Vor allem morgens geht es eng zu: Eigentlich ist die Foto: Annina Baur

Seit die Waiblinger Straße wegen des neuen Radwegs nur noch einspurig in jede Fahrtrichtun ist, klagen die Anwohner in den angrenzenden Wohngebieten über Schleichverkehr.

Bad Cannstatt - Der Espan ist eigentlich eine ruhige Wohngegend. Und die Theodor-Veiel-Straße erst recht: Dort leben viele Familien in Ein- und Zweifamilienhäusern, die Straße ist wegen der parkenden Autos nur einspurig befahrbar. Doch seit einiger Zeit ist es mit der Ruhe vorbei. „Kurz nach sieben beginnt der Lärm und es zieht sich eine Fahrzeugschlange durch die Straße“, klagt der Anwohner Wolfgang Kunrath.

Seit die Waiblinger Straße wegen des neuen Radwegs nur noch einspurig in jede Fahrtrichtung sei, habe sich die Situation zugespitzt. Viele Autofahrer versuchten, den Stau auf der Nürnberger Straße zu umfahren, indem sie Schleichwege durch die Wohngebiete suchten. Kunrath sieht nur eine Lösung: „Die Rechtsabbiegespur aus Richtung Fellbach müsste gesperrt oder die Ampelphase verkürzt werden.“

Auch im Seelberg klagen Anwohner über mehr Verkehr

Das würde nicht nur den Lärm verringern, sondern auch der Sicherheit dienen, finden die Anwohner: „Ich traue mich kaum noch, die Kinder allein zur Schule zu schicken“, sagt Birgit Knour. „Die Zustände sind katastrophal. Viele Autos fahren sogar über den Gehweg, weil die Straße zu schmal ist.“ Überdies seien viele Fahrzeuge zu schnell unterwegs. Sie fühlt sich von der Stadtverwaltung im Stich gelassen, wünscht sich mehr Kontrollen und Hinweisschilder. „Wenn ich selbst Autofahrer anspreche, bekomme ich den Mittelfinger zu sehen“, sagt Knour. Sie habe sogar schon ihre Mülltonne als eine Art Poller mitten auf dem Gehweg positioniert – und am Schluss nur Sauerei gehabt. „Die Tonne wurde einfach umgefahren.“

Birgit Jauch vom Amt für öffentliche Ordnung nimmt regelmäßig Beschwerden von Anwohnern entgegen. Nicht nur im Stadtteil Espan, sondern auch im Seelberg und im Kurparkviertel beklagen viele Anwohner seit der Fertigstellung des Radwegs mehr Verkehr. Dennoch plädiert Jauch für Verständnis: „Geschwindigkeit und Verkehrsaufkommen sind immer subjektiv.“ Die Hinweisschilder, welche die Tempo 30-Zone auswiesen, seien gut sichtbar und bei den letzten Verkehrskontrollen habe die städtische Verkehrsüberwachung keine Fahrzeuge erfasst, die mehr als 20 Stundenkilometer zu schnell unterwegs und damit im punktebewehrten Bereich gewesen seien. Die Probleme seien nicht erst durch den Radweg entstanden, sondern auch schon früher immer wieder beklagt worden – insbesondere vor dem Bau des Kappelbergtunnels sei das Verkehrsaufkommen deutlich höher gewesen.

Im Frühjahr plant das Stadtplanungsamt Verkehrszählungen

„Das größte Problem dürfte sein, dass viele Autofahrer in der Theodor-Veiel-Straße über die Gehwege fahren, um den Gegenverkehr passieren zu lassen“, sagt Jauch. Wenn Fußgänger in Gefahr seien, sei dies grundsätzlich immer Anlass, die Verkehrssituation zu überdenken. Ausweichstellen auf der Fahrbahn und eine geänderte Parkordnung könnten laut Jauch vielleicht Abhilfe schaffen und auch die Geschwindigkeit drosseln. Die Pläne, die das Tiefbauamt vor zehn Jahren erarbeitet habe, seien damals aber vom Cannstatter Bezirksbeirat abgelehnt worden.

„Das Amt für öffentliche Ordnung ist nur die ausführende Behörde“, betont Jauch. Die grundsätzliche Entscheidung über die Verkehrsführung sei den politischen Gremien vorbehalten. Im Moment, so Jauch, sehe sie keinen Anlass für eine grundsätzliche Änderung der Verkehrsführung an der fraglichen Stelle. Die Situation rund um die Waiblinger und die Nürnberger Straße werde aber genau beobachtet: Im Frühjahr, wenn das Wetter zum Radfahren geeignet sei, plant das Stadtplanungsamt Verkehrszählungen.