Nur ein Modell: Das Landegerät der Raumsonde "Rosetta" steht auf dem Kometen "67P/Tschurjumow-Gerassimenko". Foto: dpa

Riesenjubel bei der Esa in Darmstadt, die "Rosetta"-Mission ist geglückt: Das Mini-Labor "Philae" ist gut auf dem Kometen "67P/Tschurjumow-Gerassimenko" gelandet. Ein Meilenstein wie einst die Mondlandung.

Darmstadt - Erstmals in der Geschichte der Raumfahrt ist die Landung eines Mini-Labors auf einem Kometen gelungen. Mehr als eine halbe Milliarde Kilometer von der Erde entfernt setzte das kühlschrankgroße Landegerät „Philae“ am Mittwochnachmittag auf dem Himmelskörper „67P/Tschurjumow-Gerassimenko“ auf. Im Satellitenkontrollzentrum der Europäischen Weltraumorganisation Esa in Darmstadt löste die Premiere im All großen Jubel aus.

Das Labor war an Bord der Raumsonde „Rosetta“ zehn Jahre lang zu dem Kometen gereist. Am Mittwochmorgen war das Labor von seinem „Taxi“ gelöst worden. Bis zum Tag der Landung legte „Rosetta“ rund 6,5 Milliarden Kilometer im All zurück. Die Sonde war 2004 mit einer Ariane-5-Rakete von der Weltraumstation Kourou in Französisch-Guayana gestartet.

Jubel auch am Bodensee

Jubel gab es auch am Bodensee: 150 Mitarbeiter von Airbus Defence & Space am Standort in Friedrichshafen verfolgten den Landeanflug per Live-Übertragung. „Die Spannung war zum Zerreißen“, sagte ein Unternehmenssprecher. „Jetzt kann der Herzschlag endlich wieder runterfahren.“ In Friedrichshafen wurde das elektrische Design für das Mini-Labor erstellt - und das Missions-Konsortium von 96 Firmen aus 16 Ländern geleitet.

„Das ist eine einmalige Geschichte, die wir als Team lange verfolgt haben“, sagte der Sprecher. Viele Mitarbeiter aus Friedrichshafen seien für den großen Tag auch ins Kontrollzentrum des Mini-Labors nach Köln und zur Europäischen Raumfahrtbehörde Esa nach Darmstadt gereist.

Wie entstand das Sonnensystem?

Mit der Mission wollen Wissenschaftler Daten über die Entstehung des Sonnensystems erhalten. Der Komet, der mehr als eine halbe Milliarde Kilometer von der Erde entfernt ist, ähnelt in seiner Form einer Quietscheente. Untersuchungen während der Mission haben bereits ergeben, dass der Brocken wegen Schwefelwasserstoff unter anderem nach faulen Eiern stinkt.

Die Europäische Weltraumorganisation Esa betrachtet die Mission als Meilenstein. Manche Experten vergleichen das Manöver mit der Mondlandung 1969. Die Landung galt unter Fachleuten als schwierig, unter anderem wegen der unklaren Bodenbeschaffenheit. Die Oberfläche von „Tschuri“ - so der Spitzname des Kometen - scheint sehr weich zu sein.

Der Landeplatz namens „Agilkia“ wurde sechs Wochen nach dem Einschwenken der Sonde in die Umlaufbahn des Kometen anhand von Bildern und Daten ausgewählt. Das Aufsetzen des Labors war besonders schwierig: Die Oberfläche des Kometen ist mit Gesteinsbrocken übersät, es gibt dort hoch aufragende Felswände und steile Abgründe.

Deutschland hat sich mit 300 Millionen Euro an der „Rosetta“-Mission beteiligt. Bei der Summe handelt es sich um knapp ein Drittel der Gesamtkosten von einer Milliarde Euro, wie aus einer Mitteilung der Bundeskoordinatorin für die Luft- und Raumfahrt, Brigitte Zypries, hervorgeht.