Kinder werden auf Kurs gebracht Foto: Imago/Itar-Tass/Imago/Artyom Geodakyan

Der Kreml schwört den Bildungssektor auf antiwestliche Ideologie ein. Wer kritisiert, kriegt Druck – selbst Grundschüler.

In Krakelschrift schreibt eine Achtjährige „Hallo Soldat, mein Name ist Wika“ in ihr liniertes Heft. Wika befolgt die Aufgabe, die ihre Schule in der Region Irkutsk als Hausaufgabe aufgegeben hat: einen Brief an die Front zu schreiben. Das Aufklärungsministerium, wie das Bildungsministerium in Russland heißt, hatte bereits im März seinen Bildungseinrichtungen empfohlen, sie mögen den Geist der Armee mit patriotischen Aktionen in Kindergärten und Schulen stärken. So wünschen sich die Kinder in ihren Briefen kurz vorm Neujahr, Russlands wichtigstem Familienfeiertag, von den Soldaten „Frieden“. Frieden, indem diese Krieg führen, was in staatlichen russischen Schulen kaum infrage gestellt werden darf.