Der Spielplatz wird wieder geöffnet, einige Geräte werden umgestellt Foto: Kathrin Wesely

Entlang einiger Wege im Rotwildpark werden jetzt die abgebauten wieder aufgestellt. Andernorts verbieten dies die Sicherheitsvorschriften. Oft beißen sich besonders in diesem Wald die Anforderungen von Naturschutz und Naherholung.

S-West/Vaihingen - Dass im Rotwildpark immer wieder Bänke abgebaut, Spiel- und Grillplätze geschlossen wurden, hat in diesem Jahr viele Spaziergänger enttäuscht. Grund für die Sperrungen waren Gefahr durch wackelige Bäume und herabstürzende Äste. Immerhin, so Hagen Dilling vom Stuttgarter Forstamt, sollen nun die Erholungseinrichtungen an drei Wegen zum Bärenschlössle wieder zugänglich gemacht und Bänke wieder aufgestellt werden: entlang des zwei Kilometer langen Bärensträßles, das am Parkplatz Forsthaus II beginnt, an dem kürzeren Weg zwischen dem Parkplatz Schattengrund und dem Bärenschlössle sowie entlang der Schlösslesallee, die von der Wildparkstraße zum Bärenschlössle führt.

Naturschutz und Naherholung beißen sich

Das Naturschutzgebiet Rot- und Schwarzwildpark mit Pfaffenwald im Westen ist eines der wichtigsten Naherholungsgebiete der Stadt, zugleich handelt es sich um ein äußerst sensibles Naturschutzgebiet. Es obliegt dem städtischen Forstamt einerseits, den gesetzlich ausgewiesenen Erholungswald mit einer gewissen Infrastruktur auszustatten. Andererseits muss die Behörde über den Erhalt des alten Baumbestands wachen. Oft sind die Anforderungen von Naturschutz und Naherholung nur sehr schwer vereinbar.

Ein Charakteristikum des Rotwildparks sind die mehr als 2500 alten Baumindividuen mit ihren teils skurrilen Formen – vor allem Buchen und Eichen. Gerade an diesen betagten Bäumen finden sich häufig Krankheiten und instabile Strukturen, die die Standfestigkeit beeinträchtigen oder dazu führen, dass Äste herabfallen. Rustikales Stutzen verbietet sich hier: Denn diese Bäume sind auch Heimstätte für geschützte Tiere wie beispielsweise den Juchtenkäfer. Vor jedem Eingriff muss aufwendig geprüft werden, ob dadurch geschützte Arten beeinträchtigt werden könnten. Bei dieser Arbeit ist das Forstamt zuletzt an seine personelle Grenzen gestoßen. Man kam nicht mehr nach und konnte folglich nicht gewährleisten, dass die Erholungseinrichtungen im Wald weiterhin gefahrlos genutzt werden können.

Dies zu garantieren, ist die Stadt als Waldbesitzerin aber verpflichtet. Die Orte mit Sitzbänken, Spiel- und Grillplätzen müssen regelmäßig kontrolliert und die dabei festgestellten Sicherheitsmängel umgehend beseitigt werden. Den Nutzern muss bei normaler Witterung eine risikofreie Nutzung ermöglicht werden. In der Folge blieb der Behörde nichts anderes übrig, als neben den gefährlichen auch sämtliche unbearbeitete und ungeklärte Stellen zu Sperren und Mobiliar abzubauen. Das betraf die meisten Grillstellen im Rotwildpark, Kinderspielplätze und Bänke. Entlang der eingangs erwähnten Wege wird diese Maßnahme nun wieder zurückgenommen. Grundsätzlich ist die Stadt gar nicht verpflichtet, Waldwege verkehrssicher zu machen, das Betreten erfolgt auf eigene Gefahr – im Gegensatz zu Sitz-, Spiel- und Grillplätzen. Bei diesen drei Wegen jedoch liegt der Fall etwas anders: Zwei von ihnen sind offizielle Zufahrtswege zum Bärenschlössle und der dritte, der kurze Weg vom Parkplatz Schattengrund kommend, ist derart stark frequentiert, dass der Sicherheitsaspekt eine stärkere Gewichtung erfuhr.

Nach neuen Lösungen wird geforscht

Anderorts bleibt alles, wie es ist: „Erholungseinrichtungen in den anderen Bereichen des Rotwildparks – Bernhardsbachtal, Glemsweiher, Glemssträßle, Rotwildgehege, Bruderhausalle, Wege um die Parkseen – können bis auf Weiteres nicht mehr angeboten werden“, heißt es in einem aktuellen Bericht der Verwaltung zur Situation im Rotwildpark. In nämlicher Weise will die Stadt auch in anderen Waldgebieten verfahren.

Langfristig will die Stadt zu einer besseren Strategie gelangen. In Zusammenarbeit mit dem Landesbetrieb Forst BW als Waldeigentümer und der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg wird derzeit nach Möglichkeiten geforscht, wie die unterschiedlichen Anforderungen von Erholungswald, Artenschutz und Verkehrssicherheit besser austariert werden können. Man ist auf der Suche nach langfristigen Entwicklungsperspektiven und konkreten Handlungsansätzen für den Rotwildpark. Sobald die Finanzierung geklärt ist, kann das Forschungsprojekt im nächsten Jahr starten. Mit ersten Ergebnissen könnte laut Verwaltung im Jahr 2018 gerechnet werden.