Der Bolzplatz in der Seestraße soll einem oder zwei Wohnhäusern weichen. Foto: Sigerist

Eine Bürgerinitiative wehrt sich gegen die Pläne der Gemeinde Kernen, Wohnhäuser für anerkannte Asylbewerber auf dem Bolzplatz in der Seestraße zu bauen. Sie befürchtet, dass Kindern und Jugendlichen nicht mehr genug Fläche zum Spielen bleibt.

Rommelshausen - In einem umfangreichen Schreiben der Sprecher in der neugegründeten Bürgerinitiative Bolzplatz Seestraße gehen die Anwohner mit der neuen Planung zweier Asylbewerber-Wohnheime auf der bisherigen Grünfläche ins Gericht. Sie kritisieren die Pläne für 60 bis 80 Menschen als eine „barackenartige Blockbildung“. Thorsten Hergemöller, Ben Naceur und Günter Wahler nennen dies eine „Massenbelegung“ und bezweifeln, dass solche Neubauten der Integration dienen könnten. Durch den Verlust des Bolzplatzes, der einzigen öffentlich zugänglichen Grünfläche für die Gebiete Halde Süd und Rosenäcker und damit für etwa 150 Kinder und Jugendliche, fehle künftig der Frei- und Bewegungsraum.

Der Spielplatz wird intensiv genutzt

„Der Spielplatz wird durch viele Kinder, Jugendliche und Hobby-Gruppen intensiv genutzt“, schreibt die Bürgerinitiative. Auch eine vorerst nur teilweise Bebauung durch ein Gebäude akzeptiert sie nicht. Solch eine neue Grünfläche müsse parallel zur Aufstellung des Bebauungsplans auf Dauer für Sport und Spiel gesichert und gleichzeitig mit dem ersten Baggerbiss übergeben werden, fordern die Mitglieder der Initiative. Sie gehen allerdings davon aus, dass es gar keine gleich große geeignete Ersatzfläche in der Nähe gibt. Die Pflichtaufgabe der Gemeinde, für die Anschlussunterbringung von Asylbewerbern zu sorgen, „darf nicht dazu führen, dass unsere Kinder ,auf die Straße’ abgedrängt werden“, heißt es in dem Schreiben.

Bürgerinitiative lehnt den Bau großer Häuser ab

Der Wohnungsbau in der Seestraße gehört zu drei neu überplanten Grundstücken, mit denen der Gemeinderat Kernen die erwartete Nachfrage nach Wohnraum für Asylbewerber in der Anschlussunterbringung decken will. Die Bürgerinitiative Bolzplatz Seestraße lehnt den Bau großer Häuser ab. „Das Ziel muss sein: Humane Unterbringung – möglichst dezentral“, heißt es in dem Schreiben. So sollten die erwarteten Neubürger in kleinen Einheiten von zehn bis zwölf Bewohnern gleichmäßig auf die beiden Orte verteilt werden. Vorrangig solle die Gemeindeverwaltung bestehende Wohnungen anmieten. „Nur zu behaupten, das gehe nicht, ist leicht. Wir halten ein solches Konzept für realisierbar“, ist die Bürgerinitiative überzeugt. „Dabei möchten wir nicht unerwähnt lassen, dass wir seit Jahren mit den Nachbarn der Obdachlosenunterkunft, gut und unproblematisch zusammen leben. Nicht zuletzt der Bolzplatz und die Grünflächen haben zu ersten Kontakten geführt; heute spielen die Kinder gemeinsam und gehen bei uns ein und aus.“

Wenn Bauten zusätzlich notwendig werden, sollte dies nach ihrer Meinung auf innerörtlichen Brachflächen oder auf Baulücken in zentraler Lage mit Anschluss an den öffentlichen Nahverkehr geschehen. Sie verweisen auf die neuen Wohngebiete Kleines Feldle III in Stetten und die Tulpenstraße in Rommelshausen.

Die Seestraße sei schon sehr belastet

Die Seestraße sei schon jetzt zu sehr belastet vom Verkehr, wird weiter bemängelt, der Kanal nicht ausreichend dimensioniert. Auch ökologische Gründe werden angeführt: Für Vögel und Fledermäuse sei das zur Überbauung vorgesehene Gebiet, das unmittelbar an das Biotop bei der Haldenstraße angrenzt, ein Rückzugsgebiet. Die geplanten Gebäude bildeten einen Riegel und versperrten den Kaltluftzug.

Insgesamt hat die Initiative „die begründete Sorge, dass die Gemeindeverwaltung über die Köpfe der Bürger hinweg entscheiden will.“