Das Landgericht hat am Donnerstag drei Männer und eine Frau wegen millionenschwerer Geldwäsche für die Moskauer Verbrecherorganisation Ismailowskaja zu Gefängnisstrafen verurteilt.

Stuttgart - Das Landgericht hat am Donnerstag drei Männer und eine Frau wegen millionenschwerer Geldwäsche für die Moskauer Verbrecherorganisation Ismailowskaja zu Gefängnisstrafen verurteilt. Damit ist eines der teuersten und aufwendigsten Verfahren der Stuttgarter Justizgeschichte nach zwei Jahren Verhandlungszeit und 134 Prozesstagen zu Ende gegangen.

An jedem der Tage waren mehrere Dutzend Polizisten im Einsatz, um etwaige Anschläge auf den Hauptangeklagten zu verhindern. Sprengstoffspürhunde suchten im Gebäude nach verdächtigen Gegenständen - Gott sei Dank vergebens. Etliche Zeugen reisten aus den USA, aus Russland und dem europäischen Ausland an. Ein psychiatrischer Gutachter nahm zwei der Angeklagten an rund 100 Prozesstagen in Augenschein. Der Vorsitzende Richter musste krankheitshalber von Richterin Ute Baisch abgelöst werden. 200 Telefon- und Innenraumgespräche wurden übersetzt und angehört. Einen Kronzeugen, der sich in Israel versteckt, hörten die Prozessbeteiligten per Videokonferenz. Ein Mammutverfahren.

Der 43-jährige Hauptangeklagte Alexander A. wurde von der 5. Strafkammer zu fünfeinhalb Jahren verurteilt, sein mutmaßlicher Komplize, ein 62-jähriger ehemaliger Haftrichter aus Russland, zu viereinhalb Jahren. Trotzdem kam der 62-Jährige auf freien Fuß, weil er bereits drei Jahre U-Haft hinter sich hat. Ein russischer Geschäftsmann, über dessen Firma in Wendlingen die kriminellen Geschäfte abgewickelt worden waren, und eine 41-jährige Frau wurden je mit zweieinhalb Jahren bestraft.

Rund acht Millionen Euro aus der Kriegskasse der Ismailowskaja, die ihr Vermögen von mehreren Hundert Millionen Euro unter anderem mit Schutzgelderpressung und Auftragsmorden angehäuft haben soll, haben die Angeklagten dem Urteil zufolge in Immobilien und Grundstücke in Hedelfingen, Rohr, Esslingen und Nersingen investiert. So soll es gewaschen worden sein. Davon ist die Strafkammer überzeugt. Die 580 Beweis- und 20 Befangenheitsanträge der Verteidigung haben die Kammer um die Vorsitzende Richterin Ute Baisch nicht beeindruckt.

Die Verteidigung hatte Freisprüche beantragt. Alexander A., ein ehemaliger Gewichtheber, habe zwar Millionenbeträge auf Konten in Deutschland einbezahlt, so sein Anwalt. Das Geld sei jedoch legal erworben worden. Nachweise, dass das Geld aus Straftaten stamme, gebe es nicht. Richterin Baisch widersprach. Es sei erwiesen, dass die Ismailowskaja existiere, es sei ebenso erwiesen, dass die Gelder von der Mafiaorganisation stammten. Schließlich: Die Angeklagten hätten gewusst, dass sie Mafiageld investierten. "Die abenteuerlichen Verschwörungstheorien der Verteidigung entbehren jeder Grundlage", so Baisch.

Schillernd war es im Zeugenstand zugegangen. Der per Video vernommene Kronzeuge verkehrte einst mit den Oligarchen Russlands. Die russische Eishockey-Legende Alexei Shamnov wurde ebenso gehört wie ein FBI-Agent und ein dubioser Konzernchef aus dem Ural. Wäre es nach der Verteidigung gegangen, hätte es noch schillernder werden können. Die Anwälte wollten beispielsweise die Oligarchen Oleg Deripaska und Iskander Mahmudov hören - zwei der reichsten Männer Russlands. Selbst Staatschef Wladimir Putin sollte als Zeuge geladen werden. Der war aber wie die beiden Oligarchen nicht abkömmlich.