Ronald Geiger ist Bernd Lucke und dessen politischer Linie treu geblieben. Foto: Archiv Sägesser

Ronald Geiger aus Sillenbuch hat der AfD den Rücken gekehrt – und ist nun zum stellvertretenden Vorsitzenden des Landesverbands der neuen Alfa-Partei gewählt worden. Warum er nicht mehr in den Bezirksbeirat will, erklärt er im Interview.

Sillenbuch - Ronald Geiger vertrat nach der Gemeinderatswahl im Jahr 2014 die AfD im Sillenbucher Bezirksbeirat. In der Auseinandersetzung um den Kurs der Partei hielt er dem Gründer Bernd Lucke die Treue und verließ die AfD nach dem Parteitag im Juli. Dabei wurde Frauke Petry zur Vorsitzenden gewählt. Sie galt ihren innerparteilichen Gegnern als rechtsorientiert. Geiger ist nun zum stellvertretenden Vorsitzenden des baden-württembergischen Landesverbands der neuen Lucke-Partei Alfa gewählt worden. Im Interview spricht der Sillenbucher über seine Ziele und erklärt, warum er nicht länger im örtlichen Bezirksbeirat mitarbeiten will.

Herr Geiger, Sie haben den Parteitag der AfD im Juli erlebt und nun die Gründung des baden-württembergischen Landesverbands von Alfa. Wie war die Stimmung bei dieser Veranstaltung im Vergleich zum Essener Parteitag der AfD?
Der Alfa-Parteitag war das komplette Gegenteil des AfD-Parteitags. Bei Alfa sind Menschen zusammengekommen, die vernünftig und pragmatisch Politik machen wollen. In der AfD gab es am Ende zu viele, die vor allem den rechten politischen Rand besetzen wollen.
Ist es nicht zu einfach, wenn Alfa sich nun von der Entwicklung der AfD vor der Spaltung der Partei distanziert, obwohl die Alfa-Mitglieder einst auch den AfD-Kurs mitgetragen haben?
In wichtigen Punkten entspricht die AfD doch nicht mehr ihrer ursprünglichen Ausrichtung. Da haben sich Gruppen gebildet, die etwas ganz anderes wollen. Am Ende gab es zwei Parteien in der AfD. Das Problem hatten auch andere junge Parteien. Die Piraten haben sich wegen des Datenschutzes gegründet, so wie die AfD wegen der Eurokrise. Dann haben sich die Piraten über ganz andere Fragen zerstritten, und wir haben uns eben gespalten.
Mit Alfa gibt es nun eine weitere Partei, die sich neben CDU/CSU als bürgerlich bezeichnet. Wie wollen Sie verhindern, dass sich FDP, Alfa und AfD nur gegenseitig die Stimmen wegnehmen und der von Ihnen beanspruchte Platz am Ende allein von der Union besetzt wird?
Die AfD sehe ich nicht als Konkurrent im bürgerlichen Lager. Sie ist jetzt vor allem attraktiv für ehemalige Wähler der Republikaner oder der Pro-Parteien. Die FDP hat auf der anderen Seite die Europolitik mitgetragen. Da unterscheiden wir uns deutlich. Jeder fünfte Unions-Abgeordnete hat im Bundestag gegen das dritte Hilfspaket für Griechenland gestimmt. Unter den FDP-Mitgliedern gab es schon 2011 viel Widerstand gegen den ESM. Wir sprechen alle Wähler an, die mit der Europapolitik von Merkel und Schäuble unzufrieden sind.
Warum nutzen Sie nicht die Möglichkeit, Alfa im Sillenbucher Bezirksbeirat zu repräsentieren?
Der Bezirksbeirat hat eine beratende Funktion. Er kann nur etwas erreichen, wenn die Bezirksbeiräte die Stadträte im Gemeinderat überzeugen. Da sitzt aber niemand von Alfa. Ich könnte also kaum noch etwas für den Stadtbezirk Sillenbuch erreichen.
Das Gespräch führte Cedric Rehman.