Alle lieben den Mops Anton, den die Rektorin Susanne Kolbe in die Schule mitbringt. Foto: Foto: sk

An der Haldenschule in Rommelshausen gibt es einen ausgebildeten Schulhund. Der Mops Anton ist der Freund aller Schüler.

Anton kann es kaum erwarten, ins Klassenzimmer mitgenommen zu werden. Das kleine Power-Paket dreht sich um die eigene Achse, scharrt mit den Pfoten und guckt mit seinen großen runden Augen erwartungsvoll zu seinem Frauchen auf. „Wann geht’s denn endlich los?“, scheint er zu fragen. Wenn Anton „Schultag“ hat – und das ist in der Regel jeden Mittwoch – , kommen die Kinder besonders gern in die Haldenschule. Der Mops von Rektorin Susanne Kolbe öffnet ihre Herzen und sorgt für gute Stimmung.

Manchmal nimmt Anton sogar am Mathematikunterricht teil

Manchmal nimmt Anton sogar am Mathematikunterricht teil. Dann reißen sich die Kinder darum, Aufgaben zu lösen, erzählt die Rektorin. Denn für jede richtige Antwort bekommt Anton ein Leckerli. Eigentlich ist das ein bisschen ungerecht, schließlich hätten fixe Schüler die Belohnung selbst verdient. Aber Susanne Kolbe sagt: „Die Kinder sind motiviert und freuen sich, wenn sie Anton zu einem Leckerbissen verhelfen können.“

Anfangs hatten manche Schüler Berührungsängste, berichtet die Hundehalterin. Aber je mehr sie über die Vierbeiner im allgemeinen und Anton im speziellen erfuhren, desto mehr wurden sie Mops-Fans. „Zuerst war ich ein bisschen aufgeregt, ich wusste ja noch nicht, wie lieb der Hund ist“, sagt Eduard aus der vierten Klasse.

Susanne Kolbe merkte schnell wie gut die Begegnung mit dem Tier manchen Kindern tat

Susanne Kolbe hat sich 2006 ihren Kindheitswunsch erfüllt und sich einen Mops zugelegt. Nicht irgendeinen, sondern einen Rassehund mit adliger Herkunft: Anton kommt aus der Zuchtstätte „von Cyrano de Bergerac“ in Saarbrücken. Damals war sie Lehrerin an der Grundschule in Korb. Ein paar Mal brachte sie ihren Hund zum Sachkundeunterricht mit. Sie merkte schnell, wie gut die Begegnung mit dem Tier manchen Kindern tat. Vor allem schwierige Kinder oder solche mit wenigen Freunden erlebten, wie Anton sie ganz unvoreingenommen in sein großes Hundeherz schloss.

Ein extrem schwieriges Geschwisterpaar, das keine Lehrerin mehr auf Ausflüge mitnehmen mochte und das ständig den Unterricht störte, war wie verwandelt, als sie Anton auf die Exkursionen mitkam und die Kinder sich um ihn kümmern durften, berichtet die Rektorin. „Empathie entwickeln, das können Kinder heute immer weniger. Sie wissen oft nicht mehr, was tut anderen gut und was nicht“, sagt die Pädagogin. Über den guten Umgang mit dem Hund können sie lernen, auf ihre Kameraden und deren Gefühle Rücksicht zu nehmen.

Anton wird vom Malteser Hilfsdienst zum Therapie- und Besuchshund ausgebildet

Bestätigt durch die ersten guten Erfahrungen, ließ Susanne Kolbe ihren Anton schulen. Er wurde vom Malteser Hilfsdienst zum Therapie- und Besuchshund ausgebildet. Der Einsatz an der Haldenschule ist vom Schulamt Backnang offiziell genehmigt. Antons Anwesenheit verändert die Kinder positiv. Sie gehen lieber zur Schule, Außenseiter werden integriert, positive Sozialkontakte entstehen. Wenn Susanne Kolbe sagt, dass Anton kein lautes Geschrei mag, herrscht Ruhe im Klassenzimmer. Neben dem Kontakt zum Tier sorgt Anton unter den Schülern für Gespräche und schult deren kommunikativen Fähigkeiten.

Auch momentan findet wieder eine Einzeltherapie statt. Ein Junge zeigte wenig Sensibilität und Einfühlungsvermögen gegenüber Mitschülern. Deshalb erfuhr er viel Ablehnung und hatte wenig Kontakte. Er darf jetzt in der Pause oft mit Anton Gassi gehen und ihn über den Schulhof führen. Dort wird der Schüler jetzt von den anderen Kindern umringt und hat deutlich mehr soziale Kontakte. Mehr und mehr lernt er, Empathie zu entwickeln.

Aufgepasst: Mops Anton mopst gerne Pausenbrote

Hat Anton eigentlich gar keine Unarten? „Manchmal mag er uns so gern, dass er uns übers Gesicht leckt“, sagt die zehnjährige Isabel. „Und wenn man den Ranzen nicht richtig zumacht, mopst er unsere Pausenbrote“, verrät Dominik.