Nahaufnahme eines Gefurchten Dickmaulrüsslers. Foto: Shutterstock/Jordan Roper

Die unscheinbaren Käfer mit ihren charakteristischen langen Rüsseln können mehr Schaden anrichten, als man zunächst vermuten würde. Wie erkennt man Rüsselkäfer? Was fressen sie? Und wie kann man sie erfolgreich bekämpfen?

Die Familie der Rüsselkäfer (Curculionidae) ist sehr groß und artenreich und wird weltweit auf bis zu 60.000 Arten geschätzt. In Deutschland sind aktuell über 900 Arten der Käfer bekannt. Aufgrund ihrer Nachtaktivität bekommen Gartenbesitzer die kleinen Tiere vermutlich seltener tagsüber zu Gesicht, doch ihre Aktivität im Garten bleibt nicht unbemerkt. Welche Schäden Rüsselkäfer anrichten, welche Arten es gibt, welche Pflanzen sie befallen, und wie man gegen die Rüsselkäfer vorgehen kann, gibt es hier im Überblick.

Wie sieht ein Rüsselkäfer aus?

Da allein in Mitteleuropa über 1000 verschiedene Käfer den Rüsselkäfern zugeordnet werden, ist es kaum möglich, alle über einen Kamm zu scheren. Charakteristisch für Rüsselkäfer sind ihre verlängerten Köpfe und die Rüssel, denen sie ihren Namen verdanken. Der Rüssel sieht ja nach Art anders aus. Manche Käfer haben lange Rüssel, andere kürzere und wieder andere, wie der Borkenkäfer haben gar keinen Rüssel. Die mitteleuropäischen Rüsselkäfer sind länglich, zwischen wenigen Millimetern und zwei Zentimetern groß und haben kräftige Beine. Sie bewegen sich recht langsam und gemächlich. Meist sind sie grau-braun bis schwarz oder auch dunkelgrün gefärbt. Manche Arten der Rüsselkäffer verfügen über teils auffällig rötlich oder bläulich glänzende Flügel, flugunfähig sind sie jedoch trotzdem. Die Larven der Rüsselkäfer erinnern optisch an Engerlinge.

Wo kommen Rüsselkäfer her?

Die Rüsselkäfer überwintern in deutschen Gärten entweder als Larven oder als ausgewachsene Käfer. Die Larven schlüpfen im Frühling, wenn die Erde Temperaturen um die 15 Grad erreicht. Ist der Boden feucht, schlüpfen mehr Larven. Häufig schleppt man die ungebetenen Gäste über den Kauf neuer Pflanzen ein oder sie wandern aus Nachbargärten zu. 

Ist der Rüsselkäfer ein Schädling?

Ja. Es gibt sehr viele verschiedene Käfer, die zu der Gattung der Rüsselkäfer gehören. Sie alle fressen Pflanzen und hinterlassen angefressene Blätter, geknickte Blütenstängel oder abgefressene Knospen. Die Larven der Käfer fressen häufig auch noch die Wurzeln der Pflanzen. Viele Rüsselkäfer fressen im Schutz der Nacht, sodass mancher Gartenbesitzer diese gar nicht erst zu Gesicht bekommt. Besonders viel Schaden richten beispielsweise Dickmaulrüssler an, denn sie sind nicht auf bestimmte Pflanzen festgelegt. Andere Arten sind wählerisch und beschränken sich auf einzelne Pflanzen als Nahrungsquelle.

Was fressen Rüsselkäfer?

Der Dickmaulrüssler bevorzugt Gehölze mit harten Blättern. So verspeist er beispielsweise gerne Erdbeeren, Rhododendren, Rosen, Buchs, Azaleen, Cyclamen, Weinreben oder auch Kirschlorbeer. Über 100 verschiedene Pflanzenarten stehen für diesen Rüsselkäfer auf dem Speiseplan. Neben den üblichen Fraßschäden, werden vor allem die Larven zum Problem, die auch Hauptwurzeln bis aufs Holz abnagen. Verwandte sind der Luzernerüssler und der schwarze Rüsselkäfer.

Ebenfalls große Schäden richtet der sehr kleine Kohltriebrüssler an. Er frisst neben Kohlgemüse und Radieschen auch Raps und Kren. Verwandt ist der Kohlgallenrüssler.

Auf Erdbeeren abgesehen hat es der Erdbeer-Blütenstecher. Er frisst die Blütenstiele unterhalb der Knospe an und legt seine Eier in die Knospe. Daraufhin können Gartenbesitzer beobachten, wie die Knospe abknickt und welkt. Auf dem Speiseplan stehen zusätzlich auch Himbeeren und Brombeeren sowie Rosen.

Der gestreifte Blattrandkäfer frisst gerne Erbsen, Klee und Bohnen.

Den Apfelbäumen geht der Apfelblütenstecher an den Kragen. Ganze Ernten können hier ausfallen, da die angestochenen Blüten sich nicht öffnen und vertrocknen. Die Rüsselkäfer überwintern in der Rinde der Bäume und machen sich ab März ans Fressen. Verwandt ist der Birnenknospenstecher, der denselben Schaden an Birnbäumen verursacht.

Schmalbauch- und Grünrüssler treten an Pflaumenbäumen, Aprikosenbäumen sowie Weiden und Rosen auf.

Der Haselnussbohrer sorgt für löchrige Haselnüsse, die innen leer sind. Der Übeltäter ist weniger als einen Zentimeter groß, braun gemustert und verfügt über einen langen gebogenen Rüssel an dem Fühler sitzen. Im Juni legen die Weibchen ihre Eier in unreife Haselnüsse, die dann später von den Larven leer gefressen werden. Die ausgewachsenen Haselnussbohrer machen auch vor Birnen und Pfirsichen nicht Halt.

Kornkäfer leben in Getreidekörnern und ruinieren dadurch ganze Ernten.

Fichtenrüsselkäfer, häufig auch Große Braune Rüsselkäfer genannt, sind etwa anderthalb Zentimeter groß und weisen gelbe Querstreifen auf ihren Flügeln auf. Ihre Fühler ähneln einer Keule. Sie finden sich auf jungen Fichten und nagen deren Rinde ab, sodass die Jungbäume daran sogar sterben können.

Sind Rüsselkäfer gefährlich für Menschen?

Nein. Rüsselkäfer sind nicht gefährlich für Menschen, sie stellen lediglich für Zier- und Nutzpflanzen eine große Gefahr dar.

Wie lange leben Rüsselkäfer?

In den Monaten Mai bis Juni legen die Weibchen ihre Eier ab, manche auch noch im August. Zwischen August und Oktober schlüpfen die Larven, die an Wurzeln fressen. Je nach Art leben die Schädlinge ein bis vier Jahre.

Wie kann man Rüsselkäfer bekämpfen?

Wer vorbeugen möchte, kann den Rüsselkäfern Verstecke anbieten, in denen sich die Schädlinge verkriechen. Diese Verstecke müssen jedoch täglich kontrolliert und gegebenenfalls geleert werden. Da die Tiere meist zu ihrer Wirtspflanze zurückkehren, sollten die Verstecke unter oder neben diesen Pflanzen platziert werden. Hierfür eignen sich beispielsweise strukturierte Terrassenplatten oder ein umgedrehter und mit Stroh gefüllter Tontopf. Holzbretter können um die Pflanzen ausgelegt werden, damit die Käfer sich in den Abendstunden darunter verstecken. Am nächsten Tag können Gärtner die schlafenden Tiere unter den Brettern einsammeln.

Um die Tiere leichter einfangen zu können, kann eine sogenannte Fangpflanze neben betroffene Pflanzen gepflanzt werden. Ideal eignet sich dafür das Flammende Käthchen.

Apfelblütenstecher können mit Pappe eingefangen werden. Bevor die Blüten austreiben, wickelt man einen breiten Wellpappstreifen um den Stamm des Apfelbaums. Am Abend krabbeln die Käfer hinein, um sich zu verstecken und am Morgen können Gartenbesitzer sie einfach einsammeln. Rüsselkäfer, die ihre Eier gerne in Erde ablegen, können daran gehindert werden, indem man die Erde dauerfeucht hält. Das hemmt die Weibchen bei der Eiablage. Motivierte Gärtner können die Käfer abends von den befallenen Pflanzen sammeln. Vorsichtshalber kann man ein Tuch unter die Pflanzen legen, um auch heruntergefallene Käfer nicht zu übersehen.

Gut ist es auch, Nützlinge im eigenen Garten zu fördern, die aktiv gegen Rüsselkäfer vorgehen. Dafür gilt es, den Garten attraktiv für Vögel zu gestalten: beispielsweise mit Nistkästen, Vogeltränken, geschützten Ecken und heimischen Pflanzen. Auch Igel, Spitzmäuse, Spinnen und Tausenfüßler sind natürliche Fressfeinde der Rüsselkäfer.

Neempresskuchen und Neemöl für ungenießbare Blätter

Wer seine Pflanzen aktiv vor Fraß schützen möchte, mischt Neempresskuchen in die Pflanzenerde. Die Pflanzen nehmen den Wirkstoff Azadirachtin auf, der dafür sorgt, dass die Blätter für Schädlinge ungenießbar werden. Denselben Effekt erzielt man auch mit Neemöl. Hier können die Blätter eingesprüht und der Boden gegossen werden.

Nematoden gegen Rüsselkäfer-Larven

Die winzigen Fadenwürmer werden mit Wasser vermischt und über das Gießen der Pflanzen in die Erde gebracht. Es gilt jedoch darauf zu achten, dass die gekauften Nematoden gegen Rüsselkäfer helfen, denn es gibt keine universell einsetzbaren Nematoden.

Biologische Falle für Dickmaulrüssler

Es gibt auch extra Fallen für Dickmaulrüssler zu kaufen. Hierbei handelt es sich um Holzfallen mit Nematoden-Gel. Das Fangbrett wird mit den Öffnungen nach unten unter die befallene Pflanze gelegt. Die Nematoden sind dann für sechs Wochen aktiv und arbeiten gegen die Schädlinge.

Rainfarn- oder Wermuttee gegen Rüsselkäfer

Ein weiteres Mittel gegen Rüsselkäfer ist Rainfarn- oder Wermuttee. Der Tee kann auf die Blätter gespritzt und zusätzlich mit einer Gießkanne auf den Boden und freigelegte Wurzeln gegossen werden.