Stau auf den B-10-Fahrspuren in Richtung Feuerbach: Hier bei der Wilhelma sollen die Autos künftig in einen Tunnel unter dem Rosensteinpark rollen. Foto: Leif Piechowski

Für den Bau des gut 200 Millionen Euro teuren Straßentunnels unter dem Rosensteinpark gibt es jetzt die Rechtsgrundlage. Der Gemeinderat beschloss den Bebauungsplan – allerdings unter dem Eindruck erheblicher Störungen und Proteste von der Zuhörertribüne.

Stuttgart - Der geplante Rosensteintunnel für die Bundesstraße 10 wird nach den Ergebnissen der Bürgerumfrage der Stadt von zwei Dritteln der Bevölkerung gutgeheißen. Dennoch erhitzt er die Gemüter und sorgt bisweilen für gewisse Turbulenzen. Gut zwei Dutzend Gegner des Projekts machten am Donnerstagabend im Großen Sitzungssaal des Rathauses ihrem Ärger Luft. Während der Gemeinderatssitzung entrollten sie ein Transparent mit der Aufschrift „Rosensteintunnel = Feinstaubbombe“. Die Störer auf der Tribüne strapazierten auch bei OB Wolfgang Schuster die Geduld: „Jetzt ist es aber gut!“, warnte das Stadtoberhaupt.

 

Zuvor hatte Schuster eingeräumt, der Bau dieses Tunnels sei „eine Abwägungsfrage“. Deshalb könne man sich so oder so entscheiden. Die Stadtverwaltung habe sich die Abwägung nicht leichtgemacht, sich aber auch in jüngster Zeit noch einmal für die Realisierung entschieden: „Die Vorteile überwiegen die Nachteile.“ Der Tunnel sei wichtig, um Verkehrsströme zu bündeln, Staus zu vermeiden und einige Stadtteile zu entlasten. Es gehe um viel Geld. Man müsse aber auch Relationen betrachten: Für den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und für neue Fahrzeuge gebe man jährlich rund 120 Millionen Euro aus. Der gut 200 Millionen Euro teure Rosensteintunnel soll von Sommer 2013 an gebaut und 2019 in Betrieb gehen. Das Maßnahmenpaket umfasst auch die Erweiterung des Leuze-Tunnels und die Änderung der Abbiegespuren von Esslingen her in Richtung Innenstadt.

28.000 zusätzliche Kfz pro Tag auf der B 10/27 mehr

Im Gemeinderat war das Meinungsbild wie zuvor im Ausschuss für Umwelt und Technik: Die Grünen und die Fraktion SÖS/Linke sprachen sich gegen das Projekt aus. Mit den Kosten für die Vorfinanzierung der erst nach und nach fließenden Landeszuschüsse müsse die Stadt nicht nur 80, sondern am Ende 115 Millionen Euro aufbringen, sagte Gabriele Munk. Die Gesamtkosten würden sich auf rund 230 Millionen Euro erhöhen. Am Ende werde es 28.000 zusätzliche Kfz pro Tag auf der B 10/27 mehr geben.

Gangolf Stocker sieht in dem Projekt wegen stellenweise erhöhter Umweltbelastungen eine „geplante Körperverletzung“. Die Stadt breite einen roten Teppich für Lkw-Fahrer aus. Sie lade ein zur Abkürzung von Fahrten zwischen den Autobahnen 8 und 81. Die SPD-Fraktion, die gegen das Votum der Kreismitgliederversammlung zustimme, „fährt ihre Partei noch an den Baum“.

Auf der Gegenseite dankte Philipp Hill (CDU) unter Protesten von der Tribüne der Verwaltung um Baubürgermeister Matthias Hahn (SPD) für die aufwendige Vorbereitung. Mehr als 1600, allerdings zu Teilen sehr ähnliche Einsprüche waren beantwortet worden. „Die kritischen Bürger wurden ernstgenommen, aber wir müssen deswegen nicht gleicher Meinung sein“, sagte Hill. Auch die SPD, die FDP und die Freien Wähler sprachen sich für das letzte Puzzlestück beim Ausbau der B 10 zwischen Mineralbad Leuze und Friedrichswahl aus. Jetzt steht dafür noch der grundsätzliche Baubeschluss aus – die letzte Hürde für das Projekt. Darüber soll in den Gremien in der ersten und zweiten November-Woche abgestimmt werden. An der Mehrheit gibt es keine Zweifel.