Neu in der Verantwortung: James Nash und Mares Klassen (von rechts) fungieren nun als Trainergespann. Foto: Günter Bergmann

In der Regionalliga wird nach fast zwei Jahren Pause wieder gespielt. Der Stuttgarter RC startet mit neuem Trainerduo, einigen Erwartungen – und Verärgerung über einen Punkt.

Degerloch - In der deutschen Sprache gibt es eine schöne Floskel, um auszudrücken, dass ein Ereignis schon länger zurückliegt und die Gedanken daran langsam verblassen. Sie lautet: „Die Älteren unter Ihnen werden sich noch erinnern. . .“ Im Fall des Rugby-Regionalligisten Stuttgarter RC mag dies ein klein wenig übertrieben sein. Immerhin aber sind es knapp 22 Monate, oder genau 665 Tage, die zwischen dem bislang letzten Punktspielauftritt der Degerlocher und dem Start in die neue Saison 2021/22 liegen. Jener wird am Sonntag (15 Uhr) mit der Auswärtspartie beim SC Neuenheim II in Heidelberg erfolgen.

Fast zwei Jahre Ligapause

„Wir freuen uns alle, dass es endlich wieder los geht, auch wenn wir durch die lange Pause nur schwer einschätzen können, wo wir selbst stehen und was sich bei der Konkurrenz getan hat“, sagt Moritz Brombacher, der Kapitän und Pressesprecher des Männer-Drittligisten, der im Alten Poststadion in den Hoffelder Bopseräckern seine Heimat hat. Mit einem 22:12-Sieg im Derby gegen den TSV Tübingen-Hirschau hatte sich die Mannschaft von Trainer Arne Zielinski vor knapp zwei Jahren als Tabellendritter der Hinrunde in die Winterpause verabschiedet. Ende März 2020 sollte dann eigentlich die zweite Saisonhälfte beginnen, doch da machte die Corona-Pandemie einen Strich durch die Rechnung. Tatsächlich wurde der Spielbetrieb in der höchsten Klasse in Baden-Württemberg nun erst vor eineinhalb Wochen wieder aufgenommen, nachdem die Runde 2020/21 von den Verbandsverantwortlichen erst mehrere Male verschoben und schließlich komplett abgesagt worden war.

„Eine chaotische Institution“

In der Zwischenzeit blieben den Stuttgartern lediglich drei Freundschaftsspiele zwischen zwei Lockdowns. Die aktuelle Saisonvorbereitung hat im Juni begonnen. Bis der Spielplan erstellt war, dauerte es noch einmal zwei Monate länger – was Brombacher deutliche Worte in Richtung Verband finden lässt: „Das ist eine der chaotischsten Institutionen, die es im Sport überhaupt gibt.“ Vorgesehen sind nun acht Spieltage bis Ende November, ehe im Frühjahr weitere sechs folgen sollen.

Das Stuttgarter Ziel? „Wir wollen erneut vorne mitspielen und würden uns auch gegen einen Wiederaufstieg in die zweite Bundesliga nicht wehren“, sagt Brombacher. Ob der baden-württembergische Regionalligameister direkt nach oben darf oder noch Aufstiegsspiele gegen sein bayerisches Pendant bestreitet, steht noch nicht fest. Letztmals war der Stuttgarter RC 2019 in der zweiten Liga. Seinerzeit stieg er sang- und klanglos ab. Kein einziges von 14 Spielen wurde gewonnen. Im Schnitt verloren die Degerlocher mit 53 Punkten Differenz.

Der Plan nach dem damaligen Absturz war, sich zu stabilisieren und erst mittel- bis langfristig wieder den Weg ach oben anzustreben. „In den vergangenen zweieinhalb Jahren hat sich jedoch einiges geändert, auch wenn wir fast zwei Jahre kein Spiel hatten. Ich denke, wir würden uns jetzt besser schlagen“, sagt Brombacher.

Neues Trainergespann

Einen Wechsel hat es auf dem Trainerposten gegeben. Die Nachfolge von Zielinski (beruflich nach Nürnberg) haben der Engländer James Nash und Mares Klassen angetreten. Zur Verfügung steht ihnen ein 35-Mann-Kader. Die ersten Punkte haben sie und ihr Team schon auf dem Konto, weil der Karlsruher SV das für vergangenen Samstag geplante Spiel in Degerloch wegen Spielermangels abgesagt hat und die Partie mit 50:0 gewertet wird. Vor zwei Jahren waren die Badener beim Abbruch noch klarer Tabellenführer. Und auch ihre aktuelle Auftaktpartie vor einer Woche gegen Heidelberg hatten sie bereits mit 32:5 gewonnen. Umso überraschender der jetzige kampflose Stuttgarter Sieg.