Koalitionäre Farbenspiele kommen wieder in Mode: Bei Linken, Grünen und SPD gibt es Strömungen, die wieder auf Rot-Rot-Grün hoffen. Foto: dpa

Vor einer stärkeren Polarisierung der Gesellschaft muss sich niemand fürchten. Deshalb ist die Debatte um eine rot-rot-grüne Koalition richtig, kommentiert Norbert Wallet.

Berlin - Man muss gar kein Anhänger eines rot-rot-grünen Bündnisses sein, um den drei Politikern aus dem Südwesten recht zu geben, die sich im Gespräch mit unserer Zeitung für eine künftige Kooperation von Linken, Grünen und SPD ausgesprochen haben. Eine pluralistische Gesellschaft lebt nicht zuletzt von der Kontroverse, dem Streit der Ideen, dem Ringen um Standpunkte und Haltungen. Diese offene Auseinandersetzung um die besten Wege kann begeisternd und ansteckend wirken, denn je kontroverser diskutiert wird, um so klarer und schärfer müssen die Argumente geschnitten sein – und um so leichter fällt den Bürgern die Orientierung im Drunter und Drüber der politischen Arena.

Zu wenig Streit macht es den Populisten zu leicht

Vor dieser Polarisierung muss sich niemand fürchten. Im Gegenteil. Wir erleben gerade, was passiert, wenn sie ausbleibt. Was unterscheidet die Parteien der großen Koalition? Wofür steht eigentlich die SPD? Worin besteht der prinzipielle Gegensatz zwischen den Oppositionsparteien Grüne und FDP und der Regierung? Wenn alles unklar, vermischt und verwaschen wird, gewinnen Parteien Spielraum, deren einfache Slogans Unterscheidbarkeit garantieren. Insofern wäre es sehr gut, wenn die Gegensätze im demokratischen Lager wieder klarer benannt werden. Vielfalt und Erkennbarkeit stärken die Demokratie.