Seit Mittwochabend sucht auf RTL die Moderatorin Sylvie Meis (Mitte) mit ihrer Jury das schönste Dessous-Model. Foto: RTL

Seit Mittwochabend sucht auf RTL die Moderatorin Sylvie Meis das schönste Dessous-Model. Ein sicherer Quotenbringer? In Zeiten der Me-Too-Debatte gefällt das vielen nicht.

Köln - Nach zwölf Jahren bekommt die viel geliebte und viel geschmähte Sendung „Germany’s next Topmodel“ (GNTM) nun also doch noch Konkurrenz – und die bekannte niederländische Moderatorin Sylvie Meis („Das Supertalent“, „Let’s Dance“) erhält nach zehn Jahren bei RTL ihre erste eigene Sendung. Sie sucht, wie Heidi Klum bei Pro Sieben, die Schönste im ganzen Land. Bei der Niederländerin haben die Models allerdings sehr wenig an: Meis kürt das schönste Unterwäschemodel in der dreiteiligen Sendung „Sylvies Dessous Models“.

Die Show wurde konzipiert, um für ihr eigenes Dessous- und Bademoden-Label „Sylvie Designs“ eine neue Markenbotschafterin zu suchen. Oder, wie es die Moderatorin selbst ausdrückt: „Wer wird die neue Sylvie?“ Die Dessous-Linie gibt es seit vergangenem Jahr. Zuvor sammelte die 40-jährige Ex-Frau von Fußballprofi Rafael van der Vaart mehrere Jahre Erfahrung als Gesicht und Körper für das niederländische Wäschelabel Hunkemöller.

Ein Dessous-Model braucht auch einen guten Charakter, findet Meis

„Ich werde die Mädchen auf Herz und Nieren prüfen, denn ein Dessous-Model muss nicht nur toll aussehen, sondern auch über einen guten Charakter und eine mitreißende Ausstrahlung verfügen“, sagte Sylvie Meis gegenüber der „Bild“-Zeitung.

Ihre Kandidatinnen haben sich per Video beworben, dann wurde eine Vorauswahl von 30 Frauen getroffen. Diese lud man nach Hamburg ein. In der ersten Folge wurde gnadenlos ausgesiebt, und zehn Frauen blieben übrig. Bei nur drei Folgen insgesamt muss es schließlich etwas schneller gehen als bei „Germany’s next Topmodel“ mit 16 Folgen pro Staffel.

Was das inhaltliche Konzept angeht, unterscheidet sich „Sylvies Dessous Models“ nicht wesentlich von der großen Schwester-Sendung „GNTM“. Junge Frauen, knapp bekleidet (hier ausschließlich in Unterwäsche), präsentieren sich einer Jury – bei Sylvie Meis besteht diese nur aus Frauen, was dem Ganzen den lüsternen Beigeschmack etwas nimmt – und müssen diverse Aufgaben, bei Heidi Klum heißt das „Challenges“, meistern.

Fotoshooting am Hamburger Hafen bei geschätzt zehn Grad

In der ersten Folge stand ein Fotoshooting am Hamburger Hafen auf dem Programm. Die „Girls“, wie die Kandidatinnen heißen (nicht „Meeedchen“ wie bei Heidi) sollten sich irgendwie maritim stylen, schwierig, wenn man eigentlich Dessous präsentieren soll. Sie zeigten sich also fast nackig und bei geschätzten zehn Grad Celsius den Fotografen, zumindest ließ die hochgeschlossene Garderobe der Moderatorin und den Fotografen auf eher schattiges Wetter schließen.

Nichts wirklich Neues also – Fotoshootings, oberflächliche Bewertungen, die typische Auswahl an Kandidatinnen: die Arrogante, das Mädchen von nebenan, die mit dem schweren Schicksal.

Im Internet äußerten sich die Zuschauer amüsiert bis kritisch

Etwas allerdings ist anders als bei GNTM: Sylvie Meis wird sehr persönlich und gibt im Gespräch mit den „Girls“ tiefe Einblicke in ihr Privat- und Seelenleben. Dabei verdrückt Sylvie ein paar Tränen. Die kamen sicher auch den RTL-Verantwortlichen, als sie die Zuschauerquote erfuhren. Lediglich 1,44 Millionen Menschen interessierten sich für die Premiere der Show zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr, das sind nur 4,9 Prozent Marktanteil.

Im Internet äußerten sich die Zuschauer amüsiert bis kritisch. So schreibt ein Nutzer bei Twitter ironisch: „Endlich mal eine vernünftige Sendung im deutschen Fernsehen: #SylviesDessousModels .... bei GNTM hatten die mir einfach zu viel Kleidung an.“ Oder ein anderer: „Wir wollten, dass Frauen in Vorstände kommen. Wir bekamen: #SylviesDessousModels“. Ein weiterer Kommentar spielt auf Heidi Klums geflügelten Satz an, der da lautet „Tut mir leid, ich habe heute kein Foto für dich“: „Tut mir leid, ich habe heute leider kein Höschen für dich.“