Teilnehmer der Mostprobe in Echterdingen prosten sich zu Foto: Malte Klein

Am Rosenmontag veranstaltet der Verein Echterdinger Tracht traditionell eine Mostprobe. Die 50 Teilnehmer probieren dabei 29 Sorten.

Echterdingen - Fritz Buchinger geht die vierte Runde durch den Raum. Er tritt nah an den Tisch, neigt den Steingutkrug und füllt vorsichtig ein hohes Glas mit Most. Goldgelb sieht die Flüssigkeit aus, die aus Äpfeln und Birnen ist. Bläschen steigen auf. Dann geht er zum nächsten. Buchinger, Mitglied im Verein Echterdinger Tracht, hat am Rosenmontag die Schlüsselrolle. Er sorgt bei der Mostprobe in der Zehntscheuer für volle Gläser. Er und seine Kollegen haben an diesem Abend viel zu tun. Denn 50 Personen testen 29 verschiedene Mostsorten auf Geschmack und Aussehen.

„Wir haben in diesem Jahr mehr Möste als im vorigen“, sagt Wolfgang Haug, Gründer und Vorsitzender des Vereins Echterdinger Tracht. Die Teilnehmer haben ihre besten Möste mitgebracht und lassen sie testen. Bereits zum 27. Mal gibt es die Mostprobe am Rosenmontag. Haug erklärt, wie es dazu kam: „Wir sind hier pietistisches Kernland. Im katholischen Neuhausen wird Fasching gefeiert. Wir haben darin keine Tradition.“ Damit die Echterdinger an diesem Tag nicht traurig zu Hause sitzen, gibt es die Mostprobe. „Die Seele dürstet an Rosenmontag nach Gemeinschaft.“

Fünfzig Verkoster vergeben Punkte

Haug steht auf und schwenkt eine Glocke. „Most Nummer fünf“, ruft er. Die Damen und Herren trinken mit System. Buchinger gießt die Gläser voll, Haug verkündet die Nummer und die 50 Verkoster vergeben Punkte. Sechs Punkte gibt es für den besten, null für einen schlechten Most. Haug nimmt sein Glas, schwenkt es sachte und nimmt einen Schluck. „Puh, ist der sauer im Abgang“, entfährt es ihm. Das schlägt sich in Punkten nieder. Für den Most gibt es von Haug zwei Punkte.

Die Punkte sind wichtig. Es geht um drei Preise. Der Beste bekommt ein Echterdinger Krügle, mit dem Most stilecht serviert wird. Der Zweitbeste bekommt ein Kaffeehäfele. Der Vorletzte bekommt einen Ring Schwarzwurst. Bis es soweit ist, muss Buchinger noch viele Krügle hertragen.

An einem Tisch nahe der Tür sitzen Helmut Steckroth und Fritz Stäbler. Haug kündigt den Most 13 an und Steckroth nimmt einen Schluck. Er behält ihn einen Moment im Mund und schluckt. „Der schmeckt spitze“, sagt er. „Am besten ist es, wenn der Most halb süß und halb sauer ist.“ Steckroth gibt sechs Punkte, die Höchstnote. Wichtig ist, dass man kein Tafelobst, sondern Mostobst nimmt“, erklärt er und erzählt, wie aus Äpfeln und Birnen Most wird: „Die Früchte werden zermahlen. Der Saft kommt in einen Behälter und gärt.“ Steck-roth kennt sich aus. Pro Jahr stellt er 700 Liter Most her. Fritz Stäbler sagt, worauf es beim Most ankommt. „Die alten Sorten wie Oberösterreicher Birne sind am besten.“ Stäbler: „Guten Most spürt man auf der Zunge. Man muss ihn beißen können.“

Alte Sorten geben den besten Most

Zwei Tische weiter nimmt Charlotte Wörner einen Schluck Most. „Der ist nicht mein Geschmack“, sagt sie. Es lasse sich schwer beschreiben, was fehle. Sie gibt einen Punkt. Sie und ihr Mann Karl machen seit Jahren Most. Bei 50 Bäumen sei das schon aufwendig. „Das gibt 30 Zentner. Da hilft die ganze Familie auflesen.“

Die 29 Mostsorten sind durch und Haug spielt Quetschkommode. Dann trägt er das Gedicht von Gottlieb vor, der nachts merkt, dass sein Mostfass leer ist. Die besten Plätze belegen Männer aus dem Förderverein der Gaststätte Ochsen in Echterdingen. „Wir haben gewusst, dass wir es können, sagt der Gewinner. Er möchte anonym bleiben. Die Probe ist vorbei. Doch viele bleiben. Die ersten gehen in den Nebenraum und holen riesige halbvolle Mostflaschen.