Für die Animationen der freundliche Hexe sind zwei Absolventen der Filmakademie Ludwigsburg für den Oscar nominiert Foto: Orange Eyes Limited 2012

Max Lang und Jan Lachauer, Absolventen der Ludwigsburger Filmakademie, sind für den animierten Kurzfilm „Room on the Broom“ für einen Oscar nominiert.

Max Lang und Jan Lachauer, Absolventen der Ludwigsburger Filmakademie, sind für den animierten Kurzfilm „Room on the Broom“ für einen Oscar nominiert.

„Es ist jedes Mal aufs Neue überwältigend“, sagt Animator Max Lang, der schon mit dem „Gruffalo“ nominiert war und nun mit Jan Lachauer „Room on the Broom“ („Für Hund und Katz ist auch noch Platz“) zum Leben erweckt hat. Um eine fröhliche Hexe mit explosiven Tränken geht es da, die zum Leidwesen ihrer verwöhnten Katze Hund, Frosch und Vogel einlädt, auf dem Besen mitzureisen, der bald bedenklich durchhängt. Und das mit einem dicken Drachen auf den Fersen, dessen Leibspeise Hexe ist. Am Ende steht die Erkenntnis, dass auch kleine Geschöpfe Großes bewirken können, wenn sie zusammenhalten.

Wie beim „Gruffalo“ („Der Grüffelo“, 1999) und bei „The Gruffalo’s Child“ (2004) stammt die Vorlage von der britischen Autorin Julia Donaldson und dem deutschen Illustrator Axel Scheffler. Auch die Kurzfilme sind deutsch-britische Kooperationen. Magic Light Pictures in London erwarb die Produktionsrechte und suchte eine Animationsfirma mit ähnlichem Anspruch: „Wir machen Projekte, die Qualität haben und in ihrem Herzen integer sind“, postuliert Produzent Michael Rose.

2008 fiel die Wahl auf das Studio Soi in Ludwigsburg, eine Gründung von Absolventen der dortigen Filmakademie. „Wir waren begeistert von dem Ansatz, den Jakob Schuh and Max Lang für den ,Gruffalo‘ hatten“, sagt Martin Pope von Magic Light Pictures – „ und von der hohen Qualität der Arbeiten des Studios.“ Tatsächlich hat das 2002 als bunter Talent-Pool gegründete Haus mit Filmen wie „Der Kleine und das Biest“ oder „Ernst im Herbst“ gezeigt, dass es inhaltlich ausgerichtet ist und auf eigene Handschriften setzt.

Die BBC hat die Donaldson/Scheffler-Adaptionen beauftragt als 25-Minüter für ihr jährliches „Christmas-Special“, das einst mit „Wallace & Gromit“ begann. Deutscher Sender-Partner wurde das ZDF. Die Aufgabe bestand darin, das relativ kurze, zweidimensionale Buch in 3D-Animation mit mehr Handlung zu übersetzen. „Wir wollten der Vorlage treu bleiben und die Geschichte ausweiten, ohne etwas dazuzuerfinden“, sagt Lang, der mit Donaldson das Drehbuch schrieb. „Wir haben überlegt, was zwischen den Bildern passieren könnte, und aus persönlichen Erfahrungen geschöpft. Die Katze wandert von ganz vorn auf dem Besen immer weiter nach hinten und hat dann noch den Vogel auf dem Kopf. Im Buch wird darauf nicht groß eingegangen, im Film zeigen wir, wie sie sich dabei fühlt – so ähnlich, wie wenn Geschwister sich streiten, wer im Auto vorne sitzen darf.“

Während der sechsmonatigen Drehbuchphase arbeiteten Lang und Lachauer schon daran, Axel Schefflers Illustrationen in den dreidimensionalen Raum zu übertragen. „Die größte Herausforderung sind Szenen, in denen es um kleine, subtile Dinge geht, in denen sich der Charakter der Figuren ausdrückt“, sagt Lachauer. „Wenn die Katze das Gesicht verzieht, müssen Feinheiten und Timing genau stimmen, damit es lebensecht wirkt.“

Die Bücher wie die Filme durchzieht der viel gepriesene englische Humor, den die deutschen Animatoren, einem alten Klischee zum Trotz, souverän bebildern. „Sie haben einen großartigen Sinn für Humor“, sagt Pope, „Max und Jan haben ‚Room on the Broom‘ mit warmherzigen, lustigen, geistreichen Momenten erfüllt.“

Wie zu den „Gruffalo“-Filmen hat René Aubry, der schon für Choreografinnen wie Pina Bausch komponierte, ausdrucksstarke Musik beigesteuert. „Die Filme sollen sich anfühlen wie aus einem Universum, auch wenn der dritte inhaltlich nichts mit den anderen zu tun hat“, sagt Lang, „und Renés Musik spielt dabei eine wichtige Rolle als verbindendes Element.“

Es gibt noch einige weitere Bücher von Donaldson und Scheffler, und Magic Light Pictures würde auch gerne noch eines verfilmen – „es ist aber noch nichts entschieden“, sagt Pope.

Max Lang weiß inzwischen aus eigener Anschauung, wie Kinder reagieren, seine Tochter ist drei. „Es ist spannend zu sehen, was kleinen Menschen wichtig ist“, sagt er – „oft sind das ganz andere Dinge als bei Erwachsenen.“