Auch an der Kreuzung Klingler-/Alte Stuttgarter/Beethovenstraße muss sich dringend etwas ändern. Foto: Torsten Ströbele

Ein Rundgang durch den Bezirk hat gezeigt, dass es noch viele Hürden gibt, die beseitigt werden müssen.

Stuttgart-Botnang - Was für manche Menschen barrierefrei ist, kann für andere wiederum eine große und womöglich sogar unüberwindbare Hürde darstellen. Das hat eine kleine Gruppe von Personen im Rahmen eines Rundgangs vor wenigen Tagen in Botnang eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Die städtische Beauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderung, Simone Fischer, hatte unlängst alle Bezirksvorsteher angeschrieben, um sich vorzustellen und um einen Termin für einen Spaziergang durch den Bezirk zu bitten. „Frau Smakaj war eine der ersten, die sich rückgemeldet und ihr Interesse bekundet hat“, lobte Fischer. „Ich möchte einfach mehr in die Stadtbezirke direkt gehen. Dort leben die Menschen. Dort müssen sie ihren Alltag bewerkstelligen.“ Dass dies für Mütter mit Kinderwagen, Menschen im Rollstuhl oder mit Rollator sowie Personen mit einer Sehbehinderung mitunter nicht immer so einfach ist, war schon vor dem Rundgang klar. Dennoch überraschte letztendlich die Fülle an Barrieren in Botnang. „Manche werden wir schnell lösen können. Manche Dinge werden aber sicherlich noch einige Zeit in Anspruch nehmen“, sagte Fischer. Und Bezirksvorsteherin Mina Smakaj versprach: „Wir bleiben dran.“ Das hörten die Teilnehmer von der Arbeiterwohlfahrt, dem Stadtseniorenrat, vom Blinden- und Sehbehindertenverein sowie vom Körperbehinderten Verein Stuttgart gerne.

Treffpunkt war am eigentlich barrierefreien Bezirksrathaus. Doch schnell wurde klar, dass blinde oder sehbehinderte Menschen Probleme haben, den barrierefreien Zugang zum Gebäude an der Klinglerstraße 7 auch zu finden. Vom Gehweg geht es hinter das Haus. Eine ertastbare Markierung auf dem Boden fehlt, sodass sich jemand mit Blindenstock nicht orientieren kann. „Wir erfassen heute alles, was uns auffällt und machen eine Übersicht“, sagte Fischer. Vor allem das Tiefbauamt sei dann der Ansprechpartner. Holger Zeimet arbeitet bei dieser städtischen Behörde und war beim Rundgang ebenfalls mit dabei: „Ich nehme heute den Blick der Betroffenen mit. Wir schauen dann, was machbar ist und melden das dem Bezirksamt zurück.“

Leitsysteme für Blinde und Sehbehinderte fehlen

Wenige Meter vom Bezirksrathaus entfernt, an der Kreuzung Alte Stuttgarter/ Klinglerstraße, tauchte schon das nächste Problem auf. Die Engstelle auf dem Gehweg war für einen E-Rollstuhl kaum zu meistern. „Das muss definitiv breiter werden“, sagte Smakaj. Im Zuge des Sanierungsgebietes Botnang 1 soll der gesamte Kreuzungsbereich untersucht und verbessert werden. Auch die Stelle des Überwegs zur Beethovenstraße ist für Menschen mit Rollstuhl, Kinderwagen oder Rollator mitunter schwierig, abhängig davon, wie viele Autos dort parken. Einen richtigen Fußgängerüberweg gibt es nicht. Entweder huscht man zwischen den parkenden Fahrzeugen durch oder muss einen großen Umweg in Kauf nehmen.

Ähnlich sieht es an der Ecke Klingler-/ Franz-Schubert-Straße aus. Gehwege sind zu hoch und ein Blumenkübel steht im Weg, um problemlos die Straße überqueren zu können. „Ich empfehle, dass wir an dieser Stelle auf drei Zentimeter absenken und eine Gehwegnase bauen“, sagte Holger Zeimet.

Auf dem weiteren Weg Richtung Ortsmitte fiel vor allem auf, dass blinde und sehbehinderte Menschen sich an vielen Stellen nicht orientieren können. Leitsysteme auf dem Boden sowie kontrastreiche Markierungen auf Treppen und Stufen fehlen. Zudem kam die Anregung vom Blinden- und Sehbehindertenverein, dass an den Gleisübergängen zur Haltestelle Eltinger und auch Millöckerstraße eine Ampelanlage sinnvoll wäre.