Der Ex-Reutlinger Ruben Reisig kann bei den Stuttgarter Kickers Führungsaufgaben im Abwehrzentrum und auch auf der Sechser-Position übernehmen. Foto: Baumann

Er ist der einzige der fünf Winter-Neuzugänge der Stuttgarter Kickers, der mit viel Spielpraxis zu den Blauen kam. Ruben Reisig bringt aber noch einiges mehr mit – zum Beispiel einen interessanten Mix aus zwei Kulturen.

Stuttgart - Die bisher durchwachsenen Vorbereitungsergebnisse ändern daran nichts: Wenn Ruben Reisig von seinem neuen Verein spricht, dann gerät er regelrecht ins Schwärmen. „Es läuft bisher sehr gut. Meine Erwartungen wurden übertroffen“, sagt er über den Fußball-Oberligisten Stuttgarter Kickers. Vor allem die professionellen Rahmenbedingungen und das Training unter Chefcoach Ramon Gehrmann haben es dem 23-Jährigen angetan. Die acht Einheiten pro Woche findet er optimal, beim SSV Reutlingen hatte er nur drei- oder viermal die Woche Training am Abend. „Die Umfänge hier können für die Weiterentwicklung von uns als Mannschaft und für mich persönlich nur positiv sein“, sagt der Defensiv-Allrounder, der sowohl in der Innenverteidigung als auch auf der Sechser-Position spielen kann.

Lieber auf der Sechs

Natürlich spielt Reisig wie jeder Fußballer dort, wo ihn der Trainer aufstellt. Hauptsache er sitzt nicht auf der Bank. Doch dass er sich im zentralen defensiven Mittelfeld einen Tick wohler fühlt, als in der Abwehr – daraus macht er keinen Hehl. „Auf der Sechs kann ich noch besser meine Stärken zum Tragen bringen“, sagt er und schiebt die gleich hinterher: „Ich liebe es, Zweikämpfe zu führen. Ich mag es zu laufen, zu sprinten, auch wenn ich kaputt bin. Vor der Abwehr kann ich noch aggressiver mit meinen langen Haxen den Ball erobern, als wenn ich in der letzten Reihe stehe.“ In Reutlingen hatte ihn Trainer Maik Schütt im Laufe der Vorrunde aus dem Abwehrzentrum eine Position nach vorne beordert – mit Erfolg: Reisig zeigte konstant starke Leistungen, erzielte zwei Treffer (einen davon beim 1:1 gegen die Stuttgarter Kickers) und war an zahlreichen Toren beteiligt.

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Warum er in der Winterpause überhaupt wechselte? Da war zum einen die Unruhe beim SSV, der den einen oder anderen Spieler offenbar nicht bei der Verwaltungsberufsgenossenschaft (VBG) angemeldet und versichert hatte. Aber vor allem die bessere Perspektive bei den Kickers gab den Ausschlag, als weitere Annehmlichkeit kam die Nähe zu seinem Wohnort Esslingen hinzu.

Lockerheit aus Ghana

Dort lebt der in Prien am Chiemsee geborene Reisig seit seinem dritten Lebensjahr. Vater Jürgen ist Deutscher, seine Mutter Abena stammt aus Ghana. Zur Familie gehört auch Schwester Amandla. „Sie hat mehr vom Papa, ich mehr von der Mama“, sagt Ruben Reisig mit einem Schmunzeln. Er mag die afrikanische Lockerheit und Lässigkeit. „Wenn ich in Ghana aus dem Flugzeug steige kommt dir zwar erst die Backofenhitze entgegen, doch dann werden die Schultern ganz schnell lockerer“, erzählt der 1,90-m-Mann, der die Heimat seiner Mutter und die große Verwandtschaft dort mindestens einmal pro Jahr besucht.

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Deutsche Zuverlässigkeit und Disziplin gepaart mit afrikanischer Lebensfreude und Straßenfußballer-Mentalität – diese Mischung verkörpert Ruben Reisig auch auf dem Fußballplatz. Seine Ziele? „Ich möchte wieder dahin kommen, wo ich schon mal war – in die dritte Liga, mindestens aber in die Regionalliga“, antwortet er. Über den TSV RSK Esslingen, den TV Nellingen und den SV Fellbach (wo er im übrigen immer als Stürmer oder offensiver Mittelfeldspieler zum Einsatz kam) war er beim VfR Aalen gelandet. Die Trainer Benjamin Götz und Chris Gmünder haben ihn dort in der Jugend geprägt, in der Saison 2015/16 kam er vier Mal in der dritten Liga zum Einsatz. „Eine tolle Erfahrung, das unheimlich viel Spaß gemacht“, sagt er im Rückblick. Dennoch kam es im Sommer 2016 zu einem Tapetenwechsel. Nachdem es bei diversen Verhandlungen mit Regionalligisten nicht zu seiner Einigung kam, heuerte er beim Oberligisten 1. CfR Pforzheim an. In zwei Jahren absolvierte Reisig dort 58 Spiele, dann ging es weiter an die Kreuzeiche nach Reutlingen, wo er zum Führungsspieler reifte.

29. Februar gegen FSV 08 Bissingen

Nun ist er bei den Kickers gelandet, wo es in der Vorbereitung bisher für ihn persönlich gut läuft. Doch erstmals so richtig zählt es im Punktspiel am 29. Februar (14 Uhr/Gazi-Stadion) gegen den FSV 08 Bissingen. Ob Reisig dann auf der Sechs spielte oder im Abwehrzentrum, wird für ihn nicht entscheidend sein. Hauptsache er sitzt nicht auf der Bank.

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