Carolin Golter (links) und Kim-Laura Rützler in einem Rettungswagen der Winnender Rot-Kreuz-Bereitschaft Foto: Gottfried Stoppel

Carolin Golter aus Winnenden ist Württembergische Weinkönigin, Kim-Laura Rützler aus Oppenweiler Botschafterin des Schwäbischen Waldes. Beide eint eine Leidenschaft: ihr Engagement für das Rote Kreuz.

Carolin Golter, die kurz vor ihrer Hochzeit im vergangenen Jahr noch als Carolin Häußer bei einer Gala des Weinbauverbandes in Pfedelbach im Hohenlohekreis zur neuen Württembergischen Weinkönigin gekürt worden ist, hat es auch bei ihrem ersten hoheitlichen Auftritt in ihrer Heimatstadt nicht lassen können. Als sie von Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth beim Winnender Weihnachtsmarkt auf die Bühne gebeten werden sollte, musste sie zunächst kurz passen. Denn ein älterer Herr hatte ob des längeren Herumstehens Kreislaufprobleme bekommen – „orthostatische Synkope“, wie die erfahrene ehrenamtliche Rotkreuzlerin präzisiert. Natürlich habe sie erst einmal nach dem Mann geschaut, bis der Bereitschaftsdienst übernommen habe, sagt Carolin Golter. „Was hätte ich denn sonst tun sollen, weitergehen und sagen: sorry, ich muss jetzt erst mal auf die Bühne?“

Ein Blick für Hilfebedürftige

Der Blick für die Hilfebedürftigen und der Reflex, Hilfe zu leisten, ist der 27-Jährigen schon vor einiger Zeit sprichwörtlich ins Blut übergegangen. Den Weg zum Ehrenamt im Roten Kreuz (DRK) hat die Marketingverantwortliche im heimischen Weingut über ein Freiwilliges Soziales Jahr beim Krankentransport in Stuttgart gefunden.

Direkt nach dem Abitur habe sie noch nicht genau gewusst, in welche berufliche Richtung es gehen soll. Nach dem FSJ arbeitete sie ein halbes Jahr als Rettungssanitäterin, bevor sie sich dann doch für ein Studium in Internationalem Weinmanagement entschied. Seither aber ist sie dem DRK ehrenamtlich treu geblieben, übernimmt regelmäßig Bereitschafts- und Sanitätsdienste und ist als sogenannter Helfer-vor-Ort (HVO) registriert und als solcher ständig alarmierbar. HVOs sind gut ausgebildete Ersthelfer, die im Ernstfall über einen Piepser angefunkt werden können, um an ihrem Wohn- oder Arbeitsort überbrücken zu können, bis der Rettungsdienst eintrifft.

Auch Kim-Laura Rützler ist als HVO rund um die Uhr – oder „24/7“, wie sie sagt – anpiepsbar. Daran hat auch ihre Kür zu Schwäbischen Waldfee nichts geändert. Erst unlängst ist sie wieder zu einem Einsatz in einer Firma in Oppenweiler gerufen worden. Dort hatte eine Brandmeldeanlage Schlimmes befürchten lassen. Zum Glück aber stellte sich das Ganze als Fehlalarm heraus.

Über den Freund zum Roten Kreuz gekommen

Die 26-Jährige ist seit vier Jahren Rotkreuzlerin und von der hilfsbereiten Truppe begeistert. Auch wenn die große ehrenamtlichen Leidenschaft eher aus pragmatischen Gründen begonnen hatte. Das DRK in Oppenweiler habe seinerzeit in Eigenregie ein neues Gerätehaus gebaut, und ihr Freund, dort der Bereitschaftsleiter, sei rund um die Uhr, also „24/7“, auf der Baustelle gewesen. „Um ihn auch mal sehen zu können, gab es für mich nur die Möglichkeit, auch im DRK mitzumachen.“ Sie habe es bis heute nicht bereut. sagt die junge Frau, die vor einem Jahr eine Gruppenführerausbildung absolviert hat. Und auch der Beziehung hat das Engagement offenkundig nicht geschadet: In fünf Monaten soll geheiratet werden. Zu ihrem Botschafteramt im grünen Kleid ist Kim-Laura Rützler mehr oder weniger durch eine Schnapsidee von Freunden gekommen. „Du kannst doch reden“, sagten die und drängten sie, sich als Vertreterin aus Oppenweiler auf die Feenstelle zu bewerben. „Und dann hat mich irgendwie der Ehrgeiz gepackt“, sagt Rützler, die sich am Ende gegen weitere elf Kandidatinnen durchsetzte.

Engagement im DRK nicht zurückgestellt

Ihr Engagement beim Roten Kreuz hat sie trotz vieler Termine in Sachen Schwäbischer Wald nicht zurückgestellt. Und wie Carolin Golter, die auf einer Weinmesse in Hannover einen Mann zwischenbetreute, dem die Kniescheibe herausgesprungen war, hat auch Kim-Laura Rützler als Waldhoheit „nebenher“ wie selbstverständlich Erste Hilfe geleistet: Bei einem Auftritt mit der Schlagersängerin Andrea Berg versorgte sie als Ersthelferin eine ältere Frau, die kurzzeitig ohnmächtig geworden war.

Dass man als Ersthelfer derlei Situationen anzieht, glauben die beiden nicht. „Wir gehen nur wahrscheinlich ein bisschen aufmerksamer durchs Leben und haben keine Hemmungen hinzugehen und zuzupacken“, sagt Kim-Laura Rützler. Deshalb würden sich beide wünschen, dass es für jeden selbstverständlich wäre, einmal im Jahr die Erste-Hilfe-Kenntnisse aufzufrischen.

Auch direkt im Anschluss an den Pressetermin mit unserer Zeitung hat es für Carolin Golter dann noch einen Einsatzgegeben: Per Piepser war sie als Helfer-vor-Ort zu einem Wohnungsbrand im Raum Winnenden angefordert worden.

Natürlich ist die Weinhoheit gleich vom Kleid in die Einsatzkleidung geschlüpft und unverzüglich losgefahren.