Auf dem Rücken eines Artisten lässt sich’s prächtig rotieren. Foto: factum/Weise

Die Truppe des Zirkus Roncalli lockt Hunderte Besucher zum Blick hinter die Kulissen ihrer Traummaschine am Schloss.

Ludwigsburg - Die Frage nach der Zuschauerzahl lässt sich erfreulich leicht beantworten. Üblicherweise rätseln und schätzen Medienvertreter bei Großereignissen, wie viele Menschen denn nun teilgenommen haben könnten. Beim Tag der offenen Tür des Zirkus Roncalli am Ludwigsburger Barockschloss fällt die Antwort klar aus: es sind genau 1499. Warum?

Sobald die Zahl auf 1500 oder mehr steige, erläutert der charmante Zirkusmoderator Patrick Philadelphia am Sonntagmittag im großen Zelt, müsse der Zirkus extra einen Feuerwehrwagen mit Besatzung dafür buchen. Weil das ziemlich teuer sei (rund 600 Euro) und der Zirkus selbst gut geschultes Personal habe, könne man sich das sparen – was die logische Zahl von 1499 Besuchern ergebe.

Hitze unter der Zirkuskuppel

Zahlen, Daten, Fakten sind auch sonst das Motto des Moderators bei den kostenlosen Mitmach-Vorführungen im Zirkuszelt. Exakt 36 Meter und 80 Zentimeter messe das Zelt im Durchmesser, die hinteren 80 Zentimeter seien den Scala-Sitztribünen geschuldet. 50 Personen seien vier Tage lang damit beschäftigt, das Zelt aufzubauen. Der Zirkus reise als einer von nur zweien in Europa (der andere ist Charles Knie), der mit der Bahn zu den Vorstellungen reise. 40 Bahnwaggons hätten die 110 Mitarbeiter des Zirkus mit ihrer Ausstattung zum Güterbahnhof Kornwestheim gebracht. 40 Transporter seien zudem flankierend unterwegs.

Noch eine aktuelle Zahl ließ Philadelphia die Zuschauer am eigenen Leib erfahren: bis zu 60 Grad heiß könne es unter der Zirkuskuppel werden. „Für die Trapezkünstler ist das eine riesige Belastung.“ Deshalb habe sich das Technik-Team eine clevere Lösung ausgedacht. Ein Knopfdruck genügt, schon öffnet sich die Zeltkuppel. Der Zuschauer in den vorderen Rängen registriert’s in Form eines wohltuenden Schauers auf der Haut.

Zirkus lädt zum Mitmachen

Doch hier wird nicht nur Theorie doziert, sondern zum Mitmachen eingeladen. Vier Männer werden in der Manege zu einer Art menschlichem Tisch ineinander verschränkt. Ein junger Zuschauer darf sich bei einem Artisten auf den Rücken schwingen und gerät dort im wörtlichen Sinne kräftig ins Rotieren – in einem mannshohen Reif.Und ein kleiner Bub darf einen imaginären Bumerang im Zirkuszelt schleudern – eine hübsche Gelegenheit übrigens für das Soundteam, um den Dolby Surround Klang im Hightech-Zelt vorzuführen. Das unsichtbare Wurfgeschoss schwirrt rings um die Manage und trifft dann einen unschuldigen Zirkusmitarbeiter, der gerade sauber machen wollte. Der Mann hält sich den Kopf und taumelt zu Boden. „Das hast du prima gemacht“, scherzt der Moderator.

Als eine Art Bumerang soll auch dieser kostenlose Tag der offenen Tür fungieren. Es sind vor allem Familien, die am Sonntagvormittag die Zirkuswagen inspizieren, Ponys streicheln, beim Füttern zuschauen, selbst Popcorn futtern oder sich von Clowns schminken lassen. Noch bis zum 7. August ist der Zirkus im Rahmen seiner 40-Jahr-Jubiläumstournee zu Gast am Ludwigsburger Schloss. Das Zirkusgeschäft ist sehr personalintensiv, die Karten dementsprechend viel teurer als Kinotickets. Da kann eine kostenlose Kostprobe sicher helfen, das Zirkuszelt zu füllen. Natürlich mit weniger als 1500 Zuschauern auf einmal.

Karten online erhältlich