Eine Vision: Fahrradfahren auf dem Deckel der A 81 Foto: Stadt Böblingen

Die Stadt Böblingen will den Vorsprung ausnutzen und zügig die Fortsetzung des Radwegs für Pendler planen. Sindelfingen verortet die Aufgabe beim Landratsamt. Das erste Teilstück durch den Wald nach Stuttgart wird am Freitag, 31. Mai, eröffnet.

Böblingen - Böblingen hat einen Vorsprung. „Und den sollten wir nutzen, um die Lücken zu schließen“, findet der Oberbürgermeister Stefan Belz. Am Freitag, 31. Mai, wird Baden-Württembergs erster Radschnellweg eröffnet: ein rund sieben Kilometer langes Stück durch den Wald von Stuttgart-Rohr nach Böblingen und Sindelfingen. „Schnell denken, schnell planen, schnell realisieren“, lautet weiterhin das Motto im Rathaus. Denn im Land liefen momentan 40 Machbarkeitsstudien zum Bau von Radwegen für Pendler. Wenn es bei dem hohen Tempo im Kreis Böblingen bleibt, stehen entsprechend hohe Fördergelder bereit. Die Strecke ist jedenfalls gefunden: Sie soll entlang der Autobahn  81 verlaufen. Auch die Stadt Sindelfingen unterstützt den Plan.

Die Routenplanung ist nicht einfach

„Es ist etwas schwierig, den Radschnellweg durch Böblingen zu führen“, räumt Jörg-Michael Haas ein. Deshalb bleiben die Pendler draußen – aber diese Variante hat laut dem Leiter des Amtes für Stadtentwicklung und Städtebau auch ihre Vorteile: Entlang der Route leben nicht nur 50 000 Menschen, sie bringt die Pendler auch direkt in die Industriegebiete. Beim Daimler-Knoten soll der Radschnellweg einen Knick machen und durch das Gewerbegebiet Hulb führen und bis nach Holzgerlingen ausgebaut werden. Platz hat es dort genug, rund 80 Prozent der Verbindung könnten in den hohen Standards hergestellt werden, wozu unter anderem eine Breite von vier Metern gehört. Das Nutzerpotenzial ist laut Jörg-Michael Haas vorhanden: Es liegt bei mehr als 3000 Radlern am Tag.

Wenn der Landkreis im kommenden Jahr im Osten Böblingens die Bauarbeiten für den neuen Anschluss an die Autobahn beginnt, könnte parallel dazu gleich auch der Radweg angelegt werden, hofft der Amtsleiter. Die zweite Lücke zu schließen werde allerdings nicht ganz einfach. Dabei geht es um die Querung des Gewerbegebiets Hulb sowie der Stadtteile Grund und Diezenhalde. Durch die Stadt durch kommen die Radfahrer auf klassischen Radwegen. Auch diese Verbindung könnte eines Tages durchgängig sein – wenn für den Bereich rund um den Elbenplatz eine Lösung gefunden wird.

Eröffnung der Strecke auf der ehemaligen Panzerstraße

Die Nutzer des ersten Radschnellwegs kommen von Freitag an mehr oder weniger komfortabel bis zur Thermalbadkreuzung. Nur mit der bisherigen Querung über die Panzerstraße sind weder Verwaltung noch Gemeinderat zufrieden: Dorothea Bauer (Grüne) schlug vor, von den Landeszuschüssen Mittel dafür einzusetzen, um sie sicherer zu machen, etwa durch eine Unterführung.

Auf Sindelfinger Seite reicht die ausgebaute Route bis zur Fußgängerunterführung bei der Messe durch die Mahdentalstraße. Dort können Radfahrer entweder auf einem schmalen Streifen an der Fahrbahn Richtung Innenstadt radeln oder die Treppe nehmen, um in den Stadtteil Viehweide zu gelangen. „Der Radschnellweg endet nicht im Nichts“, betont der Sindelfinger Stadtplaner Gunnar-Steffen Kimmel. Außerdem weist er darauf hin, dass nach dem neuen Radverkehrskonzept der Stadt mit der Achse Mahdental erste Lösungen geschaffen werden sollten. Im nächsten Jahr wird die Verbindung geplant und in 2021 realisiert werden, kündigt er an. Die Planung für den Radschnellweg sieht er als Aufgabe des Landkreises an. „Es lohnt sich in die weitere planerische Vertiefung einzusteigen“, sagt er zu den Ergebnissen der Machbarkeitsstudie. Gedacht ist, dass vom Daimler-Knoten aus auch ein Radschnellweg über Maichingen Richtung Norden führt.