Damals war die Mercedes-Welt noch in Ordnung: Motorsportchef Toto Wolff (rechts) und die Fahrer Nico Rosberg (zweiter von rechts) und Lewis Hamilton (Mitte) bei der Vorstellung des neuen Boliden im Januar 2014. Foto: dpa

Offiziell ist der Spa-Streit im Silberpfeil-Lager beigelegt. Aber Ruhe kehrt deshalb noch lange nicht ein. In Monza hat Motorsportchef Wolff erstmals angedeutet, dass einer der beiden Mercedes-Piloten gehen müsste, sollte es weiterhin zwischen ihnen krachen.

Offiziell ist der Spa-Streit im Silberpfeil-Lager beigelegt. Aber Ruhe kehrt deshalb noch lange nicht ein. In Monza hat Motorsportchef Wolff erstmals angedeutet, dass einer der beiden Mercedes-Piloten gehen müsste, sollte es weiterhin zwischen ihnen krachen.

Monza - Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff hat nach der „Schlitz-Affäre“ von Spa ein Machtwort gesprochen. Der Österreicher drohte seinem Formel-1-Duo Nico Rosberg und Lewis Hamilton im Fall weiterer Kollisionen erstmals offen mit Entlassung. „Wir müssten Entscheidungen treffen und als Konsequenz eine andere Fahrerpaarung haben“, sagte Wolff in einem Interview dem britischen Sender BBC am Freitag in Monza. „Wenn wir nicht in der Lage sind, beide dazu zu bringen, dem Teamgeist von Mercedes zu folgen, dann müssen wir uns das eingestehen.“

Derweil räumte Hamilton ein, dass ihm der Belgien-Crash vor knapp zwei Wochen zunächst erheblich zugesetzt hat. „Die ersten Tage, nachdem ich in Spa wegen der Kollision mit meinem Teamkollegen Nico Rosberg aufgegeben habe, waren hart“, sagte der Brite in seiner BBC-Kolumne. „Ich habe Sonntagnacht nach dem Rennen ein wenig mit dem Schlaf gekämpft.“ Es habe ihn beschäftigt, dass er zum dritten Mal Punkte gegenüber Rosberg verloren habe.

Rosberg und Hamilton waren im Verlauf dieser Saison schon mehrfach aneinandergeraten, allerdings noch nie so heftig wie in Spa. Dort eskalierte der Streit zwischen den beiden Titelfavoriten. Der deutsche WM-Spitzenreiter schlitzte seinem britischen Teamrivalen bei einem Überholmanöver beim Großen Preis von Belgien bereits in der zweiten von 44 Runden ein Hinterrad auf. Hamilton fiel dadurch aussichtslos zurück und gab kurz vor Rennende auf. Rosberg wurde Zweiter. Wolff, Technikdirektor Paddy Lowe und Team-Aufsichtsrat Niki Lauda übten scharfe Kritik an der von ihnen selbst als „Harakiri“ und „unakzeptabel“ bezeichneten Aktion. Bei einem Krisengipfel am vergangenen Freitag legte der Rennstall fest, dass es keine weiteren Berührungen zwischen den beiden Fahrern auf der Rennstrecke geben dürfe. Sonst drohten drakonische Disziplinarmaßnahmen. Rosberg musste angeblich eine Geldbuße in sechsstelliger Höhe bezahlen. Wolff wollte sich dazu nicht äußern.

Auf Teamorder verzichten die Mercedes-Verantwortlichen

Auf die nach dem Belgien-Crash kurz angedachte Teamorder verzichteten die Stern-Verantwortlichen indes. „Wir haben beiden klar gemacht, dass das für uns ein inakzeptables Szenario ist“, sagte Wolff. „Wir wollen nicht, dass so etwas je wieder passiert.“

Am Donnerstag hatten sich die beiden ehemaligen Kart-Kumpels in Monza bei ihrem ersten gemeinsamen öffentlichen Auftritt nach Spa sehr zurückhaltend zu dem folgenschweren Crash geäußert. Hamilton blockte: „Ich habe dazu schon alles gesagt.“ Rosberg wies auf seine Entschuldigung hin und bezeichnete die „gesunde Rivalität“ als Grundlage für den Erfolg der Silberpfeile und ihre Dominanz in der WM. Vor dem Großen Preis von Italien an diesem Sonntag (Start: 14.00 Uhr/RTL und Sky) führt Rosberg (220) die WM-Wertung mit 29 Punkten Vorsprung vor Ex-Champion Hamilton (191) an.

In seiner Kolumne schrieb Hamilton nun, Formel 1 sei sein Job, aber es sei nicht nur ein Job: „Es ist mein Leben, meine Leidenschaft.“ Deshalb seien solchen Wochenenden nicht einfach. „Aber aufgrund der schwierigen Zeiten, die ich hatte, habe ich mir eine dicke Haut zugelegt und mir angeeignet, mich von solchen Ereignissen schneller zu erholen.“