Hinter dem Nordbahnhofviertel werden Gleise verschwinden. Was hier und in der Nachbarschaft entstehen kann, ist acht Monate lang diskutiert worden. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Der Wunschkatalog aus der Bürgerbeteiligung für das neue Rosensteinviertel kann sich sehen lassen. Schwierig werde es aber, wenn Lösungen für die Umsetzung zu bestimmen sein werden, meint unser Redakteur Josef Schunder im Kommentar.

Stuttgart - Man nannte sie informelle Bürgerbeteiligung, weil die Resultate nicht bindend sein sollten für den Gemeinderat. Die Ergebnisse werden gleichwohl ihre Kraft entfalten. Wollten die Stadträte sie einfach komplett ignorieren, würden sie in Rechtfertigungszwang geraten, dem sie kaum standhalten könnten.

Für Unwägbarkeiten könnte die Internationale Bauausstellung sorgen, die mit visionären Ansätzen umgehen soll und das Rosensteinviertel einbeziehen muss. Das könnte Konflikte mit sich bringen. Aber die Kunst, ja auch die Chance wird eben darin bestehen, diese Aufgabenstellung mit den berechtigten Wünschen der Bürger zu verbinden. Oder wenn man so will: Die Theorie trifft auf die Praxis.

Veranstaltungsbesuch schwächelt

Die Wünsche sind zumeist überaus plausibel. Ihr Wert wird nicht geschmälert, weil der Zuspruch für das Verfahren dahinschwand seit dem Auftakt mit mehr als 300 Teilnehmern. Die Veranstaltungen litten unter Schwund, aber es geht nicht nur um Masse, sondern auch um Klasse. In den allgemeinen Veranstaltungen und im Forum Rosenstein war noch genug Expertise vorhanden.

Das Schwächeln lässt eher vermuten, dass die Bedeutung der Mitwirkung und des neuen Viertels der Bevölkerung nicht recht vermittelt werden konnte – und dass auch die Erwartung überzogen war, dieses Beteiligungsverfahren könnte zum Instrument der Wiedervereinigung einer tief gespaltenen Stadtgesellschaft werden. Sicher reichte manchen dieses Verfahren auch inhaltlich nicht. Dennoch wird man weiter permanent eine Bürgerbeteiligung brauchen, um das Viertel zum Vorzeige-Modell zu machen. Wenn es nicht um Ziele, sondern um Wege und Lösungen geht, wird es erst knifflig.

josef.schunder@stzn.de