Eine Reihe großer Sport-Karrieren fand 2017 ihr Ende. Nicht nur Fußball-Riese Philipp Lahm nahm dabei einen emotionalen Abschied.
Berlin - Letzter Gong für Wladimir Klitschko, Abpfiff für Philipp Lahm, Drama auf der Zielgeraden für Usain Bolt: Im Jahr 2017 beendeten viele ruhmreiche Sportler ihre aktive Karriere. Manche auf dem Zenit ihres Schaffens, andere am Boden zerstört. Sie alle blicken auf eine bewegte Laufbahn zurück.
Für Klitschko war es am 3. August soweit. Da machte er offiziell Schluss. Drei Monate hatte „Dr. Steelhammer“ überlegt, ob er zum Rückkampf gegen Weltmeister Anthony Joshua antreten soll. Der aufstrebende Brite hatte den 41-Jährigen am 29. April in einer sensationellen Ringschlacht vor 90.000 Zuschauern im Londoner Wembleystadion K.o. geschlagen. Am Ende entschied sich der Olympiasieger von 1996 gegen ein zweites Duell und richtigerweise für die Gesundheit. „Ich habe als Amateur und Profi alles erreicht und kann jetzt gesund und zufrieden die spannende Karriere nach der Karriere angehen“, sagte Klitschko. Der Ukrainer bestritt insgesamt 69 Profikämpfe (64 Siege, davon 54 Knock-outs) und war von 2000 bis 2003 sowie von 2006 bis 2015 Weltmeister im Schwergewicht. Jetzt bleibt mehr Zeit für die Familie und neue Pläne.
Philipp Lahm zieht sich erstmal zurück
Ins Private zog es auch Philipp Lahm. Der Weltmeister-Kapitän hängte drei Jahre nach der Nacht von Rio de Janeiro die Fußball-Schuhe an den Nagel. „Das Ende meiner Karriere wollte ich selbst bestimmen“, hatte Lahm im Februar gesagt. In seiner letzten Saison für Bayern München holte er noch einmal die Meisterschaft. Seine achte. Am 21. Mai um 17.49 Uhr stemmte er ein letztes Mal die Schale nach oben. Viel Lob gab es von allen Seiten, sogar Ehrenspielführer des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wurde er im Dezember. Ins Bundesligageschäft zieht es ihn allzu schnell nicht zurück. Sportdirektor beim Rekordmeister wollte der 33-Jährige dann doch nicht werden: „Es ist für mich noch nicht der richtige Zeitpunkt, beim FC Bayern einzusteigen. Das habe ich nach den Gesprächen für mich so entschieden. Ich bin ab Sommer erst mal Privatier. Dann habe ich Zeit, mich mal um andere Dinge zu kümmern und Gespräche zu führen.“
Ganz und gar nicht wie geplant verlief der Abschied des einst schnellsten Mannes der Welt. Die glanzvolle Karriere des Usain Bolt (31) endete in einem großen Drama. Am 13. August ging der Megastar 50 Meter vor dem Ziel des 100-m-Staffelfinales bei der Leichtathletik-WM in London als Schlussläufer der Jamaikaner verletzt zu Boden. Ausgerechnet in seinem letzten Karriere-Rennen erlebte Bolt einen der bittersten Momente seines großen Sportlerlebens. „Eine Meisterschaft wird nicht ändern, was ich erreicht habe. Muhammad Ali hat auch seinen letzten Kampf verloren und blieb der Größte“, sagte Bolt. Er trat damit ohne einen weiteren WM-Titel in seinen Händen zurück. Über 100 m war er nur Dritter geworden, über 200 m nicht am Start gewesen. Er wurde in seiner Laufbahn achtmal Olympiasieger und hält seit 2009 die Weltrekorde über 100 (9,58) und 200 m (19,19). Vor fünf Jahren stellte Bolt bei Olympia in London zudem mit Jamaika den Weltrekord (36,84) über die 4x100 m auf.
Podolski trifft beim Abschiedsspiel
Neben Lahm gaben zahlreiche weitere Fußball-Größen ihren Ausstand. Italien-Titan Gianluigi Buffon (39) und Bayern Münchens fliegender Holländer Arjen Robben (33) verkündeten nach dem Verpassen der Qualifikation für die WM 2018 in Russland das Ende ihrer Nationalmannschafts-Karriere. Vorher hatte im März Lukas Podolski (32) bei seinem ganz persönlichen Abschiedsspiel in Dortmund gegen England (1:0) ein letztes Mal für Deutschland gespielt - und natürlich auch den Siegtreffer erzielt. Emotionale Abschiede waren in diesem Jahr über alle Sportarten hinweg zu finden.
Fabian Hambüchen beispielsweise, der sich im Dezember im Alter von 30 Jahren beim Bundesliga-Finale in Ludwigsburg endgültig in die Turnerrente verabschiedete und dabei „Pipi in den Augen“ hatte. Spaniens Rad-Star Alberto Contador (35), der im Spätsommer ein allerletztes Mal bei der Vuelta die Fans in seiner Heimat in Ekstase versetzte. Oder Italiens ewiger Spielmacher Andrea Pirlo (38), der beim New York City FC in den fernen USA zum letzten Akt lud. Jeder von ihnen wird dem Sport fehlen.