Das Bürgerhaus – hier eine Archivaufnahme – wird teurer. Foto: Patricia Sigerist

Die Gesamtkosten für das neue Bürgerhaus in Kernen liegen mittlerweile bei mehr als neun Millionen Euro. Zuletzt wurde die Tiefgaragendämmung fast drei Mal so teuer wir geplant.

Kernen-Rommelshausen - Schon wieder eine drastische Baukostensteigerung bei einem Auftrag für das Bürgerhaus: Die Tiefgaragen-Dämmung wird aufgrund des Angebots des günstigsten Bieters 90 000 Euro statt, wie der Kostenansatz es erwarten ließ, 32 000 Euro kosten. Dies gab der Beigeordnete Horst Schaal in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats Kernen bekannt. „Das ist ärgerlich, eine erschreckende Diskrepanz“, sagte Schaal, der das Bauamt leitet, vor dem Gemeinderat. Eine Abhilfe wusste er allerdings auch nicht zu empfehlen. Der Gemeinderat segnete die Vergabe an die günstigste Bieterfirma nach kritischen Fragen einstimmig ab.

Für einen Großteil der Mehrkosten sind Mitarbeiter im Büro des Bürgerhaus-Architekten Michael Auerbacher verantwortlich: „Sie haben allenfalls die Hälfte der Flächen erfasst und deshalb nur Kosten von 32 000 Euro berechnet“, kritisierte Schaal. Damit liegt das Angebot um 58 000 Euro über dem Kostenansatz. Damit allerdings nicht genug: Selbst wenn die Flächen vollständig erfasst werden, kommen erst Kosten von 65 000 bis 70 000 Euro zusammen. „Das ist der eigentliche Bezugspunkt. Jetzt kommen Kosten durch die Bauverzögerung hinzu“, sagte Schaal.

Dem Kostenansatz der Architekten lag das Preisniveau des ursprünglichen Angebots aus dem beauftragten Rohbauunternehmen, der Firma Moser, zugrunde. „Aus für die Verwaltung nachvollziehbaren bauorganisatorischen Gründen wurden auf Anregung der Architekten die Teilleistungen für die Wärmedämmung der Tiefgarage aber beim Leistungsumfang der Firma Moser herausgenommen“, sagt der Bauamtsleiter. Der Auftrag wurde im Bauzeitenplan an eine Stelle kurz vor der Fertigstellung nach hinten geschoben. Die Folge: Die Firma Moser, mit der die Gemeindeverwaltung ohnehin im Streit um mögliche Mängel lag, weigerte sich, den Auftrag Monate nach Abschluss ihrer sonstigen Arbeiten nachträglich noch zu erledigen. Ihre günstigen Angebotspreise konnte die Gemeinde bei der späteren separaten Ausschreibung jedoch nicht mehr erzielen.

Die Gesamtkosten liegen jetzt bei mehr als neun Millionen

Dazu führte auch die notwendige Anpassung der Dämmarbeiten an die bereits ausgeführten Installationen an der Tiefgaragen-Decke. Eine zusätzlich ausgeschriebene Schutzlage für die inzwischen fertig gestellte Tiefgaragenbeschichtung war ebenfalls nicht in der Kostenberechnung enthalten. Dass die Dämmarbeiten erst nach den Installationen vorgenommen wurden, verteidigte Bauamtsleiter Schaal: „Die beauftragten Handwerker für das Parkleitsystem hätten sonst durch eine Schicht von 8 Zentimeter Dicke bohren müssen, um ihre Installationen zu befestigen. Das fanden sie nicht zumutbar.“

Da die meisten Aufträge für das Bürgerhaus jetzt vergeben sind, sind weitere Kostensteigerungen nicht zu erwarten. Dies betonte der Beigeordnete auf eine Nachfrage von CDU-Gemeinderat Helmut Heissenberger. Die Gesamtkosten für das Bürgerhaus liegen inzwischen bei mehr als neun Millionen Euro.