Der Leichtathlet Rudolf Harbig: Sein früher Tod befeuerte seinen Ruhm – zunächst jedenfalls. Foto: ullstein bild, Lothar Ruebelt

Rudolf Harbig, vor 75 Jahren an der Ostfront gefallen, galt als Wunderläufer. Nach dem Krieg wurden Stadien und Preise nach ihm benannt, in Ost wie West wurde der Sachse als Sportheld ohne Fehl und Tadel verehrt. War er das wirklich?

Stuttgart - Der Blick auf die Stoppuhr, er ließ den Trainer an seiner Sehkraft zweifeln. Was Woldemar Gerschler sah, schien ihm einfach zu fantastisch. Bei 1:46,6 Minuten war der Zeiger stehen geblieben. „Ist eine solche Zeit menschenmöglich?“, fragte er sich am 15. Juli 1939 in der Mailänder Arena Civica, in der das Publikum nach Rudolf Harbigs epischem Duell mit Mario Lanzi noch immer tobte.