Ein Besucher betrachtet 2008 in der Ausstellung 'Mythos Rommel' im Haus der Geschichte in Stuttgart ein Gemälde des Generalfeldmarschalls Erwin Rommel. Foto: dpa

Gegen die Darstellung seines Vaters in einem SWR-Film hat Manfred Rommel Bedenken geäußert.

Stuttgart - Wie stand der legendäre Generalfeldmarschall Erwin Rommel zum Diktator Adolf Hitler? Wie involviert war er in den Nationalsozialismus? Diese Fragen beschäftigen seit 1944 gelernte Historiker und Laien. Jetzt haben sie neue Brisanz.

Manfred Rommel, Sohn des Generalfeldmarschalls und früherer Stuttgarter Oberbürgermeister, hat beim Südwestrundfunk (SWR) Bedenken gegen die Darstellung seines Vaters in einem geplanten Rommel-Film angemeldet. Die Ehefrau des schwer an Parkinson erkrankten Altoberbürgermeisters schrieb im Namen ihres Mannes an den SWR-Intendanten Peter Boudgoust.

Der Kernpunkt: Die persönliche Entwicklung Erwin Rommels werde im Drehbuch nicht genügend herausgearbeitet. Es könne Boudgoust doch nicht recht sein, wenn bei jeder Ankündigung des Films der Filmheld als Günstling, Emporkömmling und Nazi-verbrecher tituliert werde. "Das stimmt doch einfach nicht. Das sind Lügen", soll es in Manfred Rommels Brief heißen. Sein Vater habe Hitler am Anfang zwar als Freund der Armee geschätzt. Die gegenseitige Wertschätzung habe aber ein jähes Ende gefunden, als Rommel vor El Alamein in Afrika Hitlers "Sieg oder Tod"-Befehl verweigert, eigenmächtig den Rückzug angetreten und dadurch vielen das Leben gerettet habe.

Filmemacher bescheinigen sich historische Genauigkeit

"Da wurde ein intensiver Entwicklungsprozess, der mindestens zwei Jahre dauerte, auf sieben Monate vor Rommels Tod verkürzt", sagt auch Manfred Rommels Tochter Cathérine. Außerdem werde in dem Film die Tochter von Adeligen auftauchen, deren Schloss in Frankreich zu Rommels Befehlszentrale wurde. "Diese Comtesse, die einen Anschlag auf Rommel plant, gab es nie." Auch die Todesszene, als der Kriegsheld Besuch von zwei Generalen hat, die ihn der Verschwörung gegen Hitler beschuldigen und zum Selbstmord auffordern, stört Cathérine Rommel: "Da werden den Beteiligten Worte in den Mund gelegt, die nach unserer Auffassung so nicht gefallen sein können." Rommel werde als Spielball zunächst von Hitler, dann der Verschwörer dargestellt. Das werde seiner Persönlichkeit nicht gerecht.

Derlei Ungereimtheiten lösten den Widerspruch der Familie aus, zumal die Filmemacher sich historische Genauigkeit bescheinigt hätten. Leider habe man die letzte Fassung des Drehbuchs erst zwei Wochen vor Drehstart zu Gesicht bekommen.

Produzent versteht Aufregung nicht

Wenige kleinere Korrekturen hätten aber ausgereicht, um die größten Bedenken auszuräumen. Der Wirbel, den die Kontroverse nun verursacht, sei bedauerlich. Dass der Brief an die Öffentlichkeit gelangte, habe die Familie überrascht. Doch Überraschung äußert nicht nur sie.

Der zuständige Produzent der von SWR und anderen Kooperationspartnern beauftragten Firma Teamworx, Nico Hofmann, versteht die Aufregung nicht. Das Drehbuch sei nicht reißerisch, äußerte er sich in den Medien. Auch der SWR zeigte sich überrascht über die Öffentlichkeit, zumal man nach dem Eingang des Briefes "sehr intensiv und konsensual miteinander geredet" habe. An dem Treffen nahmen SWR-Fernsehspielchefin Christine Strobl, Produzent Hofmann und Cathérine Rommel teil. Das Ergebnis: Man wolle telefonisch und persönlich im Gespräch bleiben, erklärte der SWR. Er steht zum Drehbuch. Namhafte Historiker hätten die Qualität bestätigt.

Cathérine Rommel sagt, es sei weniger ein Gespräch gewesen, Teamworx habe schriftliche Stellungnahmen vorgelegt. Sie hält sich lieber an die historischen Einschätzungen, die die Ausstellung "Mythos Rommel" im Haus der Geschichte prägten.