Sängerin Marie Fredriksson und Gitarrist Per Gessle von Roxette Foto: dpa

Keinen ihrer Hits hat die Band Roxette ausgelassen bei ihrem Auftritt in der Porsche-Arena, wo 5500 Zuschauer sie begeistert feierten.

Stuttgart - Den ganz großen Moment heben sich Roxette bis zum Schluss auf. Nach den letzten Tönen des unverzichtbaren Rausschmeißers „The Look“ liegen 100 intensive Minuten hinter den 5500 schweißgebadeten Menschen in der Porsche-Arena. Bei Temperaturen, die man eher in einer Sauna erwarten würde, ist der Jubel ohrenbetäubend, als Per Gessle seine langjährige Bühnenpartnerin Marie Fredriksson stützt und Seite an Seite mit ihr die Bühne verlässt. Eine schöne Geste.

Dennoch: Die beiden gehen in eine ungewisse Zukunft. Fredriksson ist gezeichnet von ihrer Hirntumorerkrankung, wirkt gebrechlich, sitzt aus Angst vor einem Sturz das gesamte Konzert über auf einem Barhocker. Das war vor vier Jahren noch anders, viele Nebenwirkungen machen der schwedischen Pop-Ikone mit den platinblonden Haaren zu schaffen. Ist diese Tournee zum 30. Bandgeburtstag die letzte? Gut möglich, scheint sich auch das Publikum zu denken, und feiert Roxette sicherheitshalber, als wäre es das letzte Mal.

Das fällt bei einer Band wie dieser erfahrungsgemäß nicht schwer. In ihren drei Jahrzehnten Karriere haben Roxette mehr Hits geschrieben, als man für möglich hält, 70 Millionen Platten verkauft und insbesondere den 1980ern und frühen -90ern ihren Pop/Rock-Stempel aufgedrückt. Kein Grund also, mit Krachern zu geizen. Wer aus einem Repertoire schöpfen kann wie das Duo, steigt locker mit „Sleeping In My Car“ ein und pfeffert mit „The Big L.“ gleich den nächsten Hit hinterher.

Begeistert goutiert das Publikum „Spending My Time“, „Crash! Boom! Bang!“, „How Do You Do!“, „Joyride“, „Listen To Your Heart“ und den Schlussakt mit „The Look“, es singt laut mit und feiert. Da braucht es keine Überraschungen, keine Experimente und auch keine bombastische Bühnenshow; selbst die amtlichen 80 Euro für einen Sitzplatz erwiesen sich nicht als Euphoriebremse.

17 Songs werden es am Ende sein, kein einziger Single-Erfolg wird ausgelassen. Dargeboten von einem sehr agilen, rastlos auf- und abmarschierenden Per Gessle, einer abgebrühten und guten Live-Band sowie Marie Fredriksson, die sich oft von einer Background-Sängerin unterstützen lassen muss. Singen kann sie noch, singen will sie vor allem noch, auch wenn es ihr große Anstrengung bereitet. Dass sie dennoch auf Playback verzichtet und lieber mithilfe einer zweiten Stimme alles live singt, ist nur eine von vielen beeindruckenden Gesten, die den Abend auszeichnen. Roxette sind und bleiben die weltgrößte Band von nebenan.