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Die schlechte Nachricht: Der SWR-Rundfunkrat, höchstes Gremium des Südwestrundfunks, hat am Freitag nach kontroverser Debatte die umstrittene ­Fusion der beiden Orchester des Senders ­beschlossen.

Stuttgart - Die schlechte Nachricht: Der SWR-Rundfunkrat, höchstes Gremium des Südwestrundfunks, hat am Freitag nach kontroverser Debatte die umstrittene Fusion der beiden Orchester des Senders beschlossen. Ein Initiativ-Antrag der Stadt Stuttgart, die endgültige Abstimmung noch bis 2013 zu verschieben, wurde mit deutlicher Mehrheit abgelehnt. Stuttgarts Oberbürgermeister Wolfgang Schuster zeigte sich am Freitag „irritiert“. „Hier werden zwei Ensembles der europäischen Spitzenklasse aufgelöst“, sagte Schuster – „kulturpolitisch halte ich das für falsch.“ Nach dem von SWR-Intendant Peter Boudgoust forcierten Beschluss sollen das Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg sowie das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart aus Spargründen von 2016 an zusammengelegt werden. Geschätzt 120 der bisher 200 Musiker würden nach der Fusion weiterbeschäftigt.

Die gute Nachricht? Der Sitz des neuen Orchesters ist noch nicht festgelegt. Michael Russ, Geschäftsführer der für den Klassikmarkt im Südwesten führenden Konzertdirektion Russ, befürchtet aber auch hier „Schlimmstes“. „Stuttgart als Sitz des neuen Orchesters wäre zwingend“, sagte Russ unserer Zeitung, „sonst beginnt am Montag das Zerbröckeln beider Orchester“. Russ zeigte sich „enttäuscht“, dass auf die Stuttgarter Initiative, mehr Zeit für die Entwicklung neuer Alternativmodelle zu bekommen, „nicht reagiert“ worden sei. Die Orchesterfusion, so Russ, „ist ein herber Verlust für das Land.“ Der SWR gibt nach eigenen Angaben pro Jahr bisher fast 30 Millionen Euro für seine Klangkörper aus. Der Sender muss bis 2020 voraussichtlich 166 Millionen Euro einsparen.

Stuttgarts Kulturbürgermeisterin Susanne Eisenmann (CDU) sagte: „Stuttgart hat ein großes Interesse am Erhalt des Radiosinfonieorchesters als Hauptsitz, als Kommune sind wir da sogar in der Pflicht.“ Eisenmann warnt in den „Stuttgarter Nachrichten“ vor einem Streit mit Freiburg: „Wir müssen sehen, wer welche Interessen hat. Das muss nicht gleich ein Gegeneinander sein. Die Radiosinfoniker sind für das Land viel zu wichtig, als dass sie jetzt zerrieben werden.“