Grundsätzlich sollten Freibadbesucher nur mit Schwimmbrille ins Becken steigen. Das gilt insbesondere für Kontaktlinsenträger, sagen Augenexperten. Foto:  

Rote Augen nach dem Schwimmbadbesuch können Zeichen einer Augeninfektion sein – daran ist aber nicht allein die Chemie schuld, sagen Augenexperten.

Freiburg - Rote Augen im Sommer? Wohl zu lange im Freibad gewesen. So heißt es doch immer. Und auch der Schuldige ist schnell gefunden: das reizende Chlor. Doch das ist offensichtlich nur ein Teil der Wahrheit. Denn nun warnen Augenärzte: Nicht allein die Chemie, die dazu beitragen soll, dass das Wasser im Becken möglichst keimfrei ist, rötet die Augen. Es sind auch die Keime, die trotz Chemie dennoch im Wasser sind. „Diese können in Hornhaut und Bindehaut des Auges eindringen und dort Entzündungen verursachen“, heißt es bei der Deutschen Ophtalmologischen Gesellschaft (DOG).

So werden 80 Prozent aller infektiösen Hornhauterkrankungen am Auge aufgrund von Bakterien verursacht – und zwar insbesondere in der Badesaison. Denn durch eine Reaktion von Chlor mit Urin, Schweiß und Schmutz und Schmutzpartikeln im Badewasser entstehen reizende, chemische Verbindungen, die den schützenden Tränenfilm der Augen angreifen, sagt Philip Maier, Leiter des Schwerpunkts Hornhaut- und Bindehauterkrankungen am Uniklinikum Freiburg. Normalerweise klingen die Symptome nach wenigen Stunden ab. Augentropfen mit Tränenersatzflüssigkeit, die es rezeptfrei in Apotheken zu kaufen gibt, lindern zwar das Brennen. „Halten die Beschwerden jedoch länger als 24 Stunden an, sollten Betroffene unbedingt einen Augenarzt aufsuchen“, sagt der DOG-Experte Philip Maier.

Schlimmstenfalls kommt es zu dauerhaften Sehproblemen

Grundsätzlich sollten Freibadbesucher nur mit Schwimmbrille ins Becken steigen. Das gilt insbesondere für Kontaktlinsenträger, sagt Maier. Und zwar nicht nur, um zu verhindern, dass die Linse aus dem Auge gespült wird. „Beim Schwimmen ohne Brille kann sich die Kontaktlinse am Auge festsaugen.“ Dadurch könne es zu sehr schmerzhaften Abschürfungen an der Hornhaut kommen. Außerdem können sich gefährliche Keime wie Akanthamöben oder Pilze unbemerkt in das weiche Material der Kontaktlinse einnisten und dort vermehren.

Zwar verursachen die Parasiten in Deutschland nur etwa 200 Hornhautentzündungen jährlich. Weil es in zwei Drittel der Fälle in den ersten Wochen zu Fehldiagnosen und folglich falschen Behandlungen kommt, können die Infektionen jedoch schlimme Folgen haben. So können die Parasiten ein Loch in die Hornhaut fressen. Schon nach den ersten zwei bis drei Wochen büßen die Betroffenen an Sehkraft ein, im weiteren Verlauf kann es zur Erblindung kommen. Deshalb muss die Infektion schnell diagnostiziert und therapiert werden.

Übrigens: Beim Kauf einer passenden Schwimmbrille sollte man darauf achten, dass die Brille zu Augenabstand, Kopf- und Nasenform passt, sagt Peter Jacob, Redakteur der Fachzeitschrift „Swim“: „Es gibt so einen kleinen Trick. Man kann die Brille ohne das Kopfband gegen die Augen drücken. Wenn dann die Brille fest sitzt, also nicht runterfällt, dann sollte sie auch im Wasser halten.“