Der zurückgetretene CSU-Generalsekretär Stephan Mayer Foto: dpa/Sven Hoppe

Der CSU-Generalsekretär Stephan Mayer tritt zurück, offiziell mit der Begründung, er sei gesundheitlich angeschlagen Gründen. Zuvor war allerdings bekannt geworden, dass er einem Journalisten gedroht hatte, er werde ihn „vernichten“.

Es ist ein herber Schlag für Markus Söder: Nur knapp drei Monate nach seiner Ernennung ist der CSU-Generalsekretär Stephan Mayer am Dienstagabend zurückgetreten. Und das 16 Monate vor der bayerischen Landtagswahl, die für die CSU von höchster Bedeutung ist. Offiziell ist Mayer „aus gesundheitlichen Gründen“ gegangen, dahinter steckt jedoch als Auslöser die massive Bedrohung eines Journalisten der Zeitschrift „Bunte“ durch Mayer.

Die Geschichte mutet absurd-gespenstisch an. Das Blatt aus dem Burda-Verlag, das keine politische Berichterstattung betreibt, hatte über Mayer und seinen angeblich von ihm verheimlichten achtjährigen Sohn geschrieben, zu dem er nicht als Vater stehe. Dass der ledige Katholik ein Kind hat, wusste bis dahin niemand. Die „Bild“ berichtete als erstes, dass Mayer den Verfasser des Artikels daraufhin an einem Tag zwei Mal angerufen und aufs Aggressivste bedroht haben soll. Laut einem Wortlautprotokoll des Journalisten hat Mayer gesagt: „Ich werde Sie vernichten. Ich werde Sie ausfindig machen, ich verfolge Sie bis ans Ende Ihres Lebens. Ich verlange 200 000 Euro Schmerzensgeld, die müssen Sie mir noch heute überweisen.“

Söders Statement dauert vier Minuten

Am Mittwoch um zehn Uhr tritt Markus Söder vor die Presse, der CSU-Chef und bayerische Ministerpräsident. Sein Statement ist gerade mal vier Minuten lang, Fragen sind nicht zugelassen. Söder spricht von einem „bitteren Tag“ und von einer „menschlichen Tragödie“. Stephan Mayer, mit dem er sich am Vortag gemeinsam mit dem Berliner CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt lange unterhalten habe, gehe es „tatsächlich nicht gut“. Deshalb nehme er auch den Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen an und wünsche ihm „gute Besserung“.

Dass die Bedrohung – sie wird ausgerechnet am internationalen Tag der Pressefreiheit bekannt – so stattgefunden hat wie von der „Bunten“ geschildert, will Söder und auch sonst niemand in der CSU bestreiten. Er sei „erschüttert über diese Wortwahl“, sagt der Parteivorsitzende, sie sei „völlig unangemessen und inakzeptabel“.

Die „Bunte“ will nach eigener Auskunft aus dem CSU-Umfeld Hinweise auf Mayers nichtehelichen Sohn erhalten haben. Demnach soll der 48-Jährige die Unterhaltszahlungen eingestellt haben, die daraufhin sein Vater übernahm. Burda und Mayer wollen sich nun gegenseitig beklagen.

Besitzen auch Spitzenpolitiker ein Recht auf den Schutz des Privatlebens? Ja, wenn sich darin keine schweren menschlichen Verfehlungen offenbaren. Ein eigenes Kind nicht anzunehmen und zu verheimlichen, ist aber – sofern es stimmt – für den Generalsekretär einer Partei inakzeptabel. An sich sind nichteheliche Kinder in der CSU kein Karrierehindernis. Sowohl Söder als auch sein Vorgänger Horst Seehofer haben jeweils eines.

Der Jurist Stephan Mayer ist seit 20 Jahren CSU-Bundestagsabgeordneter. In Berlin galt er als höflicher und äußerst verbindlicher Politiker. Mayer vertritt den Wahlkreis Altötting, aus dem er auch stammt, als Direktkandidat. Der Wallfahrtsort mit der „Schwarzen Madonna“ gilt als bis auf die Knochen katholisch-konservativ.

Die CSU wird von Unbill gebeutelt

Söder sah in Mayer den Mann, der Markus Blume ersetzen kann, welchen er jüngst zum bayerischen Wissenschaftsminister ernannt hat. Zentrale Aufgabe wäre die Organisation des Landtagswahlkampfes gewesen. Der Blick auf diese „Mutter aller Schlachten“, wie die Wahl gern in der CSU bezeichnet wird, ist trüb. In der jüngsten Umfrage dümpelt die Partei bei 38 Prozent dahin, eine Mehrheit mit dem Koalitionspartner Freie Wähler erscheint höchst gefährdet. Neben dem Fall Stephan Mayer wird die CSU von weiterem Unbill gebeutelt: Gegen den einstigen Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer ermittelt die Berliner Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der uneidlichen Falschaussage im Maut-Untersuchungsausschuss. Und im Landtag wird im Masken-Untersuchungsausschuss bis weit ins kommende Jahr hinein das Fehlverhalten hauptsächlich von CSU-Politikern behandelt.

Einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin von Stephan Mayer gibt es noch nicht. Die Personaldecke ist dünn, niemand bietet sich auf Anhieb an. Markus Söder will die Besetzung in Kürze regeln.