Der einstige Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Theo Zwanziger (links), kritisiert seinen Nachfolger Wolfgang Niersbach (rechts) nach dem Geschmack des Präsidiums zu oft. Foto: dpa

Der Deutsche Fußball-Bund hatte Theo Zwanzigers Rücktritt verlangt. Er kritisiere seinen Nachfolger Niersbach zu viel. Der frühere DFB-Präsident denkt indes nicht daran, der Aufforderung Folge zu leisten.

Der Deutsche Fußball-Bund hatte Theo Zwanzigers Rücktritt verlangt. Er kritisiere seinen Nachfolger Niersbach zu viel. Der frühere DFB-Präsident denkt indes nicht daran, der Aufforderung Folge zu leisten.

Berlin - In einem bisher einmaligen Vorgang hat das Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) das deutsche FIFA-Exekutivmitglied Theo Zwanziger zum Rücktritt aufgefordert. Das Gremium reagierte damit auf die heftige Verbalattacke des früheren DFB-Präsidenten, der seinem Nachfolger Wolfgang Niersbach in einem Interview der „Rhein-Zeitung“ (Samstag) die Vorbildfunktion abgesprochen und Heuchelei vorgeworfen hatte.

Das DFB-Präsidium warf Zwanziger vor, persönliche Motive über die Interessen des Fußballs zu stellen. „Da er nach Einschätzung des Gremiums auch in der FIFA nicht die Interessen des deutschen Fußballs angemessen vertritt, fordert das Präsidium des DFB Theo Zwanziger auf, von seinem Amt im Exekutivkomitee des Weltverbandes zurückzutreten“, hieß es in einer Presseerklärung vom Samstag.

Zwanziger, dessen Amtszeit in der FIFA-Exekutive noch bis Mai 2015 läuft, lehnte dies im Internetportal Sport1 ab. Er werde „natürlich nicht“ zurücktreten. Niersbach könne ja mit FIFA-Präsident Joseph Blatter einmal darüber sprechen. Zur Kritik des DFB meinte er: „Darüber kann ich nur lachen.“ Zwanziger hatte in dem Interview gegen Niersbach mächtig vom Leder gezogen. Man könne sich „doch nicht bei Hunderttausenden von Menschen, die unter Ehrenamt im Fußball etwas ganz anderes verstehen, aus der Kasse des DFB Vergütungen in einer deutlich sechsstelligen Größenordnung zahlen lassen“, kritisierte er seinen Nachfolger und fügte hinzu: „Das ist Heuchelei. Der DFB ist schließlich ein gemeinnütziger Verband.“ Für Zwanziger sei eine Vorbildfunktion Niersbachs, „die man gemeinhin an einen ehrenamtlichen Präsidenten knüpft, nicht gegeben. So zu tun, als sei man aus einem Hauptamt ausgeschieden und wäre jetzt quasi der Heilsbringer der Nation und verzichte auf viel Geld; nein, das hat mir damals nicht gefallen und gefällt mir auch heute nicht“, begründete er seine Abkehr vom DFB.

Der 69-Jährige bemängelte, dass beim Wechsel an der DFB-Spitze „ein Weg gewählt wurde, den ich nicht akzeptiert habe. So wurde offenbar, wie es der DFB in einer Presseerklärung eingeräumt hat, über eine Betriebsrente ein Ausgleich zwischen der Aufwandsentschädigung für einen DFB-Präsidenten und dem Gehalt eines Generalsekretärs gesucht.“ Diesen Posten hatte Niersbach zuvor bekleidet. In Sport1 meinte Zwanziger: „Ich empfehle, die Höhe dieser Rente einmal zu nennen. Da müssen andere Ehrenamtler lange für stricken.“

Für seine Äußerungen bekam er kräftigen Gegenwind aus dem DFB-Präsidium. „Diese öffentlichen Aussagen sind völlig inakzeptabel, noch dazu während einer Fußball-Weltmeisterschaft, bei der die Spieler und der Sport im Mittelpunkt stehen sollten. Als Ligaverband können wir uns nur klar davon distanzieren und die hervorragende Zusammenarbeit mit Wolfgang Niersbach unterstreichen“, erklärte Liga-Präsident Reinhard Rauball.

Generalsekretär Helmut Sandrock kritisierte Zwanzigers Verbalattacke als „schlechten Stil“ und stellte dem ehemaligen DFB-Chef indirekt kein gutes Zeugnis für dessen Amtszeit von Juli 2004 bis März 2012 aus: „Es ist mir als Generalsekretär für das gesamte Haus ein Anliegen zu betonen, dass wir unter Wolfgang Niersbach wieder ein Klima des Vertrauens haben, das zuvor verloren gegangen war.“

Ähnlich kritisch äußerte sich DFB-Vizepräsident Rainer Koch: „Der Vorwurf der Heuchelei gegen den DFB-Präsidenten ist unerträglich. Im DFB arbeiten Landesverbände, Ligaverband und Zentralverwaltung unter Führung von Wolfgang Niersbach herausragend gut zusammen, die Zeit der Alleingänge ist seit zwei Jahren vorbei“, sagte er an die Adresse Zwanzigers und betonte: „Die Fragen nach Aufwandsentschädigung- und Vergütungsregelungen sind rechtlich extern geprüft und nicht zu beanstanden.“