Gudrun Hähnel ist seit 2006 für die Programmleitung im Treffpunkt Rotebühlplatz in Stuttgarts Stadtmitte zuständig. Foto: Leif Piechowski

3000 Menschen strömen pro Tag in die Bildungs- und Kultureinrichtung am Rotebühlplatz.

Stuttgart - Fünf Institutionen sind unter dem Dach des Treffpunkts Rotebühlplatz vereint. Bildungs- und bewegungshungrige Menschen finden hier ein riesiges Kursangebot. In diesem Jahr feiert der Treffpunkt sein 20-jähriges Bestehen.

Die Geschmäcker der Stuttgarrer Bildungsbürger haben sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten zumindest in einer Hinsicht nicht wesentlich geändert. Nicht anders ist es zu erklären, dass die absoluten Favoriten unter den Kursangeboten der Volkshochschule (VHS) die Sprachkurse sind. "Italienisch steht immer noch hoch im Kurs", sagt Gudrun Hähnel. Die 57-Jährige muss es wissen, schließlich ist sie seit 2006 für die Programmleitung im Treffpunkt Rotebühlplatz in Stuttgarts Stadtmitte zuständig, zuvor war sie seit 1991 die verantwortliche Veranstaltungsmanagerin im Haus.

Trend zu Kurzkursen

Neben Italienisch lernen die Kursbesucher außerdem seit einigen Jahren gerne exotische Sprachen wie Japanisch und Chinesisch, außerdem gibt es zahlreiche Kurse für Muttersprachler, Zuwanderer und Angehörige von zugewanderten Familien.

Der Trend gehe dabei immer mehr zu Kurzkursen - und das nicht nur bei den Sprachen. "Früher waren die Kurse auf mehrere Wochen oder Monate angelegt; heute wollen die Leute das nicht mehr, sondern wählen lieber Kompakt- oder Intensivkurse", berichtet Gudrun Hähnel.

Teilnehmer spontaner geworden

Extrem verändert habe sich allerdings das Buchungsverhalten der Kunden: Während der ein oder andere Kurs in früheren Jahren auch schon wegen Unterbelegung kurzfristig ganz abgesagt werden musste, entschließen sich heute viele Menschen erst ein bis zwei Tage vor Kursbeginn zu einer Anmeldung. "Das ist aus logistischer Sicht nicht immer ganz einfach für uns, aber wir haben uns diesem Kaufverhalten im Lauf der Jahre angepasst und merken, dass wir damit ganz gut fahren und die Kunden unsere Flexibilität schätzen", sagt Gudrun Hähnel.

Etwa 3500 Kurse bietet allein die VHS im Jahr an, insgesamt finden im gesamten Haus pro Tag rund 150 Veranstaltungen aller fünf Treffpunkt-Einrichtungen statt. Diese müssen auf knapp 60 Seminarräume, Fotostudios, Werkstätten, Küchen, Tanz-, Yoga- und Gymnastikräume oder EDV-und Musikzimmer verteilt werden.


Lücke im städtischen Kulturraum geschlossen

Neben der VHS sind in dem Haus mit der markanten roten Plastik davor zudem die Musikschule, der Treffpunkt Senior sowie die berufsbildende Max-Eyth- und Robert-Mayer-Schule untergebracht. Mit der Einrichtung des Treffpunkts vor 20 Jahren sollte eine Lücke im städtischen Kulturraum geschlossen werden: eine Aufgabe, die die fünf Institutionen offenbar gut meistern.

An sieben Tagen pro Woche strömen täglich rund 3000 Menschen in das riesige, lichtdurchflutete Haus - nur an Sonntagen sind es etwas weniger. Sie besuchen Gesundheits- und Fitnesstrainings, Musikunterrichtsstunden, Veranstaltungen zu Kunst und Kultur, wissenschaftliche Vortragsreihen, Dialogforen und Gesprächskreise.

Hoher Stellenwert der VHS

Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist zudem die berufliche und schulische Qualifizierung. Die Angebote im Treffpunkt seien nach wie vor ein wichtiger Bestandteil im gesellschaftlichen Leben. Die Zeiten von VHS und Co. seien noch lange nicht vorbei - im Gegenteil. "Gerade die VHS nimmt heutzutage einen extrem hohen Stellenwert ein, denn sie bietet ein durchaus finanzierbares Bildungs- und Sportangebot für eine breite Bevölkerungsschicht", sagt Gudrun Hähnel. Zwar seien auch Philosophiekurse und -veranstaltungen gefragt, doch das größte Interesse liege vor allem im Bereich der Gesundheit.

Für das Jubiläumsjahr präsentieren die fünf Einrichtungen im Treffpunkt Veranstaltungen aus den verschiedensten Bereichen, die sich in den 20 Jahren des Bestehens entwickelt und die das Bild des Hauses besonders geprägt haben. So stehen im Januar und Februar Angebote zu Ausbildung und Beruf im Vordergrund, im März sogenannte Interkultur und Politik. Von Mai bis Juni stehen Höhepunkte aus Kunst und Kultur auf dem Programm, während der September und Oktober ganz im Zeichen von Gesundheit und Wissenschaft stehen.

Zum Auftakt des Jubiläumsjahrs spricht an diesem Mittwoch, 18. Januar, um 20 Uhr der Philosoph und ehemalige Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin über das Thema "Wirtschaft und Ethik". Darin beschäftigt er sich mit der Frage: Wie wollen wir in einer Gemeinschaft leben, die wir selbst gestalten, für die wir selbst Verantwortung tragen, kollektiv und individuell? Adresse: Treffpunkt Rotebühlplatz, Rotebühlplatz 28, 70173 Stuttgart. Telefonisch ist der Treffpunkt unter der Nummer 0711/1873-800 zu erreichen. www.treffpunkt-rotebuehlplatz.de