Im Murrer Bürger- und Rathaus müssen finanziell kleinere Brötchen gebacken werden. Foto: Ralf Poller/avanti

Der Haushalt der wohlhabenden Gemeinde weist rote Zahlen auf. Die Investitionen erfordern 6,9 Millionen Euro aus den Rücklagen.

Es gab Zeiten, da kletterten die Rücklagen der Gemeinde Murr immer weiter nach oben. Ein Ende schien nicht in Sicht – auch als die Kommune, die man als die heimliche Schweiz des Bottwartäler Kolorits bezeichnen könnte, vor einigen Jahren noch rund 40  Millionen Euro auf der hohen Kante liegen hatte. Die Grenzen des Wachstums sind nun aber wohl auch in Murr erreicht, wie der vom Gemeinderat einstimmig genehmigte Haushalt für 2023 zeigt.

Die Gewerbesteuer hat sich wieder stabilisiert

Die von Bundeskanzler Olaf Scholz proklamierte Zeitenwende aufgrund des Kriegs in der Ukraine schlägt sich im Murrer Etat vor allem in deutlich gestiegenen Gas- und Stromkosten nieder, berichtete der Bürgermeister Torsten Bartzsch den Räten. Immerhin habe sich die Gewerbesteuer, „eine der wesentlichen Stützen unseres Haushalts“, mit veranschlagten vier Millionen Euro wieder stabilisiert, im Vorjahr lag sie bei 4,2 Millionen Euro. Außerdem plant Murr mit 5,3 Millionen Euro aus der Einkommensteuer. Im Ergebnisetat, also dem Kernhaushalt der Verwaltung, bleibt aber unterm Strich erstmals ein Minus: rund 250 000 Euro.

Die Gründe für die roten Zahlen der Verwaltung liegen in gestiegenen Personalkosten, vor allem auch durch den neuen Kindergarten und Tarifsteigerungen. Hier muss die Gemeinde 5,2 Millionen Euro hinlegen. Noch vor fünf Jahren lag dieser Betrag bei nur 3,7 Millionen Euro. Kräftig zu Buche schlagen auch die Umlagen – sie sind in diesem Jahr mit rund 8 Millionen Euro hoch.

Gemeinde schnürt Investitionspaket von 12 Millionen Euro

Beim Griff in die Schatulle spielen aber die geplanten Investitionen die größere Rolle. Die Gemeinde will Projekte im Gesamtwert von 12 Millionen Euro verwirklichen. Ein dickes Paket, das sich nicht allein aus Einnahmen, etwa durch Grundstücksverkäufe, mit rund 6 Millionen Euro schultern lässt. Deshalb muss die Kommune 6,9 Millionen Euro aus den Rücklagen entnehmen, die auf rund 20 Millionen Euro schmelzen, erklärte Kämmerin Christina Gaus. Dies sei aber nur erforderlich, wenn alle geplanten Maßnahmen verwirklicht würden. „Man muss schauen, wie sich alles entwickelt, ob die Einnahmen stabil bleiben und was man realisieren kann.“

Und was will die 6800-Einwohner-Gemeinde anpacken? Zum einen muss sie das Neubaugebiet im Langen Feld erschließen. Aber auch die Sanierung der Steinheimer Straße – eine Großbaustelle, die in diesem Frühjahr beginnt – kostet 550 000 Euro in Straßenbau und noch einmal mehr als 500 000 Euro für Trink- und Abwasserleitungen. Breitbandausbau, PV-Anlagen auf Dächern, barrierefreie Bushaltestellen und einiges mehr, das alles steht ebenfalls an.