stadt aus eigenen Mitteln rund 21 000 Euro für dieses Projekt in die Hand genommen, davon rund 14 000 Euro für den Wasserspender selbst. Bei einem Gesamthaushalt von über 40 Millionen Euro könne man sich das leisten, meinte die Bürgermeisterin. Denn während Renningen und Hemmingen für ihre neuen Trinkwasserbrunnen Zuschüsse aus Bundesmitteln im Rahmen der Fußball-Europameisterschaft erhielten, ging die Stadt Rutesheim bei diesem Losverfahren leer aus.

Der neue Trinkwasserspender steht in direkter Nachbarschaft zum großen Brunnen auf dem Marktplatz, der im Jahr 2008 samt einem kleinen Bachlauf entlang des Gehwegs neugestaltet wurde. Während das sprudelnde Wasser im großen Brunnen zwar für ein frisches Klima sorgt, aber nicht getrunken werden darf, liefert der neue schlanke Edelstahlspender auf der Nordseite des davorstehenden Gebäudekomplexes bestes Trinkwasser aus dem örtlichen Trinkwassernetz. Von diesem werden regelmäßig Proben entnommen und untersucht.

Auch spült sich der Brunnen viermal am Tag selbst, damit das Wasser immer einwandfrei bleibt. Per Knopfdruck sprudeln 250 Milliliter Wasser in den bereitgehaltenen Becher oder die Trinkflasche, ausreichend also, um den größten Durst erst einmal zu stillen – und das für die Nutzer natürlich kostenlos. In der kälteren Jahreszeit von Herbst bis Frühling wird der Wasserspender aber abgebaut, kündigt die Stadtverwaltung an.

Im Kampf gegen die Hitze in der Stadt setzt Rutesheim nicht nur auf leicht verfügbares Trinkwasser im öffentlichen, sondern auch auf Begrünung und Beschattung, erklärt Susanne Widmaier. Gerade rund um den Marktplatzbrunnen, wo sich an schönen Tagen oft viele Menschen aufhalten, überlege man, Sonnensegel aufzuspannen. Auch Möglichkeiten für mehr Grün überprüften die Mitarbeiter des Bauhofs gerade.

Doch Rutesheim gibt jetzt nicht nur kostenloses Trinkwasser aus, sondern ruft die Einwohnerschaft auch immer wieder zum Einsparen auf. Die Stadt, die komplett vom Zweckverband Renninger Wasserversorgungsgruppe beliefert wird, bezuschusst den Bau von Regenwasser-Zisternen für die Gartenwässerung und für die WC-Spülung.