„Annus horribilis“ für Elizabeth II.: Vom Bruderzwist zwischen Harry und William über Meghan, die „Duchess Difficult“, bis zu Prinz Andrews Rolle im Epstein-Skandal – 2019 verlangte der Queen einiges ab.
London - 1992 war ihr „annus horribilis“. So nannte es Queen Elizabeth II. in der Rückschau. Was so schrecklich daran war? Die Ehen dreier ihrer Kinder gingen in die Brüche und Schloss Windsor in Flammen auf.
2019 schickt sich an, 1992 an Schrecklichkeiten noch zu überbieten. Die betagte Königin musste Peinlichkeiten und handfeste Skandale über sich ergehen lassen. Kaum ein royales Familienmitglied, das die 93-Jährige in diesem Jahr nicht in Verlegenheit brachte. Elizabeth bewahrte dabei stets eine „stiff upper lip“ (die unterkühlte Selbstdisziplin, die den Briten in jeder Lebenslage abverlangt wird) und hielt sich an das angebliche Familienmotto der Windsors: „Never complain, never explain.“ Man beklagt sich nicht als Royal und rechtfertigt sich erst recht nicht.
In der Monarchin dürfte es aber gebrodelt haben – angesichts dieser acht Skandale und Skandälchen, die ihre Familie 2019 produziert hat.
Januar: Prinz Philips „Land Rover-Gate“
Das Jahr 2019 ist kaum zwei Wochen alt, da sorgt ausgerechnet Prinz Philip, der stets pflichtbewusste Gatte der Queen, für den ersten Eklat. Unweit des royalen Landsitzes Sandringham, wo die Windsors gerne ihre Weihnachtsferien verbringen, baut der damals 97-jährige Herzog von Edinburgh einen Unfall. Sein Land Rover kollidiert mit einem Kleinwagen. Philips Unfallgegnerinnen werden verletzt, zum Glück bleibt ein neun Monate altes Baby unversehrt. Wenige Tage später kurvt der Prinz schon wieder über seine Ländereien – unangeschnallt. Auch eine offizielle Entschuldigung an die Verletzten bleibt erst einmal aus. Der Fall entwickelt sich zum PR-Desaster. Ganz Großbritannien diskutiert über Fahrtests für Senioren. Schließlich gibt der Prinzgemahl klein bei – und seinen Führerschein ab. Zähneknirschend vermutlich.
März: Der „Markle Sparkle“ bekommt erste Kratzer
So schnell kann’s gehen: Waren nach der Traumhochzeit auf Schloss Windsor noch alle ganz begeistert von Prinz Harrys frisch angetrauter Ehefrau Meghan, sind 2019 bereits böse Gerüchte über die Herzogin in Umlauf. Anspruchsvoll bis zickig sei die gebürtige US-Amerikanerin, will die britische Klatschpresse von Palastinsidern erfahren haben. Auf einmal kann Meghan kaum noch etwas richtig machen: Ihr „Baby Shower“-Party in New York zum Beispiel – zu teuer und „unroyal“. Dann suchen auch noch enge Mitarbeiterinnen das Weite. Plötzlich ist von der „Duchess Difficult“, der schwierigen Herzogin, die Rede. Wie viel wirklich dran ist an den Gerüchten? Ungewiss. Für Auflage sorgen sie aber allemal.
April: „Bruderzwist“ zwischen Harry und William
Einst waren Kate, William und Harry unzertrennlich. Als dann Meghan Markle zu dem Trio stieß, schwärmten die Medien von den „Fab’ Four“ im Hause Windsor. Das Jahr 2019 zeigt: Ganz so harmonisch geht es hinter den Mauern des Kensington Palace nicht zu. Vielmehr gehen die Sussex’ auf Distanz zu den Cambridges. Gemeinsame öffentliche Auftritte gibt es kaum noch, in den sozialen Medien trennen die Paare im April ihre Accounts. Nach Archies Geburt ziehen Harry und Meghan aus dem Kensington Palace aus und in ein Landhaus bei Schloss Windsor ein. Im Oktober bestätigt Harry dann, was viele ahnten: „Wir befinden uns momentan auf unterschiedlichen Pfaden“ sagt der Prinz in der viel beachteten TV-Dokumentation „An African Journey“ über die Beziehung zu seinem großen Bruder. „Wir sehen uns nicht mehr so oft wie früher, weil wir so viel beschäftigt sind. Als Brüder haben wir gute und schlechte Tage. Aber ich liebe ihn und werde immer für ihn da sein.“ Über so viel Offenheit dürfte Harrys Großmutter „not amused“ sein. Und William? Der schweigt – und spricht dennoch Bände.
Juni: „Frogmore Cottage“ verschlingt Millionen
Der britische Steuerzahler bekommt bei solchen Summen Schnappatmung: 2,4 Millionen Pfund (etwa 2,7 Millionen Euro) kostet die Renovierung von „Frogmore Cottage“, dem neuen Heim von Herzogin Meghan, Prinz Harry und Baby Archie unweit von Schloss Windsor. Dafür habe das Landhaus jetzt einen Yogaraum und eine Luxusküche, lästert die britische Presse. Im von Brexit-Sorgen gebeutelten Großbritannien kommen solche Meldungen gar nicht gut an. Vor allem, weil die Sussex’ sich zwar gerne ihre Umbaupläne vom Steuerzahler bezahlen lassen, sonst die Öffentlichkeit aber sorgsam auf Distanz halten.
Juli: Harrys Klimabekenntnis wird zum PR-Desaster
Zwei Kinder – „maximal“. Im Interview mit der Primatenforscherin Jane Goodall stellt Prinz Harry klar, dass es einen ganzen Stall von Sussex-Kindern nicht geben wird. Dem Weltklima zuliebe. Diese an sich harmlose Bemerkung fliegt dem Prinzen ganz schön um die Ohren: Denn nur kurze Zeit später düsen Harry und Meghan mit dem kleinen Archie munter kreuz und quer durch Europa. Mit dem Privatjet wohlgemerkt. Punkten können dagegen Prinz William und Herzogin Kate: Sie fliegen Linie.
September: Boris Johnson bringt die Queen in die Bredouille
Zur Abwechslung ist es im Spätsommer nicht die liebe Familie, sondern ihr Premierminister, der die Queen in eine Zwickmühle bringt. Boris Johnson bittet die Monarchin darum, das Parlament für fünf Wochen zu schließen – und will die Abgeordneten so kalt stellen, um den Brexit durchzudrücken. Elizabeth II. bleibt nichts anderes übrig, als zuzustimmen. Alles andere wäre ihr schließlich als ungebührliche Einmischung ausgelegt worden. Ein Gericht erklärt die Zwangspause schließlich für unrechtmäßig. Das politische Hin und Her dürfte an den Nerven der betagten Königin gezehrt haben.
Oktober: Herzogin Meghan zeigt Nerven
„Never complain, never explain.“ Herzogin Meghan hält offenbar nicht viel von dem Windsor’schen Familienmotto. In der TV-Dokumentation „An African Journey“ hält die Frau von Prinz Harry und junge Mutter mit ihren Gefühlen jedenfalls nicht hinterm Berg. „Nicht viele Menschen haben gefragt, ob es mir gut geht“, klagt Meghan. Sie habe es versucht mit der „stiff upper lip“ der Briten, bekennt die Herzogin gegenüber dem Fernsehjournalisten Tom Bradby. Und offenbart dann – beinahe unter Tränen –, wie sehr sie unter der teils äußerst kritischen Berichterstattung der britischen „Yellow Press“ leidet. Meghan und Harry wollen sich wehren und reichen Anzeigen gegen zwei britische Verlage ein. Der Druck fordert bei Meghan offenbar sein Tribut: „Es reicht nicht, etwas zu überleben. Es geht doch darum, glücklich zu sein.“ Offene Worte, die im für seine Zurückhaltung bekannten britischen Königshaus eher mit Befremden aufgenommen werden dürften. Über Gefühle sprechen? Im Fernsehen? Für die Queen undenkbar. Meghan und Harry bekommen den Rest des Jahres frei. Sie nehmen eine Auszeit in den USA. Aber wie geht es dann weiter?
November: Prinz Andrews schmutzige Verwicklungen
Es heißt, er sei ihr Lieblingssohn, doch es ist ausgerechnet Prinz Andrew, der der Queen 2019 die vermutlich schlimmsten Stunden bereitet. Den Prinzen holt eine verhängnisvolle Freundschaft ein: die zu dem Geschäftsmann Jeffrey Epstein. Der inzwischen verstorbene US-Multimillionär soll Dutzende minderjährige Frauen missbraucht und zur Prostitution gezwungen haben. Doch nicht genug, dass Andrew sich nicht früh genug von Epstein distanzierte – die US-Amerikanerin Virginia Giuffre wirft dem Prinzen vor, sie missbraucht zu haben, als sie noch ein Teenager war. Mit einem TV-Interview versucht Andrew, seinen Ruf zu retten – und reitet sich nur noch tiefer in den Schlamassel. Der Prinz verkündet daraufhin, er werde alle royalen Aufgaben bis auf Weiteres ruhen lassen. Kein ganz freiwilliger Rückzug, heißt es. Sein Bruder Charles und dessen Sohn William hätten Andrew vor vollendete Tatsachen gestellt.