Auch auf dem Schießplatz darf der Ex-Zivildienstleistende Henning Baum (links) mal üben. Foto: RTL/Bundeswehr

Die Doku „Einsatz für Henning Baum: Was es jetzt heißt, Bundeswehrsoldat zu sein“ verpasst bei RTL+ eine große Chance.

Jede Actionpüppchenserie für Jungs kann damit dienen: wechselnde Uniformen und Kampfausrüstungen, von Batman über G. I. Joe bis hin zu He-Man, Master of the Universe. So eine Klamotten- und Rollenvielfalt ist im echten Leben nicht jedem vergönnt. Der Schauspieler Henning Baum zählt zu den Glücklichen. In der RTL+-Doku „Einsatz für Henning Baum: Was es jetzt heißt, Bundeswehrsoldat zu sein“ darf er so eifrig die Klamotten wechseln, als mache Barbies Partner Ken Werbung für die Vaterlandsverteidigung.

Baum in Räuberzivil, als Rekrut auf dem Kasernengelände mit prall gefülltem Ausrüstungssack, in Flecktarn im Gelände, mit Gewehr auf dem Schießstand, im Überlebensanzug im Rettungsfloß, im Anti-G-Fliegerdress im Eurofighter, in feinem Zwirn bei einer Moralhebungsansprache. Er gehöre dazu, auch wenn er nicht dabei war, erklärt er: „Ich selbst habe als Rettungssanitäter gedient. Zwar stand ich nicht im Feld, sondern nur in den sozialen Abgründen der Großstadt, aber Not und Elend der Menschen waren dort allgegenwärtig.“ So rücken Zivil- und Wehrdienst nachträglich doch noch zusammen.

Krieg mitten in Europa

Was in „Einsatz für Henning Baum“ zu markigem Gedröhne und dick aufgetragener Betroffenheit verkommt, folgt eigentlich einem vernünftigen Ansatz. Baum selbst formuliert ihn anfangs sogar ganz korrekt, das Erstaunen über den Statuswechsel der Bundeswehr tatsächlich über Nacht: „Lange Zeit war sie nicht in unserem Bewusstsein. Und plötzlich fällt uns ein: Da war doch was. Wir haben Krieg mitten in Europa.“

Der Mann, der einst den Dienst an der Waffe verweigert hat, sitzt nun als 49-Jähriger jungen Soldaten gegenüber, für die Kampfeinsätze sehr reale Optionen geworden sind. Und der Schauspieler, der diesen Soldaten seinen Respekt ausdrückt und betont, dass sie die Freiheit von uns allen schützen, trifft auch traumatisierte Veteranen, die in Afghanistan unter schwerem Beschuss lagen und bis heute an den Folgen leiden. Daraus müssten eigentlich die interessantesten Gespräche erwachsen. Aber es bleibt bei Schlagworten. Und bei Ehrfurchtschauern. Wie ist das, wenn man vor einem Eurofighter steht? „Ziemlich beeindruckend“, analysiert Henning Baum.

Einsatz für Henning Baum. RTL, 11. August, 20.15 Uhr, danach bei RTL+,