Wird der Bulle 2019 wieder die Oberhand gewinnen und die Kurse nach oben treiben? Foto: dpa

Die Unsicherheit an den Aktienmärkten wird nach Einschätzung der meisten Experten auch im neuen Jahr anhalten. Eine Prognose ist daher noch schwerer als sonst.

Frankfurt - Der Rückblick auf das Börsenjahr 2018 ist ebenso ernüchternd wie einfach: Es war ein mieses Jahr. Noch vor zwölf Monaten waren sich Experten, Volkswirte und auch Privatanleger einig, dass sich die Rekordjagd von 2017 fortsetzten würde, wenn auch in einem langsameren Tempo vielleicht, aber die Gewinne waren zu Jahresanfang schon so gut wie gebucht. Der tatsächliche Verlauf aber zeigt einmal mehr, dass die Börse eben keine Einbahnstraße ist, dass das Auf und Ab dazugehört und dass viele Entwicklungen nicht vorhersagbar sind. Die Bilanz fällt zum Jahresende vernichtend aus: Keiner der wichtigen Aktienindices an den Weltbörsen konnte zulegen.

Noch immer lockere Geldpolitik der Notenbanken

Dabei ist das Umfeld für Aktien im zu Ende gehenden Jahr nicht grundsätzlich schlechter geworden. Die Geldpolitik der großen Notenbanken ist immer noch extrem locker, auch wenn die US-Notenbank Fed langsam aber sicher die Zinswende eingeleitet hat. In Europa aber kann man mindestens bis zum Herbst mit niedrigen Zinsen rechnen, das hat die Zentralbank mehrfach erklärt. Gegenüber anderen Anlageformen hat die Aktie also immer noch einen Vorsprung, weil mit ihr durchaus noch Geld zu verdienen ist – entweder über die Dividende oder über einen Kursanstieg. Allerdings gilt das eben nicht für die Masse, im Gegenteil. Einzelne Werte aber haben besser abgeschnitten als der Markt, andere deutlich schlechter.

Vermögen der Deutsche-Bank-Anteilseigner schmolz dahin

Die Gründe dafür sind nicht immer eindeutig. Deutsche-Bank-Aktionäre etwa mussten miterleben, wie ihr Vermögen geradezu dahinschmolz. Mit einem Abschlag von 57 Prozent hat die Deutsche-Bank-Aktie im Gesamtjahr so viel verloren wie keine andere Aktie im Dax. Nicht einmal mehr sieben Euro ist das Papier wert. Dabei steht die Deutsche Bank zwar in der Branche nicht alleine da – im Durchschnitt haben die Euro-Banken rund 35 Prozent an Wert verloren – aber für das größte deutsche Finanzhaus ist es fatal, dass die Investoren kein Vertrauen mehr haben. Nur eine Minderheit unter den Anlegern ist davon überzeugt, dass dem Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing der Umschwung gelingt. Ähnlich schlecht erging es den Internet-Aktien von Apple, Amazon, Microsoft oder Facebook, bei denen es lange Zeit so schien, als gäbe es nur eine Richtung. Drei Quartale ging es auch weiter aufwärts, dann kam der Einbruch, den Experten als Gemetzel bezeichnen.

2019 wird sicher kein einfaches Jahr

Einfach wird es 2019 auf keinen Fall, nicht nur für die Deutsche Bank. Der Blick auf den Dezember zeigt, wie brisant die Lage derzeit ist. Den US-Börsen droht der schwärzeste Dezember seit 1931. Vor allem die Furcht vor einer Wirtschaftskrise infolge des Handelsstreits mit China drückt auf die Stimmung. Zudem sorgte die Arbeitspause in einigen Behörden wegen des Streits über die von US-Präsident Donald Trump angestrebte Grenzmauer zu Mexiko für Verunsicherung. Das sorgte an Heiligabend an der Wall Street für einen drastischen Kursrutsch. Dann kamen Berichte über ein gutes Weihnachtsgeschäft – und schon stiegen die Kurse wieder. Unterm Strich verlor der amerikanische Leitindex Dow Jones seit Anfang Dezember mehr als zehn Prozent an Wert. Der Dax büßte im gleichen Zeitraum 5,5 Prozent ein und musste auch zuletzt eine Berg- und Talfahrt mitmachen. Er steht auf Jahressicht mit einem Minus von rund 19 Prozent sogar deutlich schlechter da als der Dow Jones, der siebeneinhalb Prozent verlor.

Drei massive Belastungsfaktoren

Der Verlauf der Kurse im Dezember zeigt exemplarisch, was die Anleger das ganze Jahr hindurch bewegt hat – und auch 2019 bewegen wird. Im Vordergrund der Belastungsfaktoren stehen drei Dinge: der von den USA ausgehende Handelsstreit, aktuell mit China, aber auch mit der Europäischen Union ist das Thema noch nicht vom Tisch. Die nach wie vor unklaren Bedingungen für einen Austritt Großbritanniens aus der EU. Und schließlich die Sorge um die weltweite Konjunktur, die ausgehend von den politischen Wirren leiden könnte. Die Prognosen der Volkswirte fallen daher auch entsprechend vage aus. Es wird wohl kein besseres Jahr für Anleger, heißt es immer wieder, von Herausforderungen ist die Rede. Oder man zählt zu den Optimisten, wie etwa der Chefvolkswirt der Targobank, Otmar Lang. Der hofft in seinem Jahresausblick auf positive Überraschungen. Politische Börsen, meint er, hätten immer noch kurze Beine – auch wenn diese die Märkte nun schon fast ein Jahr in Atem halten. Zutreffender ist wohl die Einschätzung, dass die Stimmung derzeit schon so schlecht ist, dass sie kontraindiziert wirken könnte.

Damit ist Lang zumindest auf einer Linie mit US-Präsident Donald Trump, der dazu rät, jetzt Aktien zu kaufen – so günstig waren sie lange nicht mehr. Wenn dann auch noch die US-Konjunktur weiter ordentlich läuft, die chinesische Volkswirtschaft nicht völlig einbricht und auch in Europa und Deutschland die Unternehmen sich als robust erweisen, dann könnten die von Lang erwarteten Überraschungen tatsächlich eintreten. Allerdings erst in der späteren Jahreshälfte, wie auch der Chefvolkswirt der Targobank einräumt.

US-Präsident Trump rät zum Aktienkauf