Auf der 1640 Meter langen Rundstrecke graben sich die Reifen tief in den vom Regen der vergangenen Tage aufgeweichten Untergrund Foto: Rettig

Der MSC Wieslauftal hat zum 60. Mal den Rudersberger Motocross gestemmt: mit enormer Manpower und Einsatz und viel Spaß bei der Arbeit. Trotz des Regenwetters sind die erhofften Tausende Besucher gekommen.

Vor dem Festzelt haben die Helfer vom MSC Wieslauftal tonnenweise Rindenmulch ausgestreut, damit die Besucher sauberen Fußes ins Innere gelangen konnten. Im Fahrerlager auf einem benachbarten Acker versanken die Füße hingegen im Schlamm, und auch auf der 1640 Meter langen Rundstrecke gruben sich die Reifen tief in den vom Regen der vergangenen Tage aufgeweichten Untergrund. Schlamm gehöre einfach zum Motocross dazu, sagt Axel Siegle, der Vorsitzende des MSC Wieslauftal, mit einem Lächeln. „Und es sind spektakuläre Szenen, wenn ein Gespann im Karussell, der Steilwandkurve mit mehr als 180 Grad, stecken und stehen bleibt.“

Im Februar haben die Vorbereitungen begonnen

Als die Seitenwagengespanne am Samstag an den Start gerollt sind, war für Axel Siegle und das Organisationsteam aus dem Wieslauftal die meiste Arbeit schon gelaufen. Seit Februar hatten sie den 60. Motocrosslauf in Rudersberg vorbereitet. Es brauche seine Zeit, bis alle nötigen behördlichen Genehmigungen, etwa für die Umleitung, eingeholt sind, berichtete Axel Siegle.

Das Festzelt mit Bühne war Anfang August aufgestellt worden. In den Wochen danach kamen Technik, Logistik und das Siegertreppchen dazu. Für eine solche Großveranstaltung müssten ganz viele Rädchen reibungslos ineinandergreifen, sagte der Vorsitzende. Am Rennwochenende selbst waren die insgesamt fast 400 Helfer gefordert, die an den Infoständen, im Festzelt oder an der Strecke Dienst schoben. Oder sich wie Heike Leitz um die Verpflegung der Streckenposten kümmerten: „Wir brauchen an beiden Tagen 68 Lunchpakete mit Käsewürfel, Landjägern, Brötchen und auch noch ein bisschen Süßigkeiten, denn die Leute stehen gut zehn Stunden an der Strecke.“

Ehrenamtliche bewirten das Festzelt

Nicht alle Helfer kämen vom MSC, der rund 500 Mitglieder hat, berichtete Axel Siegle. „Wir werden von anderen Vereinen tatkräftig unterstützt. Etwa von den Mudracers Wieslauftal, die im Mai auf unserem Gelände immer ein Jeep-Treffen veranstalten.“ Ehrenamtliche vom Schützenverein Rudersberg bewirteten das Festzelt – mit drei Tagen Hochbetrieb und Partystimmung samt Musik. Und auch der Turnverein aus Rudersberg und die Dorfgemeinschaft Klaffenbach stellten Helfer bereit, die auf dem Gelände am Königsbronnhof mit anpackten.

Am Donnerstag kamen die ersten der insgesamt fast 200 Motorsportler aus den Niederlanden, aus Großbritannien, Tschechien, Belgien oder Frankreich. Die meisten Teilnehmer reisten mit Campingbus und Anhänger am Freitag an. Die Zufahrtsstrecken waren kurzzeitig fast ebenso überlastet wie am Samstag und Sonntag, als die Zuschauer zu den Rennen, allen voran den letzten beiden Läufen zur Weltmeisterschaft der Gespannfahrer, geströmt sind. Sie bekamen eine Menge zu sehen. Neben dem entscheidenden Lauf im Sidecarcross und den Rennen zur deutschen Meisterschaft in der 250er-Klasse gab es zur 60. Auflage des Rudersberger Motocross erstmals einen „Race of Champions“. Dafür hatten die Veranstalter die Sieger aus sechs Jahrzehnten eingeladen und 29 Gespannfahrer kamen. „Die meisten von ihnen fahren schon lange nicht mehr“, sagte Axel Siegle. Verlernt haben sie aber nichts. Auch nicht das älteste Paar, Herbert Simon und sein Beifahrer Hans-Georg Peppinghaus aus Deutschland, die gemeinsam 161 Jahre zählen und mit dieser Startnummer auf die Strecke gingen.

Dass die Crossfahrer von früher zum „Championsrace“ kamen, daran hatte Mona Bauer großen Anteil. Sie ist früher selbst Motorrad gefahren und lernte dabei Frido Siegle, den Onkel des jetzigen MSC-Vorsitzenden kennen, der begeisterter Sidecarcross-Fahrer war. „Er hat mich hierher mitgenommen, und von da an war ich immer dabei.“ Mona Bauer reist seitdem zu Beiwagenrennen in der ganzen Welt. „Bevor es das Internet gab, habe ich immer die Ergebnislisten an die Fahrer verteilt und alle kennengelernt“, sagt Mona Bauer. Und sie hatte alle Adressen der ehemaligen Champions griffbereit. „Mona ist nicht einmal Mitglied bei uns, aber sie ist beim Rudersberger Motocross nicht wegzudenken“, sagt Axel Siegle. Und mit Schlamm hatte Mona Bauer noch nie ein Problem.