Zwischen Ost und West werden wieder Raketen stationiert. Foto: AP

Es ist fast wie im Kalten Krieg. Die USA drohen Russland mit dem Ende des INF-Vertrages, Russland droht mit mehr Raketen. Im Augenblick ist der Westen in der unangenehmeren Situation, kommentiert Christian Gottschalk.

Stuttgart - Das war absehbar. Niemand hat wohl ernsthaft geglaubt, dass sich Wladimir Putin dem US-Ultimatum beugt, seine Raketen vernichtet und erklärt, sich künftig an den INF-Vertrag zu halten. Stattdessen droht nun der russische Präsident mit Aufrüstung – und seine Generäle drohen ganz konkret den Nato-Staaten, die US-Raketen bei sich stationieren. Wie dieses – bisher noch weitgehend verbale – Wettrüsten endet, ist leider überhaupt nicht absehbar.

Ein Kompromiss scheint unwahrscheinlich

Wenn es gut geht, dann gelingt in den nächsten 60 Tagen ein Kompromiss, der den fast genau 31 Jahre alten Abrüstungsvertrag am Leben hält. Das ist, schon beim Blick auf die beteiligten Hauptpersonen, nicht eben wahrscheinlich. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine neue Runde des Rüstungswahnsinns sehr dicht vor Europas Türen steht, ist ungleich größer – die westliche Welt steht dabei schlechter da.

Denn wenn Russland tatsächlich, wie von den USA behauptet, seit Langem gegen den Vertrag verstößt, dann wird sein Ende Moskau ziemlich kalt lassen. Die Nato aber muss überlegen, wie sie ohne die bisherige Beschränkung weitermacht. Das Bündnis ist, gerade beim Umgang mit Russland, alles andere als einig. Den Strategen stehen eher keine friedvollen Weihnachtstage bevor. Und es ist zu befürchten, dass auch das neue Jahr sehr unsanft beginnt.