Waldemar Diede (mit Ball) ist mit 63 Jahren der älteste Spieler im Rollstuhl-Rugby-TeamWilde Schwaben des TSV Schmiden, Foto: Alessandro Marcigliano

Das Rollstuhl-Rugby-Team Wilde Schwaben des TSV Schmiden will am Samstag beim Finalturnier der Regionalliga-Süd den Meistertitel erfolgreich verteidigen.

Ob Mehmet Kücük das gemeinsame Training in der vergangenen Woche mit den Wilden Schwaben, dem Rollstuhl-Rugby-Team des TSV Schmiden, etwas gebracht hat, wird sich an diesem Samstag zeigen. Da bestreiten die Karlsruhe Griffins, Mehmet Kücüks angestammtes Team, und die Wilden Schwaben um 11 Uhr das erste Spiel beim Finalturnier der besten vier Teams der Regionalliga-Süd in der Sporthalle am Schmidener Weg. „Ich werde meinen Jungs sagen, was der Gegner kann“, sagt Mehmet Kücük und lacht – ebenso wie Rudolf Dumler, sein Schmidener Kontrahent und Organisator des finalen Spieltags.

Beide Akteure wissen nur zu gut, dass es am Samstag auch auf die Tagesform ankommen wird. Zumal an besagtem Trainingsabend gar nicht alle Stammspieler der Wilden Schwaben da waren und sich außer Mehmet Kücük noch weitere Gastspieler im Training tummelten. „Das ist nichts Außergewöhnliches. Wir und auch die anderen Teams sind um jeden Trainingsgast froh. Je mehr Spieler wir sind, desto effektiver können wir das Training gestalten“, sagt Rudolf Dumler.

Manche Spieler fahren lange Strecken ins Training

Manche Spieler nehmen dafür weite Fahrstrecken in Kauf. Wie Mehmet Kücük, der im 140 Kilometer entfernten Achern wohnt. Für den gelernten Gerüstbauer, der seit einem Arbeitsunfall vor 18 Jahren querschnittgelähmt ist, ist Rollstuhl-Rugby seit acht Jahren ein ganz wichtiger Bestandteil seines Lebens geworden. Davor habe er das Leben im Rollstuhl „überhaupt nicht“ akzeptieren können. „Ich trainiere noch regelmäßig in Tübingen, in Freiburg und in Karlsruhe“, sagt er.

Die Teams verfolgen eine Taktik

Im Training in Schmiden ging es wie immer krachend zur Sache – wenn die Spieler in ihren Spezialrollstühlen (Kostenpunkt zwischen 8000 und 14 000 Euro) im Kampf um den Ball ineinanderrauschen. „Rollstuhl-Rugby ist ein bisschen wie Schach mit Autoscootern“, sagt Beckie Lord, die Freundin von Rudolf Dumler und am Samstag auch als Schiedsrichterin im Einsatz. Auch wenn das Geschehen auf dem Spielfeld für den Außenstehenden zunächst etwas vogelwild erscheinen mag, die Teams verfolgen durchaus eine Taktik, alle vier Mitspieler haben ihre eigenen ganz speziellen Aufgaben. Und so müht sich der 40-jährige Rudolf Dumler, der nach einem Badeunfall als junger Mann vom fünften Halswirbel an gelähmt ist, als Defensivspieler in den Weg der gegnerischen Angreifer zu stellen. Farid Al Saleh, 38, ein Flüchtling aus Syrien, ebenfalls nach einem Badeunfall vor 16 Jahren querschnittgelähmt, ist dagegen der Mann für die einfachen Tore. Wenn der Ball von einem Mitspieler in den freien Raum geworfen wird, eilt er mit seinem Rollstuhl dorthin, nimmt den Ball gekonnt auf und fährt über die Torlinie. „Ich hoffe, das klappt beim Finalturnier auch so gut“, sagt er. Immerhin gehen die Wilden Schwaben um ihren Senior Waldemar Diede als Titelverteidiger ins Rennen.

Der Zeitplan

Das Finalturnier der besten vier Teams der Regionalliga-Süd findet am Samstag in der Sporthalle am Schmidener Weg 6 statt. Um 11 Uhr spielen die Wilden Schwaben gegen die Karlsruhe Griffins, um 12.15 Uhr die Donauhaie Illerrieden gegen die Koblenz Speedos. Die jeweiligen Verlierer bestreiten um 14.30 Uhr das Spiel um Platz drei, die Sieger um 15.45 Uhr das Finale. Der Eintritt für Zuschauer ist frei.