Die Krise in der Ukraine und die damit verbundenen Sanktionen für Russland: Für die baden-württembergischen Unternehmen ein materieller Schaden und ein gestörtes Vertrauensverhältnis Foto: dpa

Baden-württembergische Unternehmen sind stark verunsichert, wollen den wichtigen Markt aber nicht den Asiaten überlassen.

Stuttgart - Die Krise in der Ukraine und die damit verbundenen Sanktionen bedeuten für die baden-württembergischen Unternehmen nicht nur einen materiellen Schaden. „Auch das Vertrauen ist erheblich gestört“, sagte der baden-württembergische Wirtschaftsminister Nils Schmid (SPD) nach einem Krisentreffen.

Am Freitag haben Vertreter aus der Wirtschaft dem Minister und Russlandexperten ihre Sorgen und Nöte im Hinblick auf das Russlandgeschäft vorgetragen. Die Wirtschaft leide vor allem unter den Sanktionen, welche die Europäische Union (EU) gegenüber Russland verhängt hat, unter dem Verfall der russischen Währung Rubel und der schwächer werdenden russischen Wirtschaft, so der Minister.

Es sei denkbar, bestimmte Sanktionen zu lockern, sagte Klaus Mangold, baden-württembergischer Honorarkonsul der Russischen Föderation. Dabei gehe es beispielsweise darum, zu gewährleisten, dass die deutschen Unternehmen weiterhin mit frischem Kapital versorgt werden können.

Grundsätzlich sei eine Lockerung der Sanktionen Ende des Jahres vorstellbar, sagte Gernot Erler, Russland-Beauftrager der Bundesregierung. Allerdings nur, wenn Russland sich an die Abmachungen hält, die im Rahmen des Minsk-II-Abkommen ausgehandelt worden sind.

Bis jetzt hat sich noch keines der 900 in Russland aktiven Unternehmen aus Baden-Württemberg dazu entschieden, sich aus dem Markt zurückzuziehen. „Die Firmen befinden sich vielmehr in einer Art Überwinterungsphase“, sagte Mangold.

„Jetzt ist es wichtig, dass wir den Dialog nicht abreißen lassen“, so Schmid. „Die Sorgen der Wirtschaft im Südwesten sind verständlich, deswegen müssen wir jede Gelegenheit nutzen, um die baden-württembergischen Interessen zu vertreten und uns für den Dialog starkmachen.“

Allein im Januar sind die Exporte von Deutschland nach Russland um 35,7 Prozent eingebrochen. Die Ausfuhren von Baden-Württemberg nach Russland lagen 2014 mit 3,8 Milliarden Euro um 14,6 Prozent niedriger als im Vorjahreszeitraum. Unter der Krise leidet vor allem die baden-württembergische Schlüsselindustrie Maschinenbau.