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Runder Tisch: Erste Bereitschaft zu symbolischer Geste im Lager der Befürworter.

Stuttgart - Um den Runden Tisch zum Thema Stuttgart 21 zustande zu bringen, ist aus dem Kreis der Befürworter in der Politik jetzt erstmals auch die vorläufige Einstellung der Abbrucharbeiten am Hauptbahnhof angeregt worden. Die CDU-Politikerin und Stuttgarter Bürgermeisterin Susanne Eisenmann sagte am Mittwoch auf Anfrage der Stuttgarter Nachrichten, die weitere tiefe Spaltung der Bevölkerung in der Frage des Bahnprojekts "würde der Stadt nicht gut tun". In dieser Situation seien auch Befürworter des Projekts wie sie selbst aufgerufen, die dringend notwendige Kommunikation wieder herzustellen. Falls die Gegner nur mit symbolischen Zeichen wie dem Stopp der Abrissarbeiten an den Tisch zu bekommen wären, würde sie persönlich für das Ruhen der Arbeiten bis zu dem Gespräch eintreten. Eisenmann: "Dann müsste die Gegenseite aber zwingend jede Form von Protest in dieser Zeit einstellen." So eine Beruhigung der Lage würde der ganzen Stadt nützen.

Abgesehen von Eisenmann beharrten Befürworter und Gegner des Bahnhofsprojekts am Mittwoch allerdings auf ihre Positionen. OB Wolfgang Schuster wurde gegen Abend von seiner Dienstreise nach Santiago de Chile zurückerwartet, wo er unter anderem an der Einweihung eines neuen Stuttgart-Platzes teilnahm. Eine offizielle Stellungnahme der Stadt gab es nicht. Der Erste Bürgermeister und CDU-Kreisvorsitzende Michael Föll weilt im Urlaub.

Das Aktionsbündnis der Stuttgart-21-Gegner bekräftigte am Mittwoch, dass vor dem Gang an den Runden Tisch erst einmal der Abriss des Bahnhofs-Nordflügels gestoppt werden müsse. Wenn die Projektträger und die Bahn AG den sofortigen Stopp ausrufen würden, wäre man zum Gespräch bereit - obwohl die Abbrucharbeiten am Mittelteil des Nordflügels am Mittwoch erneut demonstriert hätten, wie es um die Ernsthaftigkeit des Gesprächsangebots von Bahn-Chef Rüdiger Grube und Ministerpräsident Stefan Mappus bestellt sei.

Falls es doch noch einen Runden Tisch geben sollte, möchte das Aktionsbündnis mit fünf Personen vertreten sein. Die Grünen hatten ihnen ursprünglich drei Plätze zugedacht und wollten selbst vier Teilnehmer entsenden - darunter den Fraktionschef im Landtag, Winfried Kretschmann, der den Runden Tisch zusammen mit Mappus angeregt hatte. Jetzt aber begnügen sich die Grünen mit drei Teilnehmern. Wie das Aktionsbündnis fordern sie zunächst einen Stopp der Abbrucharbeiten, wenngleich sie dies als "Erwartung" bezeichnen.

Ob der Runde Tisch eingerichtet werde, entscheide sich möglicherweise erst am Freitag, sagte der Grünen-Fraktionschef im Gemeinderat, Werner Wölfle, im Gespräch mit unserer Zeitung. Er fühlte sich bestätigt durch die Nachricht, dass nach einer Umfrage des Instituts Forsa 51 Prozent der Baden-Württemberger und 67 Prozent der Stuttgarter gegen das Bahnprojekt sind. "Das ist ein Zwischenergebnis, das uns nicht überrascht", sagte Wölfle. Das Endergebnis werde noch drastischer ausfallen.