Jetzt in der Galerie Michael Sturm zu sehen: Zeichnungen von MaltzFoto: Russell Maltz/Galerie Michael Sturm Foto:  

Der New Yorker Künstler Russell Maltz ist durch seine Stapelbilder international bekannt. Wie aber war der Weg dorthin? Dies untersucht die Ausstellung „Becoming Painted/Stacked“ in der Stuttgarter Galerie Michael Sturm. Eine spektakuläre Schau, findet „Stuttgarter Nachrichten“-Autor Nikolai B. Forstbauer .

Stuttgart - Linien. Nichts als Linien. Sie überziehen den Boden, die angrenzenden Wände. „Drawing Installation“ – das ist der Titel dieser Arbeit eines jungen Künstlers, der einen nicht mehr genutzten Pool zur Kunstbühne macht. Der New Yorker Russel Maltz ist 24, als er 1976 sein Projekt „Pool“ beginnt – und er selbst gibt mit „Drawing Installation“ die Richtung vor – der Pool als Anlass konkreten Kunst-Handelns.

Kunst-Zeitreise

Wie in einer Zeitreise ziehen sich nun die Linien aus dem Pool von vor 40 Jahren aus dem Oberlichtsaal der Galerie Michael Sturm in Stuttgart (Christophstraße 6) über eine Wand im zweiten Raum. Noch immer ist dem längst zum Konzept-Star aufgestiegenen Russell Maltz – aktuell umfassend auch in der Stadtgalerie Saarbrücken zu sehen – die Linie eine Untersuchung wert, noch immer ist sie nie nur gesetzt, sondern ist Teil einer Fragestellung. Dies macht die Sache spannend – und begründet zugleich den Ausstellungstitel „Becoming Painted/Stacked“.

Der Weg zur Marke

„Painted/Stacked“ – Gemalt/Gestapelt, das ist Maltz zur Marke geworden. Aber wie kommt es zur Reduktion beziehungsweise Konzentration auf die so typischen bemalten und voreinandergestellten Holzplatten? Diese von Maltz selbst eingerichtete Schau weist klug und spannungsreich den Weg. Da passt es durchaus, dass Franz Erhard Walther sich über den Goldenen Löwen der Biennale Venedig für sein Lebenswerk freuen kann. Die Ehrung lenkt die Aufmerksamkeit mit gutem Grund wieder weit zurück in eine Zeit, da Kunst sich als Handlung und als Handlungsanweisung verstand und daraus formgewordene Denkmodelle entwickelte.

Was sich trocken anhört, hatte und hat eine ganz eigene Spannung – und verweist nicht nur in der Erinnerung performative Missverständnisse der Gegenwart auf die dekorativen Plätze. Die „Pool“-Reihe von Russell Maltz aus den Jahren zwischen 1976 und 1980 ist fester Bestandteil dieser Umformulierung von Räumen und Orten.

Spektakulär im besten Sinn

Im besten Sinn spektakulär gelingt es in der Schau bei Michael Sturm, die besondere Intensität einer konsequent konkreten Künstlerposition erlebbar zu machen. Man spürt die Spannung von „Pool“ unmittelbar, taucht ein in eine begeisternde Phalanx an Zeichnungen und muss zudem auch auf die Wiedererkennungsmelodie der Stapelskulpturen nicht verzichten.