Sarah Dahme vom Kulturkiosk (l.) und Dörte Meinerling vom Büro planbar hochdrei berichten über die Ergebnisse der Beteiligungsworkshops Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Die Bürgerbeteiligung zum Rosenstein-Rahmenplan hat überraschende Vorschläge gebracht – und klare Worte des Bürgermeisters zur Panoramastrecke.

Kinder wünschen sich für das neue Rosensteinquartier Telefonzellen. Das hat so manchen Stadtplaner bei der Kinder- und Jugendbeteiligung für den neuen Stadtteil Rosenstein dann doch überrascht. Ausgerechnet antiquierte Telefonzellen, die in den vergangenen Jahren im ganzen Stadtgebiet abgebaut wurden? Die Erklärung ist so einfach wie nachvollziehbar: Viele Kinder haben kein Smartphone und manchmal wäre es halt doch gut, Mama oder Papa anrufen zu können.

Die Telefonzellen haben bei der Abschlussveranstaltung der Bürgerbeteiligung zum geplanten „Stadtteil für alle“ im Stadtpalais bei manchen Besuchern für ungläubiges Lächeln gesorgt. Aber auch andere Anregungen aus dem mehrwöchigen Beteiligungsprozess geben den Planenden zu denken. Immer wieder hatten Mitwirkende in den Workshops und auch der Online-Beteiligung auf die im Rahmenplan fehlende Anbindung etwa an den Stadtbezirk Stuttgart-Ost hingewiesen. Wiederholt - auch im Stadtpalais war die Sorge geäußert worden, dass ein zwar toller, aber auch elitärer Stadtteil entstehen könnte, die umliegenden Stadtbereiche aber vergessen würden.

Der Landschaftsarchitekt wird nachdenklich

Das hat beispielsweise den Landschaftsarchitekten Jochen Köber nachdenklich gemacht. „Man ist dort keine Insel, man muss über die Grenzen hinwegdenken“, reflektierte er diese Anregung. „Was hat das, was wir dort machen, für Auswirkungen auf die anderen Stadtbezirke?“ Er will sich den von ihm mitentwickelten Rahmenplan daraufhin noch einmal anschauen – auch wenn das gar nicht zum Auftrag gehört hatte. Die Bürgerbeteiligung zum „Stadtteil für alle“ war im Juni mit Spaziergängen über das gesamte Areal gestartet worden. Es folgten eine Kinder- und Jugendbeteiligung, Workshops und das Online-Angebot. An den Workshops nahmen zufällig ausgewählte Stuttgarterinnen und Stuttgarter teil, dazu Interessierte, die sich selbst gemeldet hatten, sowie Interessenvertreter aus unterschiedlichen Bereichen. Online nahmen sich 373 Menschen die Zeit, 535 Fragebögen zu unterschiedlichen Themen auszufüllen, was pro Fragebogen immerhin rund 15 Minuten dauerte.

Insgesamt stießen die Vorschläge aus dem Rahmenplan auf relativ große Zustimmung. Einig waren sich die meisten in einer ganzen Reihe von Wünschen: bezahlbarer Wohnraum, sozialgerechte Versorgung, eine bespielbare Stadt für alle sozialen Gruppen, Barrierefreiheit, keine Angsträume, ein „radikal grünes, klimagerechtes Konzept mit noch mehr Bäumen“, Orte für urbane Landwirtschaft und einiges mehr. Ganz wichtig war vielen Teilnehmenden „fließendes und erlebbares Wasser“ als gestaltendes und vor allem auch kühlendes Element.

Die See-Idee ist kaum umsetzbar

Das werde allerdings eine Herausforderung, sagte Cem Arat von den für den Rahmenplan maßgeblich verantwortlichen asp Architekten. Es gebe ja immer weniger Wasser und man müsse überlegen, wie man zum Beispiel den geplanten See auch mit Grauwasser befüllen könnte. Er verwies dazu auf das laufende Forschungsprojekt zum Umgang mit Brauchwasser in der MakerCity.

Die detaillierten Ergebnisse der Beteiligung sollen nach der Sommerpause auf der Rosenstein-Webseite veröffentlicht werden (www.rosenstein-stuttgart.de). Dort wird dann wahrscheinlich auch die Anregung auftauchen, dass man doch bitte einen eventuellen Ergänzungsbahnhof mitdenken solle – und das Thema Gäubahn/Panoramastrecke wird wohl auch seinen Platz finden. Baubürgermeister Peter Pätzold bezog dazu bei der Abschlussveranstaltung klar Stellung: „Wir wollen dort einen Stadtteil entwickeln und keine durchfahrenden Bahnen haben“, sagte er. Peter Pätzold sieht den geplanten Umstieg in Vaihingen als unproblematisch an und warb für den Verkehrsknoten dort. An die Adresse der Kommunen entlang der Gäubahn-Strecke, die den Erhalt der Direktverbindung zum Hauptbahnhof fordern, gerichtet sagte er: „Bisher hat mir keine der Kommunen zehn Hektar für sozialen Wohnungsbau angeboten.“ Und darunter seien auch Kommunen, die den sozialen Wohnungsbau gerne ganz der Landeshauptstadt überlassen würden.