Die Ruder AG am Friedrich-Schiller Gymnasium in Marbach ist seit 50 Jahren auch dank des MRV ein Erfolgsmodell.
Manchmal reicht ein kleiner Impuls, um etwas anhaltend Gutes auf den Weg zu bringen. Seine rudernde Tochter hatte Fred Trost, den damaligen Rektor des Friedrich-Schiller Gymnasiums in Marbach auf die Idee gebracht, in der Schule eine Ruder-AG anzubieten. Die Lehrer Bernd Pracht und Eberhard Kulf bauten die Gruppe auf. Mit einem Boot, das man aus Norddeutschland besorgt hat, fing es an. 50 Jahre ist das her und bei der Jubiläumsveranstaltung sagte Kulf: „Man hat die Schüler dann plötzlich ganz anders erlebt, wenn sie gemeinsam in einem Boot sitzen.“
Daran hat sich über die Jahrzehnte nichts geändert. „Das Miteinander ist die zentrale Grundlage des Sports. Nur zusammen kann man was erreichen“, sagt Holger Kauf, der heute die Ruder-AG verantwortet und die Geschichte seit 24 Jahren auch entscheidend mitgeprägt hat. Knauf sitzt im Biergarten neben dem Marbacher Rudervereins und blickt auf den Neckar. „Hier finden wir ein optimales Gelände vor“, sagt der 54-Jährige, den der Rudersport überhaupt nach Marbach gebracht hat. Der Sport- und Deutschlehrer kommt aus dem hessischen Hanau und war dort aktiver Ruderer. „Eine Schule ohne Rudergruppe konnte ich mir damals nicht vorstellen. Deshalb habe ich mich 2000 um das Referendariat beworben“, sagt Kauf. Und er ist gekommen, um zu bleiben.
„Dynamik und Teamgeist machen den Sport aus, und das wollen wir den jungen Menschen vermitteln“, sagt Holger Knauf. Es sind viele Komponenten, warum das Rudern perfekt zur Entwicklung junger Menschen passt: Da sei zum einen das Erlebnis in der Natur, bei dem man schon mal einen Eisvogel beobachten kann. „Die Ruderer lernen aber auch Sozialverhalten und Hilfsbereitschaft und natürlich macht der Sport fit – auch für die Schule“, sagt Knauf. Über die Jahre hat er festgestellt, dass sich Ruderer auch in den Noten verbessert haben.
Rudern in den Sonnaufgang
14 eigene Boote stehen den Schülerinnen und Schülern zur Verfügung. Gerudert wird in allen Kategorien – vom Einer bis zum Achter. Anders als seine Vorgänger stellte Knauf als AG-Leiter auch den Leistungsaspekt in den Vordergrund. Seitdem sind die FSG-Boot fast immer beim Bundesfinale „Jugend trainiert für Olympia“ in Berlin vertreten. Auch in diesem Jahr reisen die Marbacher im September mit 19 Athletinnen und Athleten in die Hauptstadt. Kurz vor dem Wettkampf bittet er die Mannschaft des Ruder-Achters in der Vorbereitung sogar morgens um 5.15 Uhr während des Sonnenaufgangs zum Training. „Da kommt auch keiner zu spät“, sagt Knauf nach dem Motto – acht Freunde müsst ihr sein. Man müsse dabei auch nicht die schnellsten im Boot haben, sondern die am besten zusammenpassen.
Gekoppelt war das Rudern immer an die Kooperation mit dem Marbacher Ruderverein, der dem FSG auch die Bootshalle und sonstige Einrichtungen zur Verfügung stellt. Auf die Frage, wer denn mehr davon habe, die AG oder der Verein sagt der Coach: „Das kann man so nicht beantworten. Am meisten profitieren die Jugendlichen.“
Eine Liaison mit Höhen und Tiefen
Es war eine Liaison mit Höhen und Tiefen. Einen richtigen Schub hat die Kooperation 2016 bekommen, als Heike Breitenbücher, die Vorsitzende des Landesruderverbandes, als Trainerin beim MRV eingestiegen ist und das Potenzial erkannt hat. Unterstützt wird das Projekt auch von FSG Rektor Volker Müller und dem MRV-Vorsitzenden Stephan Keßler. „Unsere Zusammenarbeit ist seitdem von viel Vertrauen und Durchlässigkeit geprägt“, sagt Heike Breitenbücher. So kann es sein, dass sie auch mal die Schülergruppe trainiert und Knauf die Vereinsruderer übernimmt.
Rund 30 Jugendliche treten aus der AG jährlich dem Verein bei, der es schätzt, dass die Sportler bereits die Grundfertigkeiten mitbringen, die man fürs Rudern benötigt. Aus dem erfolgreichen Miteinander sind mit David Keefer und Jannik Metzger auch schon zwei starke Ruderer hervorgegangen, dei seit vier Jahren am Olympiastützpunkt des Deutschen Ruderverbands (DRV) in Dortmund trainieren. Damit wirbt Knauf natürlich an der Schule.
Wobei es seit Jahren sogar zu viele Bewerber für die 70 AG-Plätze gibt. Deshalb findet ein dreitägiges Casting statt, bei dem Knauf mit seinen Trainern Christian Calovini und Sylvia Tressel eine Auswahl trifft. Der Nachwuchs geht der AG also nicht aus.